Verletzte im Bundesstaat New York: Neue Krawalle in USA nach brutalem Polizeieinsatz
Auslöser der mittlerweile dreitägigen Proteste war ein Polizeieinsatz, bei dem ein Schwarzer starb. Am Samstagmorgen beteiligten sich 2000 Menschen.
Bei Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt im US-Bundesstaat New York ist es am frühen Samstagmorgen zu Ausschreitungen gekommen. Drei Polizisten wurden verletzt, als Demonstranten im Zentrum der Stadt Rochester Steine warfen und Feuerwerkskörper zündeten, wie der TV-Sender ABC unter Berufung auf die Einsatzkräfte berichtete. Die Polizei setzte demnach Pfefferspray und Tränengas ein und nahm elf Personen fest. Insgesamt hätten mehr als 2000 Menschen an den Protesten teilgenommen.
ABC zufolge gab es auch Gegendemonstrationen. Dabei seien mindestens zwei Autos in eine Menschengruppe gefahren. In den sozialen Medien kursierten Videos, die zeigten, wie der Fahrer eines Wagens eine Substanz versprühte und einen Mann anfuhr.
Auslöser der mittlerweile dreitägigen Proteste in Rochester war ein brutaler Polizeieinsatz, bei dem ein Schwarzer starb. Am Donnerstag waren sieben Beamte vom Dienst suspendiert worden. Der Zwischenfall selbst ereignete sich bereits im März.
Ein am Mittwoch veröffentlichtes Video zeigt, wie mehrere Polizisten den 41-jährigen Daniel Prude, der nackt und dem Anschein nach unter Drogeneinfluss durch die Straßen rennt, festnehmen. Sie ziehen ihm eine Art Kapuze über, die sie davor schützen soll, angespuckt zu werden, und drücken seinen Kopf auf den Asphalt. Eine Woche später starb der Mann im Krankenhaus.
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Auf den Aufnahmen der Körperkamera einer der Polizisten, die ihn nach dem Notruf seines Bruder antreffen, ist zu sehen, wie Prude nackt und unbewaffnet auf der Straße sitzt und später liegt. Zunächst leistet er keinen Widerstand. Dann allerdings legen die Beamten ihm Handschellen an – und die Lage eskaliert.
Prude wird von Sekunde zu Sekunde aufgeregter. „Gib mir die Waffe“, ruft er. Prude wird so aufgeregt, dass die Polizisten sich gezwungen sehen, ihm eine Spuckschutzhaube aufzusetzen. Als sich Prude danach nicht beruhigt, drückt ihm ein Beamter den Kopf rund zwei Minuten lang auf den Boden.
Spuckschutzhauben werden im Ernstfall spuckenden Angreifern angelegt. Sie sind stoffähnlich und luftdurchlässig – allerdings auch umstritten. Laut „New York Times“ sind in den USA bereits mehrere Menschen in Polizeigewahrsam, denen eine solche Haube aufgesetzt wurde, an den Folgen gestorben.
New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo bezeichnete das Video in einer Mitteilung als „zutiefst verstörend“. Er verlange Antworten, schrieb Cuomo. Die Staatsanwältin des Bundesstaats New York, Letitia James, versprach eine „faire und unabhängige Untersuchung“. Sieben am Einsatz beteiligte Beamte wurden nach bekanntwerden des Videos suspendiert.
Seit der Tötung des unbewaffneten Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in der Stadt Minneapolis Ende Mai hat sich in den USA eine heftige Debatte um Rassismus und Polizeigewalt entwickelt, die auch zu Protesten geführt hat. Erst vor etwa zwei Wochen schoss die Polizei einem Schwarzen in der Stadt Kenosha im Bundesstaat Wisconsin mehrfach in den Rücken. Der Fall von Jacob Blake, der schwer verletzt überlebt hat, führte zu neuen Protesten. (dpa, Tsp)