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Donald Trump im Kreise seiner Lieben (Archivbild von 2016)
© Imago/Everett Collection/Steven Ferdman

Rüpel, Sexist, Rassist – und Vater: Patchwork-Opa Trump setzt auf die Familienkarte

Ein netter Familienvater kann doch kein ganz schlechter Mensch sein, oder? Deshalb baut Trump beim Parteitag auf die Verwandtschaft. Ein Familiengemälde.

Von Karl Kraus stammt der Satz: „Das Wort ,Familienbande‘ hat einen Beigeschmack von Wahrheit.“ Fürwahr, die Trumps sind eine solche Familienbande. Deren Oberhaupt, Donald Trump, wird auf dem viertägigen Parteitag der Republikaner in Charlotte, North Carolina, – der ihn am Montagabend auch offiziell zum Präsidentschaftskandidaten kürte – ohnehin omnipräsent sein.

Alle Teilnehmer kreisen um ihn wie Planeten um die Sonne. Er selbst überstrahlt die Show, ist Zeremonienmeister und 74-jähriger Politstar in einer Person.

Und um sein weitverbreitetes Image als Rüpel, Sexist und Rassist aufzuhübschen, lässt er seine Familie antreten. Seinen ältesten Sohn, Donald Trump Jr., am Montag; Gattin Melania Trump, Sohn Eric Trump und seine Tochter aus erster Ehe, Tiffany Trump, am Dienstag; Lara Trump, die Frau von Eric, am Mittwoch; Tochter Ivanka Trump und sich selbst am Donnerstag.

Sie alle sollen Zeugnis ablegen für seinen Anstand, seine Lauterkeit, seinen Charakter. Das werden sie gewiss auch tun. Denn die Gleichung heißt: Ein allseits beliebter Familienvater kann kein ganz schlechter Mensch sein. Diese Botschaft soll seinem Herausforderer, dem 77 Jahre alten Ex-Vizepräsidenten Joe Biden, den Wind aus den Segeln nehmen.

Der hatte sich beim Parteitag der Demokraten als mitfühlender Kümmerer inszeniert, der die Ängste und Nöte der Amerikaner spürt und teilt. Trump kontert nun mit einer Mischung aus familiärer Nahbarkeit, politischer Angriffslust und persönlichem Stolz auf das Erreichte. Dabei ist Trump beileibe nicht der erste Präsident, der im Wahlkampf die Familienkarte zieht. Allerdings dürfte er der erste sein, der dies als Patchwork-Opa mit Kindern aus drei verschiedenen Ehen tut. Hier die Trump-Familienaufstellung:

Melanie Trump - die Rätselhafte

Melania Trump gilt als das wandelnde Rätsel an Trumps Seite. Ihr Mann, der Potus (President of the United States), zieht auf Twitter nach Herzenslust gegen alle und jeden vom Leder. Sie dagegen, die Flotus (First Lady of the United States), engagiert sich hochseriös gegen das Mobbing in sozialen Medien.

Er verbreitete im Wahlkampf 2016 über Barack Obama die Lüge, dieser sei kein echter Amerikaner, habe gefälschte Geburtsdokumente. Sie dagegen ist die erste First Lady, die nicht von Geburt an Amerikanerin war und für die Englisch eine Fremdsprache ist, was man bis heute an ihrem Akzent hört.

Er wettert gegen das Greencard-System der Einwanderung. Sie verschafft ihren Eltern – Mutter Schneiderin, Vater Automechaniker – eine Greencard. Die Liste der Gegensätze dieses Paares ist lang. Regelmäßig tauchen Gerüchte über Krisen und eine mögliche Scheidung auf. Regelmäßig werden sie dementiert.

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Legendär die Szene bei Trumps Amtseinführung: Die Limousine hält, die Autotür wird geöffnet, der künftige Präsident stürzt hinaus, läuft die Treppe hoch, Melania ignoriert er, hilft ihr nicht aus dem Wagen, lässt sie mit großem Abstand hinterherlaufen.

Ebenso legendär ihr Besuch in Auffanglagern für Kinder von illegalen Einwanderern in Texas. Auf ihrer Parka-Jacke steht der Satz „I really don’t care. Do U?“ (Es ist mir wirklich egal, und euch?). Wem gilt das? Den Medien, ihrem Mann? Weil sonst nichts an ihr spontan oder zufällig ist, wird jede Geste als Symbol gedeutet.

Auch beim letzten Nominierungsparteitag ihres Mannes hielt Melania Trump eine Rede. Die allerdings enthielt viele Passagen aus einer Rede von Michelle Obama aus dem Jahr 2008. Eine solche Peinlichkeit dürfte diesmal vermieden werden.

Donald Trump Jr. - ganz der Vater

Der Älteste der drei Kinder von Donald Trump und dessen erster tschechischer Ehefrau Ivana trägt dessen Namen. Seit 2017, als der neu gewählte Präsident diese Aufgabe abgeben musste, leitet Donald Trump Jr. zusammen mit seinem Bruder Eric die Trump Organization.

Auch ansonsten tritt der 42-Jährige gerne in die Fußstapfen seines Vaters: So wurde er ebenfalls zeitweise bei Twitter gesperrt, weil er Falschmeldungen über das Coronavirus verbreitet hatte.

Bei MAGA-Rallyes seines Vaters tritt er meist als Vorgruppe auf – und zeigt stets, wie wenig er von einer kritischen Presse und der Opposition hält.

