Lockerungen nicht zu erwarten: Reisen an Ostern? Vergesst es lieber!
Frankreichs Präsident Macron schickt die Franzosen wieder in den Lockdown. Die Entscheidung zeigt, was auch in Deutschland bevorstehen könnte. Ein Kommentar.
Emmanuel Macron glaubte, schlauer als die Wissenschaft sein zu können. Frankreichs Präsident studierte selbst die einschlägigen wissenschaftlichen Publikationen zum Verlauf der Pandemie. So dachte er, sich selbst unabhängig vom Rat der Experten machen und seinen Landsleuten einen weiteren Lockdown ersparen zu können. Er hat sich getäuscht.
Spätestens als Macrons Premierminister Jean Castex am Donnerstagabend verkündete, dass in den kommenden vier Wochen für 21 Millionen Franzosen wieder verschärfte Ausgangsbeschränkungen gelten, war klar, dass die dritte Corona-Welle stärker ist als Macrons Lockerungs-Wille.
Denn die Wissenschaft hat Recht behalten gegenüber der Vorstellung Macrons, die Verbreitung der britischen Corona-Variante allein mit einer landesweiten nächtlichen Ausgangssperre und einigen lokalen Beschränkungen eindämmen zu können. Der jetzt verfügte Lockdown greift nun vor allem flächendeckend im Großraum Paris und in der Region Hauts-de-France an der Grenze zu Belgien.
Die Entscheidung in Frankreich deutet an, wohin auch in Deutschland die Reise beim bevorstehenden Bund-Länder-Treffen am Montag gehen könnte.
Großflächige Lockerungen sind – Ostern hin oder her - nicht zu erwarten. Wie gering der Spielraum ist, haben Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller am Donnerstag nach der Ministerpräsidentenkonferenz bereits deutlich gemacht. „Die Zahlen sprechen einfach eine andere Sprache“, sagte Müller.
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Dabei wandelt die Politik, in Deutschland, in Frankreich und auch anderswo in Europa, in der Pandemiebekämpfung auf einem schmalen Grad. Die Wirtschaft darf trotz der notwendigen Einschränkungen nicht abgewürgt werden, gleichzeitig muss aber die Zahl der sozialen Kontakte abgewürgt werden. Man könnte auch sagen: Arbeiten ja, feiern nein.
Ansagen der Politik verfangen in der Bevölkerung immer weniger
Viele wollen allerdings bei diesem Kurs nicht mehr mitgehen. Die Corona-Müdigkeit ist ja auch menschlich verständlich. Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz hat bereits treffend deutlich gemacht, dass politische Corona-Predigten von der Kanzel herab inzwischen bei der Bevölkerung nicht mehr verfangen.
Die Politik hat diesem Umstand inzwischen Rechnung getragen. In Frankreich bedeutet dies beispielsweise, dass den jetzt vom Lockdown betroffenen Bürgern diesmal mehr Freiraum gewährt werden als noch bei der Verhängung der Not-Maßnahmen im vergangenen Jahr. „Bremsen ohne einzuschließen“ – so nennt die Regierung ihre Linie mit Blick auf das Virus und den Bewegungsradius der Bürger.
Viele werden die neuen Beschränkungen aber dennoch als Zumutung empfinden. Das dürfte beispielsweise für diejenigen gelten, die in Frankreich über Ostern eine Zugreise in andere Regionen des Landes gebucht haben. Dies ist nun mit den neuen Bestimmungen verboten. Auch wenn Castex erklärt hat, die Regierung wolle die Bürger nicht „infantilisieren“, so wird es dennoch strikte Kontrollen brauchen, um die Einhaltung des Shutdown zu überprüfen.
Auch in Deutschland müssen sich die Bürgerinnen und Bürger inzwischen darauf einstellen, dass sie auf eine Osterreise in vielen Fällen wohl werden verzichten müssen. Immerhin gibt es lokale Hoffnungsschimmer. In Tübingen geht es inzwischen erst zum Schnelltest und dann ins Theater. Und in der Hauptstadt spielt das Berliner Ensemble heute Abend vor Zuschauern, die einen Corona-Test vorweisen können. Und dafür muss man sich noch nicht einmal groß fortbewegen.