PKV-Vergleich: Private Krankenversicherung lohnt sich nur für Beamte
Für Nicht-Beamte ist die private Krankenversicherung finanziell ein Draufzahlgeschäft. Wer sich dennoch dafür entscheidet, sollte fürs Alter ordentlich Geld zurücklegen, rät die Stiftung Warentest.
Der Befund ist eindeutig, und er widerspricht den gängigen Werbebotschaften der Branche: Mit dem Wechsel von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung (PKV) lässt sich auf Dauer kein Geld sparen.
Rundum empfehlenswert sei eine Privatabsicherung lediglich für beihilfeberechtigte Beamte, lautet das Ergebnis der Stiftung Warentest, die 107 PKV-Tarife unter die Lupe genommen hat. Angestellte und Selbstständige hingegen sollten sich nur privat krankenversichern, wenn sie für ihre Beiträge im Alter zusätzlich eine sechsstellige Summe zurücklegen können.
"Kein Sparmodell"
Die PKV sei „kein Sparmodell“, sagte der Chefredakteur der Zeitschrift „Finanztest“, Hermann Josef Tenhagen, bei der Vorstellung der Testergebnisse in Berlin. Sie lohne sich nur, „wenn man mehr Leistung haben will“ – und diese auch auf lange Sicht bezahlen könne. Eine private Krankenversicherung abschließen könnten in Deutschland derzeit außer den Beamten zwar rund 2,6 Millionen Angestellte mit einem regelmäßigen Bruttoeinkommen von mehr als 4462, 50 Euro im Monat sowie etwa 1,2 Millionen Selbstständige. Doch ohne zusätzliche und ausreichende Vorsorge, warnte der Versicherungsexperte Holger Rohde, steuerten sie „sehenden Auges in ein Finanzproblem“.
Für ihr Geld bekämen die Kunden in jedem der geprüften Tarife zwar „deutlich höhere Leistungen“ als in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), sagte Tenhagen. Viele Versicherer hätten ihre Spektrum verbessert und inzwischen auch bestehende Lücken bei der Versorgung mit Psychotherapie, Hilfsmitteln oder Hörgeräten geschlossen. Doch dies habe seinen Preis. Für den Tarif mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis muss ein 35-Jähriger laut Stiftung Warentest derzeit rund 450 Euro im Monat zahlen. Angeboten wird ein vergleichbares Leistungsspektrum aber auch für mehr als 800 Euro. Hinzu kommen Selbstbeteiligungen von bis zu 1000 Euro im Jahr und gegebenenfalls noch weitere Verträge für Kinder oder Ehepartner, die in der PKV bekanntlich nicht mitversichert sind.
Im Alter mindestens dreimal so teuer
Selbst beim Testsieger sei es mit der Ersparnis schon zu Ende, sobald der Kunde noch ein Kind versichern müsse, rechnete Rohde vor. Spätestens beim zweiten Kind entstünden höhere Kosten als in der GKV. Und für die Rentenphase, in der das Einkommen gewöhnlich sinkt, sei für den jetzt 35-Jährigen privat Versicherten „mindestens von einer Verdreifachung“ des derzeit bezahlten Beitrags auszugehen. Allein dafür müsse der alleinstehende Musterkunde bei einem angenommenen Zinssatz von drei Prozent jeden Monat 229 Euro zurücklegen – 167 Euro mehr, als er in der PKV als Alleinstehender monatlich an Beiträgen spart.
In der Vergangenheit sei das Sparpotenzial noch ein starkes Motiv gewesen, um von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung zu wechseln, sagte Tenhagen. Doch mittlerweile seien die PKV-Angebote „deutlich teurer“ geworden. Dafür verantwortlich seien die genannten Leistungsverbesserungen ebenso wie die gesunkenen Erträge für Altersrückstellungen. Hinzu kämen gesetzliche Vorgaben. So dürfen die Versicherer seit 2013 von Frauen trotz höherer Krankheitskosten für den gleichen Schutz keine höheren Beiträge mehr verlangen als für Männer. Und beim Versichererwechsel dürfen Kunden seit 2009 nun einen Teil ihrer Rückstellungen mitnehmen. Vorher blieben sie beim alten Anbieter, der damit einen Beitragsanstieg für die verbliebenen Versicherten abmildern konnte.
Basistarif hilft nicht gegen Überlastung
Auch ein Wechsel in den so genannten Basistarif, wie von der Branche oft vorgebracht, helfe nicht gegen finanzielle Überlastung im Alter, stellte Tenhagen klar. Dabei handelt es sich um ein gesetzlich vorgeschriebenes PKV-Angebot, das in etwa dem Leistungsumfang der GKV entsprechen muss und auch nicht teurer sein darf als der Höchstbeitrag für gesetzlich Versicherte. Da sich dieser Höchstbeitrag jedoch möglicherweise ähnlich verteuere wie der PKV-Beitrag, sei für den Privatversicherten im Rentenalter dadurch nichts gewonnen. Er müsse im Basistarif dann ebenfalls deutlich mehr bezahlen - trotz einer oft deutlich abgespeckten Leistung.
Bei der Qualitätsprüfung schnitten fünf der 107 PKV-Angebote mit der Note „sehr gut“ und 29 mit „gut“ ab. Zu Testsiegern im Preis-Leistungs-Verhältnis kürte die Stiftung Warentest Tarife der Huk-Coburg, der Provinzial Hannover und der Concordia.
Die Note „mangelhaft“ erhielten acht Angebote – und zwar von der Gothaer, der Central, der Mannheimer, der UKV und der Versicherung Münchener Verein.
Gewichtet wurden die Leistungen nach einem Punktesystem. Weil nicht alle gleich wichtig seien, habe man berücksichtigt, wie oft und in welcher Höhe sie von den Versicherten in Anspruch genommen wurden, sagte Rohde. Auf die Kundengruppen bezogen landeten drei Tarife für Angestellte und vier für Selbstständige am untersten Ende der Skala. Von den Beamtentarifen dagegen erwies sich nur einer als mangelhaft.