Ermittlungen in South Carolina: Neues Video über Flucht von Walter Scott veröffentlicht
Der Afroamerikaner Walter Scott floh während einer Verkehrskontrolle und wurde dann von dem weißen Polizisten Michael Slager erschossen. Das zeigt ein nun von der Polizei veröffentlichtes Video.
Die Polizei im US-Bundesstaat South Carolina hat ein Video veröffentlicht, das die letzten Minuten vor den tödlichen Schüssen auf den Afroamerikaner Walter Scott zeigt. Auf den am Donnerstag herausgegebenen Aufnahmen einer Kamera, die am Armaturenbrett des Polizeiwagens befestigt war, ist eine Verkehrskontrolle Scotts durch den Polizisten Michael Slager zu sehen. Wenig später erschoss der inzwischen wegen Mordes angeklagte Beamte den fliehenden Scott.
Die Polizeikamera hielt die Szene einer zunächst routinemäßigen Verkehrskontrolle in North Charleston fest. Nachdem Slager den 50-jährigen Scott in einem schwarzen Mercedes angehalten hat, fragt er ihn nach den Autopapieren. Scott antwortet, dass er diese nicht habe, weil er den Wagen gerade erst kaufe. Als der Polizist zu seinem Fahrzeug zurückgeht, schaut Scott aus dem Mercedes und rennt dann weg. Die Verfolgungsjagd und die tödlichen Schüsse sind auf dem Polizeivideo nicht zu sehen.
Der weitere Verlauf ist jedoch bekannt, weil ein Passant die Ereignisse mit seinem Handy filmte. Das am Dienstag veröffentlichte Handyvideo zeigt, wie der 33-jährige Slager nach einem Handgemenge dem fliehenden Scott mehrmals in den Rücken schießt.
Die Familie von Walter Scott prangerte am Donnerstag die Polizeigewalt in den Vereinigten Staaten an. "Etwas wird sich ändern, etwas muss sich ändern", sagte der Bruder des Opfers, Anthony Scott, in North Charleston der Nachrichtenagentur AFP. Polizisten müssten zwei Mal überlegen, "bevor sie ihre Waffen abfeuern und Leute niederschießen". Die Familie hoffe, dass der Tod des 50-Jährigen zu einem Sinneswandel bei der Polizei führe. "Wir wollen nicht, dass er einfach ein weiteres Opfer ist. Irgendetwas muss getan werden", sagte Anthony Scott weiter.
Der Polizist ist wegen Mordes angeklagt
Die Staatsanwaltschaft erhob Mordanklage gegen Slager, der am Mittwoch aus dem Polizeidienst entlassen wurde. Der Vorfall befeuerte die Debatte über exzessive Gewaltanwendung und die Diskriminierung von Afroamerikanern durch Polizisten in den USA. Die Stadt North Charleston im Bundesstaat South Carolina kündigte als Konsequenz die Anschaffung von über hundert Körperkameras für ihre Polizeitruppe an.
Der Anwalt von Scotts Familie begrüßte die Entscheidung. "Das bedeutet einen Schutz für die Polizisten und die Bürger", sagte Chris Stewart zu AFP. Der Anwalt erklärte, die Amateuraufnahmen des Vorfalls seien der "Wendepunkt" des Falls gewesen, der die Festnahme des Polizisten ermöglicht habe. Die "ganze Welt" habe aus erster Hand erfahren können, "welches Unrecht jemanden widerfahren kann". Scott soll am Samstag beerdigt werden.
Aktivisten forderten wegen des tragischen Vorfalls eine Sondersitzung des Stadtrats von North Charleston und die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses. Es handele sich "bei weitem nicht um einen isolierten Einzelfall", sondern um "Symptome eines Polizeisystems", die unerklärlich für die Gemeinde seien, die eigentlich geschützt werden solle, erklärte die Gruppe Black Lives Matter CHS.
Derweil wurde in einer Online-Kampagne für Slager gesammelt, der zwei Stiefkinder hat und dessen Frau ein weiteres Kind erwartet. Bislang kamen auf der Website Indiegogo mehr als 1500 Dollar (rund 1400 Euro) zusammen. (AFP)