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Bayern-Star und Nationalspieler Joshua Kimmich
© Imago/MIS
Update

Ungeimpfter Fußball-Nationalspieler: Nagelsmann betont Wert der Impfung und wirbt zugleich für Kimmich

Julian Nagelsmann, selbst an Corona erkrankt, stellt sich vor seinen Spieler Joshua Kimmich. Dennoch wirbt der Bayern-Coach dafür, sich impfen zu lassen.

Trainer Julian Nagelsmann betont aus eigener aktueller Corona-Erfahrung den Wert einer Impfung, wirbt aber zugleich um Akzeptanz für seinen Spieler Joshua Kimmich beim FC Bayern München. „Ich habe meine Meinung gesagt zum Thema Impfen. Ich merke ja selbst, wie ein Symptomverlauf ist, wenn man geimpft ist. Und ich weiß aus gewissen Klinikkreisen, wie es andersrum sein kann, wenn man nicht geimpft ist“, sagte Nagelsmann am Dienstag in der Pressekonferenz zum anstehenden DFB-Pokalspiel des deutschen Fußball-Rekordmeisters bei Borussia Mönchengladbach.

Der 34-Jährige findet es „trotzdem wichtig, dass es Meinungen gibt und nicht alles gleich ist. Davon lebt auch eine Demokratie, dass man über Meinungen diskutiert.“ Nationalspieler Kimmich hatte am Wochenende nach dem 4:0 des deutschen Fußball-Rekordmeisters gegen 1899 Hoffenheim eingeräumt, bislang nicht gegen das Coronavirus geimpft zu sein. Das hatte bei teilweisem Verständnis heftige Reaktionen und Kritik zur Folge gehabt.

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„Ich plädiere nach wie vor dafür, sich impfen zu lassen. Aber es ist ein persönliches Thema. Und jeder darf das für sich entscheiden als erwachsener Mensch“, sagte Nagelsmann deutlich. Mit Kimmich hatte er nach dessen TV-Interview zum Impfen Kontakt. „Ich bin am Ende froh, wenn in das Thema für alle wieder ein bisschen Ruhe reinkommt“, sagte Nagelsmann. Kimmich wird am Mittwoch in Mönchengladbach dabei sein.

Emotionale Impfdebatte um Bayern-Profi

Die Impfdebatte um Joshua Kimmich wird sehr emotional geführt. Der langjährige Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ist über der Wucht der öffentlichen Diskussion um den bislang nicht geimpften Fußball-Nationalspieler Joshua Kimmich keineswegs verwundert.

„Corona verfolgt uns jetzt seit anderthalb Jahren. Es überrascht mich nicht, dass es jetzt ein großes Politikum ist“, sagte der 66-Jährige am Rande der Premiere einer Doku-Serie über den FC Bayern in München: „Man sollte die Kirche trotzdem im Dorf lassen.“

Rummenigge plädierte dafür, in puncto Impfen keinen Druck auf den Nationalspieler auszuüben. „Wenn ich einen Spieler kenne, der extrem verantwortlich und vorbildlich mit vielen Dingen im Leben umgegangen ist, dann war es immer Joshua“, erinnerte Rummenigge an seine Zeit als Vorstandschef. „In dem Fall, glaube ich, wird er dementsprechend irgendwann die richtige Entscheidung fällen“, bemerkte Rummenigge in Bezug auf eine immer noch mögliche Corona-Impfung von Kimmich.

Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission Stiko (Archivbild)
Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission Stiko (Archivbild)
© Imago/Jürgen Heinrich

Der aktuelle Vorstandschef Oliver Kahn will keinen öffentlichen Druck auf Kimmich ausüben. „Letztendlich muss man das respektieren, wenn der eine oder andere eben eine andere Meinung hat“, ergänzte Kahn. „Es ist ganz wichtig - und es ist unsere Pflicht als Verein, ständig Aufklärungsleistung zu zeigen.“

Klub-Ehrenpräsident Uli Hoeneß sieht die Medien als Triebfeder der heftigen Impf-Debatte um Kimmich. „Sie sind doch verantwortlich für den Tsunami“, sagte der 69-Jährige am Rande der Premiere der Doku-Serie „FC Bayern - Behind The Legend“, die vom 2. November an bei Amazon Prime Video gezeigt wird, zu den Reportern.

Dass sich Kimmich wie wohl auch einige weitere Münchner Profis noch nicht impfen ließ, mochte Hoeneß nicht kommentieren. „Der einzige, mit dem ich in diesem Zusammenhang rede, ist der Joshua selbst“, sagte der ehemalige Vereinspräsident. Er habe aber eine Meinung dazu.

Stiko-Vorsitzender Thomas Mertens hält die Diskussion für überzogen

Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, hält die öffentliche Diskussion für überzogen. „Es ist die persönliche Entscheidung von Kimmich, und die soll es auch bleiben! Die Debatte um Kimmich ist ein grenzenloser Unfug“, sagte Mertens (71) der „Bild“.

Man würde niemals über private medizinische Entscheidungen von Kimmich diskutieren, „wäre er als Fußball-Profi nicht derart exponiert“, erklärte der Stiko-Vorsitzende. Das 18-köpfige Expertengremium spricht die Empfehlungen für die Anwendung von Impfstoffen in Deutschland aus.

Sport-Professor warnt Kimmich vor Long-Covid

Die Sorgen Kimmichs, der „persönlich noch ein paar Bedenken“ wegen fehlender „Langzeitstudien“ anführte, hatte Mertens im Interview der Deutschen Presse-Agentur zurückgewiesen. Er hatte unter Verweis auf Zulassungsstudien erklärt, dass es bisher nur „zu einigen Nebenwirkungen gekommen ist, die alle recht kurze Zeit nach der Impfung aufgetreten sind.“ Der Immunologe Carsten Watzl sprach in Bezug auf mögliche Langzeitfolgen von Impfungen von einem „Missverständnis“, das sich bei vielen Menschen halte.

Ingo Froböse, Professor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln, warnte Kimmich vor Langzeitfolgen bei ungeimpften Sportlern durch Long-Covid. „Das Risiko, das er hier eingeht, ist ziemlich groß. Die großen Probleme bei den nichtgeimpften Sportlern ergeben sich durch Long-Covid“, sagte Froböse am Dienstag im ARD-Morgenmagazin. Long-Covid sei eine Langzeitfolge „und was für eine“, sagte der Sportwissenschaftler.

Kahn und Präsident Herbert Hainer betonten am Montagabend in München die Corona-Position des deutschen Rekordmeisters. „Zunächst einmal ist es wichtig, dass wir eine klare Haltung haben, dass wir es allen nur empfehlen können, sich zu impfen. Das haben wir unterstrichen durch mehrere Aktionen“, sagte Kahn vor der Premiere der Doku-Serie in einem Münchner Kino.

Hainer wies einmal mehr auf die Bedeutung einer hohen Impfquote zur Bewältigung der Corona-Pandemie hin. „Der FC Bayern unterstützt die Impfaktion nachhaltig. Am Ende des Tages gibt es keinen Impfzwang bei uns. Es ist die Entscheidung eines jeden Einzelnen, und das muss man akzeptieren“, sagte Hainer. „Joshua Kimmich hat ja gesagt, vielleicht lässt er sich ja auch noch impfen. Mich würde das freuen.“ (dpa)

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