Weihnachten in Rom: Papst beklagt Maßlosigkeit und spendet Segen "Urbi et Orbi"
Bei der Christmette hat Franziskus Ungleichheiten auf der Welt beklagt. Am Dienstag sandte er seine Weihnachtsbotschaft an Gläubige in aller Welt.
Papst Franziskus hat an Heiligabend Maßlosigkeit kritisiert und zu Nächstenliebe aufgerufen. "Wenn wir auf die Krippe schauen, verstehen wir, dass das, was das Leben nährt, nicht der Besitz, sondern die Liebe ist; nicht Gier, sondern Nächstenliebe; nicht der Überfluss, den man zur Schau stellt, sondern die Einfachheit, die man bewahrt", sagte das Katholikenoberhaupt am Montagabend bei der Christmette vor Tausenden Gläubigen im Petersdom in Rom. In seiner Weihnachtsbotschaft rief er am Dienstag auf dem Petersplatz zu Frieden in Nahost und dem Jemen auf.
"Der Mensch ist gierig und unersättlich geworden"
"Der Mensch ist gierig und unersättlich geworden", sagte der Papst. bei der Christmette. "Das Haben, das Anhäufen von Dingen scheint für viele der Sinn des Lebens zu sein." Der Pontifex beklagte die daraus entstehenden Ungleichheiten zwischen den Menschen. "Eine unersättliche Gier durchzieht die Menschheitsgeschichte, bis hin zu den Paradoxien von heute, dass einige wenige üppig schlemmen und so viele kein Brot zum Leben haben."
Das Christuskind, geboren in einem Stall und gelegt in eine Futterkrippe, eröffne ein anderes Lebensmodell: "Nicht verschlingen und hamstern, sondern teilen und geben." Er appellierte an die Gläubigen, sich zu fragen: "Schaffe ich es, auf viele überflüssige Nebensächlichkeiten zu verzichten, um ein einfacheres Leben zu wählen?"
Papst Franziskus ruft immer wieder zu Bescheidenheit auf oder übt Kritik an der Konsumgesellschaft. Aus Sicht vieler verkörpert der Argentinier selbst die Einfachheit, die er fordert, verzichtete als Papst auf einige Privilegien. Er ist außerdem für seinen Einsatz für Arme und Ausgegrenzte bekannt. So lädt er immer wieder Obdachlose oder Flüchtlinge in den Vatikan ein oder trifft Häftlinge. Im vergangenen Jahr hatte der Argentinier an Heiligabend zu Mitgefühl für Verfolgte aufgerufen.
Pontifex fordert politische Lösung für Syrien
In seiner Weihnachtsbotschaft sagte er, die internationale Gemeinschaft müsse an einer politischen Lösung für den Syrien-Konflikt arbeiten, so dass die vielen Flüchtlinge "nach den langen Jahren des Krieges" wieder "in Frieden in der eigenen Heimat leben" könnten, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Dienstag vor zehntausenden Gläubigen, die sich bei strahlendem Sonnenschein auf dem Petersplatz versammelt hatten.
Zugleich äußerte der Papst die Hoffnung, dass die Friedensgespräche zwischen Israelis und Palästinensern wieder aufgenommen würden. Angesichts des brüchigen Waffenstillstands im Jemen hoffe er, dass sich dieser verstetige und die zahlreichen Kinder und Erwachsenen von "Krieg und Hunger" erlöse.
In seiner Weihnachtsbotschaft ging der Papst auch auf Konflikte in Afrika ein, "wo Millionen Menschen auf der Flucht" seien, aber auch auf die Krisen in Venezuela und Nicaragua, wo "Spaltung und Zwietracht" überwunden werden müssten. Er rief außerdem dazu auf, den Weg der Annäherung auf der koreanischen Halbinsel fortzusetzen. Angesichts des Konflikts in der Ukraine erbat er "Erleichterung" und die Stärkung der "brüderlichen Bande".
Weihnachtsfeierlichkeiten auch im Heiligen Land
Der Papst richtete sich am ersten Weihnachtsfeiertag von der Loggia des Petersdoms aus an die Gläubigen in aller Welt und spendete anschließend den feierlichen Papstsegen "Urbi et Orbi" ("Der Stadt und dem Erdkreis").
Die Weihnachtsfeierlichkeiten begannen auch im Heiligen Land: Zahlreiche Gläubige versammelten sich auf dem zentralen Krippenplatz in Bethlehem, um die traditionelle Weihnachtsprozession aus Jerusalem zu empfangen. Die Fahrzeugkolonne wurde angeführt vom Oberhaupt der katholischen Kirche im Heiligen Land, Pierbattista Pizzaballa. An der Geburtskirche in Bethlehem kam Pizzaballa an der Spitze der Prozession zu Fuß an. Er sollte später in dem Ort im Westjordanland, der als Geburtsort Jesu verehrt wird, die Mitternachtsmesse zelebrieren. Die Geburtskirche stammt aus dem 6. Jahrhundert.
In seiner Weihnachtsbotschaft hatte Pizzaballa von einer sehr schwierigen Realität in der Region gesprochen, "mit Gewalt, politischen Problemen und Spannungen". Dies könne man nicht ändern, sagte er. "Aber wir können die Art verändern, unser Leben in dieser Situation zu leben, in unseren Familien, im kleinen Kreis." (dpa, AFP)