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Pegida-Wortführerin Tatjana Festerling Mitte Februar bei einer Kundgebung in Dresden
© Arno Burgi/dpa

"Daily Mail"-Interview mit Tatjana Festerling: Pegida billigt Schusswaffeneinsatz gegen Flüchtlinge

Äußerungen zum Schusswaffeneinsatz gegen Flüchtlinge brachten AfD-Chefin Frauke Petry viel Ärger ein. Tatjana Festerling von Pegida unterstützt die Petry-Position.

Es ist als Journalist gar nicht so schwer, mit Tatjana Festerling ins Gespräch zu kommen. Nur aus Deutschland sollte man dafür möglichst nicht kommen. Sie rede derzeit nur mit "ausländischen Medien", ließ die Pegida-Frontfrau vor kurzem wissen. Der Reporter Jake Wallis Simons von "Mail Online", dem Online-Portal der britischen Boulevardzeitung "Daily Mail" machte vergangene Woche in Dresden die Probe aufs Exempel - mit Erfolg.

Über die Facebook-Seite "Solidarität mit Tatjana Festerling" hatte er die Politikerin angeschrieben und kurzfristig einen Termin bekommen. Festerling kam mit Bodyguard, Simons ließ sich von Sebastian Weiermann begleiten, einem freien Journalisten aus dem Ruhrgebiet, der sich unter anderem intensiv mit dem Thema Rechtsextremismus beschäftigt. Gut eine Stunde lang saß die Gruppe im "1900" beisammen, einem Lokal mit sächsischer Traditionsküche gegenüber der Frauenkirche. Sie gab ein kurzes Video-Statement. Auf der Straße wurden noch Fotos gemacht, die Brühlsche Terrasse im Hintergrund, Festerling lächelt auf diesen Fotos.

Eine Autorisierung des Interviews wurde, wie in Großbritannien üblich, nicht vereinbart. Das Gespräch wurde auf Englisch geführt. Ein Band lief nicht mit. Simons notierte sich die Interviewaussagen in seinem Notizblock.

Die haben es, so der Bericht von "Mail Online", in sich. Denn bald kam das Gespräch auch auf die AfD-Vorsitzende Frauke Petry und deren auch parteiintern hoch umstrittenes Interview mit dem "Mannheimer Morgen" zum Schusswaffengebrauch gegen Flüchtlinge an der Grenze. Das Portal zitiert die 51-Jährige Festerling mit dieser Aussage über die weiter eintreffenden Migranten: " If they keep crossing the border and you can't arrest them, shoot them." Also: "Wenn sie weiterhin über die Grenze kommen und man sie nicht festnehmen kann, erschießt sie."

"Als letzte Möglichkeit muss geschossen werden"

Festerling schreibt auf ihrer Facebook-Seite dazu, die Aussagen von ihr seien in dem Bericht "stark verdichtet" worden. Es sei "Blödsinn", dass sie das so gesagt habe. Sie selbst behauptet folgenden Wortlaut: "Es geht um Zäune, es geht um Infrastruktur, es geht um das Militär. Man muss ernst machen, wenn man ernst genommen werden will." Als Unterstützung für Petry folgte demnach der Satz: "Unsere Grenzen müssen geschlossen werden, Eindringlinge sollten festgenommen werden, oder - als letzte Möglichkeit muss geschossen werden."

Dass sie es grundsätzlich für denkbar und zweckmäßig hält, dass Flüchtlinge auch mit Schusswaffen vom illegalen Grenzübertritt abgehalten werden, bestreitet Festerling nicht. "So, und nun? Wo ist jetzt das Problem?", schreibt sie dazu auf Facebook.

Über die anderen Interviewpassagen gibt es keinen Streit. Festerling begründet in ihrem Video-Statement, warum sie beim Kampf gegen Islamisierung auch auf Hooligans setze. Diejenigen Hooligans, die sie kenne, seien Mütter, Väter, Arbeiter, Zahnärzte", mit einem "bizarren Hobby, einer Art Sport". Im Interview selbst spricht sie von einer "Rebellion gegen unsere feminisierte Kultur, die Frauen und Muslime fördert und weißen Männern den Krieg erklärt". Und: "In Zeiten wie diesen Scheiß auf den Anstand." Deutschland sei eine Freiluftpsychiatrie mit der Geisteskrankheit ,Politische Korrektheit'".

Festerling nimmt in jüngster Zeit eine immer wichtigere Rolle bei Pegida ein. Die "FAZ" schrieb kürzlich, sie sei "zu einer Art verbalen Maschinengewehr der Bewegung avanciert". Ihr Motto: "Je radikaler, umso besser". Pegida-Gründer Lutz Bachmann, angeblich krank, fehlte bei den letzten beiden Kundgebungen, darunter dem europaweiten Aktionstag am 6. Februar. Festerling sprach damals in Warschau, warnte vor einer islamistischen Invasion Europas.

Zuvor hatte sie sich Mitte Januar in Leipzig, auf der Kundgebung zu einem Jahr Legida, über die angeblich völlig verweichlichten Deutschen beklagt. "Wenn die Mehrheit der Bürger noch klar bei Verstand wäre, dann würden sie zu Mistgabeln greifen und diese volksverratenden, volksverhetzenden Eliten aus den Parlamenten, aus den Gerichten, aus den Gerichten, aus den Kirchen und aus den Pressehäusern prügeln." Es gibt mehrere Anzeigen gegen Festerling, in Dresden wird gegen sie wegen des Verdachts der Volksverhetzung ermittelt.

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