„Die immer gleiche konservative Vetternwirtschaft“: Neue Vorwürfe gegen Premierminister Boris Johnson
Wegen der Berufung eines Freundes in ein Beratergremium steht der britische Premierminister erneut in der Kritik. Ihm wird Vetternwirtschaft vorgeworfen.
Wegen der Berufung eines Universitätsfreundes in ein unabhängiges Beratergremium sieht sich der britische Premierminister Boris Johnson neuen Vorwürfen der Vetternwirtschaft ausgesetzt. Die Regierung verteidigte die Ernennung von Ewen Ferguson.
Ferguson, hatte gemeinsam mit Johnson in Oxford studiert und soll künftig den Premier im Umgang mit ethischen Standards beraten. Es habe sich um ein offenes und faires Auswahlverfahren gehandelt, betonte die Regierung am Freitag. Hingegen kritisierte die oppositionelle Labour-Partei, die Personalie stehe exemplarisch für die Vetternwirtschaft unter der konservativen Regierung.
Labour-Vizechefin Angela Rayner forderte, die Regierung müsse die gesamte Korrespondenz zu Fergusons Berufung offenlegen. „Dies ist die immer gleiche konservative Vetternwirtschaft. Dieser Premierminister versucht nicht einmal mehr, sie zu verbergen“, sagte Rayner.
Gegen Johnson und seine Tories gibt es immer wieder Korruptionsvorwürfe. So hatten zu Beginn der Corona-Pandemie Freunde und Spender der Partei lukrative Staatsaufträge ohne Ausschreibung oder Expertise erhalten.
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Ferguson arbeitet für die Anwaltskanzlei Herbert Smith Freehills. Berichten zufolge kennen sich Johnson und er seit ihrer Zeit in Oxford. Dort waren sie Mitglieder des Bullingdon Club, einem elitären Zirkel wohlhabender männlicher Studenten, die sich zu Abendessen und Feiern treffen. Ein bekanntes Foto von 1987 zeigt die beiden gemeinsam mit Ex-Premier David Cameron und weiteren Club-Mitgliedern.
Dem Committee on Standards in Public Life gehören zusätzlich zum Vorsitzenden insgesamt vier unabhängige sowie drei von Parteien nominierte Mitglieder an. Die Amtszeit beträgt fünf Jahre für die Unabhängigen, die für jeden Arbeitstag 240 Pfund (etwa 280 Euro) Aufwandsentschädigung beanspruchen dürfen, sowie drei Jahre für die politischen Mitglieder.
Zuletzt häuften sich die Vorwürfe und Fehltritte innerhalb der britischen Regierung. So trat der britischer Gesundheitsminister Matt Hancock nach der „Kuss-Affäre“ zurück. Trotz strenger Abstandsregeln soll er eine Mitarbeiterin umarmt und geküsst haben. Damit verstieß er gegen seine selber aufgestellten Regeln.
Auch auf dem G-7-Gipfel kam es jüngst zum Streit zwischen Boris Johnson und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Eine Debatte über Würstchen sorgte für Verstimmungen zwischen Paris und London. Und dass die britische Regierung Corona völlig unterschätzt habe, warf ihr deren früherer Berater Cummings vor. Der Premier habe sogar eine absichtliche Infektion erwogen, sagte er im Mai. (Tsp mit dpa)