Umfrage zum Gesundheitssystem: Privat Versicherte sind unzufriedener
Privat Versicherte hadern stärker mit dem Gesundheitssystem als Kassenpatienten. Und von den Landbewohnern klagt jeder Fünfte über löchrige Versorgung.
Privat Versicherte sind mit dem deutschen Gesundheitssystem unzufriedener als Kassenpatienten. Das ist das erstaunliche Ergebnis einer Forsa-Umfrage, die von der Techniker Krankenkasse in Auftrag gegeben und am Donnerstag in Berlin präsentiert wurde. Demnach empfinden nur 42 Prozent der Privatkunden das System als gerecht, bei den gesetzlich Versicherten sind es 53 Prozent. Und gerade mal sieben Prozent der privat Versicherten sind der Ansicht, dass an den Strukturen nichts geändert werden braucht. Von den Kassenpatienten meinen dies elf Prozent.
Als Hauptgrund für die höhere Unzufriedenheit der im Gesundheitsbetrieb meist Bevorteilten nannte Kassenchef Jens Baas deren finanzielle Überforderung, insbesondere im Alter. Es vergehe kein Tag, an dem er nicht entsprechende Klagebriefe auf den Tisch bekomme. Aber egal ob privat versichert oder nicht: An die künftige Finanzierbarkeit des Systems in seiner heutigen Form glaubt inzwischen nicht mal mehr jeder Zweite. Mehr als die Hälfte der Befragten rechnet damit, dass der Leistungsumfang der gesetzlichen Kassen künftig sinken wird. Und 85 Prozent erwarten steigende Beiträge.
Stadtbewohner fühlen sich besser versorgt
Deutlich wurde auch, dass es beim Blick auf die ärztliche Versorgung ein erhebliches Stadt-Land-Gefälle gibt. Unter den Bewohnern von Städten mit mehr als 500 000 Bewohnern beträgt die Quote der Zufriedenen 60 Prozent, bei der Landbevölkerung nur 40 Prozent. Jeder fünfte dort beklage sich über ein „löchriges Angebotsnetz“, sagte Baas. In den Ballungszentren sei es nur jeder elfte. Dabei könnte sich gut jeder Dritte vorstellen, mit seinem Arzt per Video zu kommunizieren, wenn er so schneller Zugang erhielte – insbesondere Jüngere und besser Verdienende. Und drei von vier Befragten nähmen auch in Kauf, mitunter auch von einer Krankenschwester anstelle ihres Landarztes versorgt zu werden.
Mit der telefonischen Erreichbarkeit ihres Arztes äußerten sich 73 Prozent der rund 2000 Befragten zufrieden, mit dessen Sprechzeiten 63 Prozent. Sechs von zehn Patienten fanden auch ihre Wartezeit auf einen Termin in Ordnung. Allerdings waren hier westdeutsche Patienten deutlich zufriedener als Kranke im Osten. Allzu lange jedoch sollte es für die meisten nicht dauern. Selbst bei leichten Beschwerden wollen 16 Prozent der Befragten nicht länger als drei Tage und 30 Prozent nicht länger als eine Woche auf einen Facharzttermin warten. Und was das Sitzen im Wartezimmer betrifft, findet es jeder zweite zu lang. Im Osten ärgern sich darüber sogar zwei Drittel der Befragten.