Nach Olympia-Absage: Plötzlich steigt die Zahl der Corona-Fälle in Japan doch an
Die Olympischen Spiele in Japan wurden verschoben. Viel zu spät, behaupten Kritiker im Land. Man habe Olympia ernster genommen als den Schutz der Bevölkerung.
Wenige Tage nachdem die Olympischen Sommerspiele in Japan offiziell verschoben wurden meldet das Land einen plötzlichen Anstieg der Corona-Fälle. Das berichten mehrere Medien und die Nachrichtenagentur AP übereinstimmend. Das ruft nun Kritiker in der Bevölkerung auf den Plan, die der japanischen Regierung vorwerfen, die Gefahr durch das Coronavirus im Vorfeld zu Gunsten der Olympischen Spiele heruntergespielt zu haben.
Der AP-Bericht zitiert den ehemaligen japanischen Premierminister Yukio Hatoyama, der Tokyos Gouverneurin Yuriko Koike schwere Vorwürfe macht. "Um den Eindruck zu erwecken, das Coronavirus sei unter Kontrolle, hat Tokyo keine strengen Maßnahmen ergriffen und die Zahl der Infizierten kleiner erscheinen lassen, als sie ist. Während sie abwartete, konnte sich das Virus weiter ausbreiten." Man habe falsche Prioritäten gesetzt und die Olympischen Spiele wichtiger genommen als den Schutz der Bevölkerung.
Die japanische Aktivistin Ema Tanaka hatte der japanischen Regierung einem Bericht der "taz" zufolge vorgeworfen, dass viele Menschen mit Covid-19-Symptomen nicht auf das Virus getestet und an einer Lungenentzündung Verstorbene binnen 24 Stunden eingeäschert worden waren. Das sei der wahre Grund, wieso es lange so gewirkt habe, als hätte Japan den Ausbruch des Coronavirus unter Kontrolle.
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Nach der Absage der diesjährigen Olympischen Spiele warnte Japans Premierminister Shinzo Abe am Samstag vor einem starken Anstieg der Corona-Fälle. Einen Tag später bat Gouverneurin Yuriko Koike die Bevölkerung, zuhause zu bleiben, berichtet AP.
Die Gouverneurin selbst habe im japanischen Fernsehen einen Zusammenhang zwischen Olympia und der zunächst niedrigen Anzahl an Corona-Infizierten in Japan dementiert, berichtet die "taz".
Verschiebung stellt Japan vor wirtschaftliche Herausforderungen
Die Olympischen Spiele sollen nun am 23. Juli 2021 beginnen und damit fast genau ein Jahr später als geplant. Die in der Geschichte beispiellose Verlegung Olympischer Spiele stellt Japan vor wirtschaftliche und logistische Herausforderungen, wie es sie kein anderes Land bisher bewältigen musste. Die zentralen Fragen rund um die Neuorganisation des größten Sportereignisses der Welt soll eine Krisengruppe beantworten.
So müssen Hotels Tausende von Gästen umbuchen. Die Immobilienfirma, die das olympische Dorf nach den Spielen in Wohnungen umwandelt, muss die Renovierungsplanung jetzt um ein Jahr verschieben und potenziell Tausende von Verträgen mit Käufern der Wohnungen neu aushandeln. Auch gilt es, im nächsten Jahr wieder genug freiwillige Helfer anzuwerben und zu koordinieren. (Tsp, dpa)
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