Im Sommer 2016 war er es, der ein Treffen in New York zwischen dem Trump-Team und einem russischen Anwalt arrangierte, der versprach, belastendes Material über Hillary Clinton zu besorgen – dieses Treffen schaute sich Russland-Sonderermittler Robert Mueller genau an.

Trumps Ex-Anwalt Michael Cohen erklärte damals, selbst der Präsident denke, Don Jr. habe das schlechteste Urteilsvermögen überhaupt. Juniors Rolle in der Trump-Kampagne ist derweil erheblich gewachsen. Er reist quer durchs Land, ist ein gefragter Redner, sammelt fleißig Spenden. Auf Twitter, Instagram und Facebook hat er bereits elf Millionen Follower. Seine Spezialität: Desinformation.

Tiffany Trump - die vergessene Tochter

Sie bleibt unscheinbar und am liebsten im Hintergrund, eine enge Bindung an den Vater hat sie nicht. Manchmal heißt es über die 26-jährige Tiffany Trump, sie sei Trumps „vergessene Tochter“.

Das schmerze sie, sagt ihre Mutter, die Schauspielerin Maria Maples, mit der Trump seit Oktober 1993 sechs Jahre lang verheiratet war (nach vier Ehejahren hatte sich das Paar bereits getrennt). Den Namen „Tiffany“ gab ihr der Vater nach einem Immobiliengeschäft mit dem gleichnamigen Edeljuwelier an der Fifth Avenue in New York, dessen Hauptgeschäft neben dem Trump Tower lag.

Tiffany wurde nach der Scheidung von ihrer Mutter in Kalifornien großgezogen. An der University of Pennsylvania schloss sie 2016 ein Soziologiestudium ab, seit Mitte 2017 studiert sie Rechtswissenschaften an der Georgetown University in Washington D.C.

Als Teenager nahm sie Gesangs- und Schauspielunterricht, veröffentlichte eine Single, später machte sie ein Praktikum bei der „Vogue“ und modelte auf der New York Fashion Week. Auf Instagram hat Tiffany Trump 1,2 Millionen Follower. Auch das macht sie für ihren Vater wertvoll.

Eric Trump und Lara Trump - der Jäger und die Moderatorin

Eric Trump ist das dritte Kind aus Donald Trumps erster Ehe. Mit Donald Jr. zusammen leitet der 36-Jährige das Familienunternehmen, wobei er sich stärker als sein älterer Bruder um die Hotels, Luxusapartments und andere Bereiche der Trump Organization kümmert. Ihm selbst gehört das Weingut der Familie in Virginia.

Mit Don Jr. teilt er die Liebe zur Großwildjagd, was 2016 mal zu einem „Shitstorm“ führte, als die beiden vor einem erlegten Elefanten posierten. Auch mit der nach ihm benannten Stiftung für schwer kranke Kinder schaffte er es in die (Negativ-)Schlagzeilen, weil er Spendengelder abgezweigt haben soll. Inzwischen wurde die Stiftung in „Curetivity“ umbenannt und reformiert.

Auch Eric Trump und seine Frau Lara treten häufig bei Wahlkampfevents seines Vaters auf. Während Eric im politischen Geschäft eher im Schatten seiner beiden älteren Geschwister steht, arbeitet seine Frau als Beraterin der Wiederwahlkampagne. Unter anderem moderiert die Mutter von zwei Kindern die Internetshow „Real News Update“, die – ganz im Sinne des Präsidenten – regelmäßig über die „Mainstream“-Medien und die „korrupte Opposition“ herzieht.

Ivanka Trump
Ivanka Trump
© AFP

Ivanka Trump - Papas Liebling

Sie ist eindeutig die Lieblingstochter von Donald Trump: Sie wird ihn auch am Donnerstag vorstellen, bevor er seine „Acceptance Speech“ hält. Im Parteitagsprogramm erhielt Ivanka Trump als Einzige der Kinder den eigentlich hochrangigen, vom Senat bestätigten, Regierungsmitarbeitern vorbehaltenen Titel „The Honorable“.

Offiziell arbeitet die „First Daughter“ als Beraterin des Präsidenten mit eigenem Büro und Mitarbeitern im Weißen Haus – ein politisches Amt ist das aber nicht, sie bezieht dafür auch kein Gehalt. Ihr Thema: die Benachteiligung von Frauen in der Arbeitswelt.

Häufig begleitet sie ihren Vater auf Reisen und sieht sich dann manchmal in der Rolle seines Stellvertreters – was auch mal zu Irritationen unter Staats- und Regierungschefs führt. Für ihren Mann Jared Kushner, ebenfalls Trump-Berater, ist sie zum Judentum konvertiert.

Das Ehepaar lebt inzwischen mit den drei Kindern in einer Villa im Washingtoner Stadtteil Kalorama – keine fünf Gehminuten von dem Haus der Obamas entfernt und direkt neben der Residenz des EU-Botschafters.

Ehrgeiz hat die 38-Jährige, die früher als Model arbeitete und sich ein paar Jahre lang an ihrem eigenen Modelabel versuchte: So mancher im republikanischen Lager traut ihr zu, dass sie sich selbst einmal um die Präsidentschaft bewerben könnte.

Dabei war sie lange als liberale New Yorkerin bekannt (befreundet mit Bill und Hillary Clintons Tochter Chelsea) und galt zunächst auch als moderate Stimme im Weißen Haus. Doch inzwischen ist sie, wie sie selbst sagt, eine „stolze Republikanerin“.

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