„Nein zur Diktatur“: Proteste gegen Putins angekündigte Verfassungsreform
Mehr als tausend Menschen haben in Russlands Hauptstadt gegen Putin Vorschlag für eine Verfassungsreform demonstriert. Auch Oppositionspolitiker nahmen teil.
In Moskau sind am Sonntag mehr als tausend Demonstranten gegen die von Präsident Wladimir Putin angekündigte Verfassungsreform auf die Straße gegangen. Die überwiegend jungen Menschen riefen in Sprechchören „Revolution“, „Nein zur Diktatur“ oder „Putin hau ab“, einige Teilnehmer hatten Ausgaben der russischen Verfassung dabei.
Die Demonstration sollte eigentlich an die Ermordung des Menschenrechtsanwalts Stanislaw Markelow und der Journalistin Anastasija Baburowa im Januar 2009 erinnern. Viele Teilnehmer nutzten den genehmigten Protestzug aber auch, um ihren Unmut über die von Putin angekündigte Verfassungsreform zum Ausdruck zu bringen. "Die Verfassung, die ich in meinen Händen halte, schützt unsere Rechte und Grundfreiheiten", sagte der 54 Jahre alte Anwalt Pjotr Aljoschin.
Nach Angaben einer Nichtregierungsorganisation, die politische Proteste in Russland beobachtet, nahmen mehr als 1400 Menschen an der Kundgebung teil. Unter den Demonstranten waren auch Oppositionspolitiker wie die unabhängige Moskauer Abgeordnete Julia Galjamina. Die Polizei nahm rund zehn Menschen fest, darunter einen Demonstranten, der auf einem Plakat Putins Rücktritt gefordert hatte.
Kritiker befürchten "Verfassungsputsch"
Mit seiner Ankündigung einer Verfassungsreform und der Auswechslung seines langjährigen Regierungschefs Dmitri Medwedew hatte Putin am Mittwoch Spekulationen angeheizt, dass er sich mit Änderungen des politischen Systems seinen Verbleib an der Macht sichern will. Kritiker werfen ihm gar den Versuch eines "Verfassungsputsches" vor.
Putins Pläne für eine Verfassungsreform sehen insbesondere eine Stärkung des Parlaments bei der Regierungsbildung vor. Es soll künftig den Ministerpräsidenten wählen, dessen Ernennung der Präsident nicht ablehnen darf. Bislang bestätigt die Duma den vom Präsidenten vorgeschlagenen Regierungschef.
Der Kreml-Chef schlug zudem eine Änderung des Verfassungsartikels vor, der die Amtszeit des Präsidenten auf zwei aufeinanderfolgende Mandate begrenzt. Putins vierte Amtszeit als russischer Präsident endet 2024. Laut der derzeit geltenden Verfassung darf er nicht erneut kandidieren. (AFP)