Untersuchungsbericht: Rakete beim Abschuss von Flug MH17 stammte von russischer Armee
Vor knapp vier Jahren wurde das malaysische Passagierflug MH17 über der Ostukraine abgeschossen, fast 300 Menschen starben. Nun ordnen Ermittler die Rakete einer russischen Militärbrigade zu.
Fast vier Jahre nach dem Abschuss von Flug MH17 über der Ostukraine haben internationale Ermittler die Rakete einer russischen Militärbrigade zugeordnet. Die von den Niederlanden geleitete Untersuchungskommission sei zu dem Schluss gekommen, dass die Rakete vom Typ Buk-Telar, mit der die Passagiermaschine von Malaysia Airlines im Juli 2014 abgeschossen wurde, von der 53. Flugabwehrbrigade im russischen Kursk "stammte", erklärte der Ermittler Wilbert Paulissen am Donnerstag in Utrecht. "Die 53. Brigade ist Teil der russischen Streitkräfte", fügte er hinzu.
Der Kreis der Verdächtigen habe sich auf ein paar Dutzend reduziert, sagte der leitende Staatsanwalt Fred Westerbeke. „Wir untersuchen nun gezielt, inwieweit die betreffende Brigade selbst aktiv am Abschuss der Maschine beteiligt war.“ Russland weist alle Vorwürfe entschieden zurück.
Flug MH17 war am 17. Juli 2014 auf dem Weg vom Flughafen Schiphol in den Niederlanden nach Kuala Lumpur über der Ostukraine abgestürzt. Unter den 298 Insassen waren 196 Niederländer. Die ukrainische Regierung und der Westen vermuten schon lange, dass prorussische Rebellen das Flugzeug mit einer aus Russland stammenden Boden-Luft-Rakete abgeschossen haben. Moskau sieht die Verantwortung dafür hingegen bei der ukrainischen Armee. Auch die ukrainische Armee hatte Raketen russischer Bauart in ihren Beständen.
Von den Niederlanden geleitete strafrechtliche Ermittlungen waren bereits im September 2016 zu dem Ergebnis gekommen, dass die malaysische Maschine über dem Gebiet der prorussischen Separatisten unter Beschuss geraten sei. Kurz zuvor sei eine Buk-Rakete aus Russland geliefert und der Raketenwerfer nach dem Abschuss wieder "zurück nach Russland" gebracht worden.
Russland weist weiterhin jede Verantwortung zurück. Das sei eine alte Geschichte, die schon 2014 durch die Medien gegangen sei, sagte der russische Botschafter bei der EU, Wladimir Tschischow, der Agentur Interfax in St. Petersburg. Die pro-russischen Separatisten in der Ostukraine wiesen die Vorwürfe ebenfalls zurück. Sie hätten keine russischen Buk-Systeme gehabt, sagte ihr Sprecher Eduard Bassurin der Agentur Interfax.
"Wir kommen den Verantwortlichen immer näher"
Das Ermittlerteam klagte über mangelnde Kooperation der russischen Behörden. An dem internationalen Team unter niederländischer Leitung beteiligen sich Malaysia, Australien, Belgien und die Ukraine.
Die Ermittler hatten anhand zahlreicher Videos und Fotos vor allem aus den sozialen Netzwerken die Route des Raketensystems rekonstruiert. Am 23. Juni 2014 war ein Militärkonvoi aus Kursk Richtung Ukraine abgefahren. Dazu gehörte auch das Fahrzeug mit dem Buk-System. Es habe charakteristische einzigartige Kennzeichen und sei dadurch „zweifelsfrei identifiziert“ worden. Chefermittler Paulissen sprach von einem „Fingerabdruck“.
Namen von Verdächtigen wurden bewusst nicht genannt. „Das kann den Ermittlungen schaden“, sagte Paulissen. Erneut riefen die Ermittler die Öffentlichkeit zur Mithilfe auf. So wollen sie wissen, wer zu der Mannschaft des Buk-Systems gehörte, wer ihr Kommando hatte und mit welchem Befehl sie in die Ukraine gezogen war.
Staatsanwalt Westerbeke sprach von großen Fortschritten. „Wir kommen jetzt in die letzte Phase und kommen den Verantwortlichen immer näher.“
Zusätzlich wurden weitere Details über die Rakete selbst bekanntgeben. Auf zwei Teilen, die an der Absturzstelle gefunden worden waren, waren Nummern entdeckt worden.
Der Präsident der Ukraine, Petro Poroschenko, lobte die internationale Zusammenarbeit und äußerte die Hoffnung, dass demnächst Anklage erhoben werden könne. „Das Böse wird bestraft und die Gerechtigkeit wieder hergestellt werden.“(AFP, dpa)