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Joshua Kimmich vom FC Bayern München trifft mit seiner Entscheidung gegen das Impfen auf viel Unverständnis.
© imago images/kolbert-press

Bayern-Profi ist nicht gegen Corona geimpft: Viel Unverständnis für Joshua Kimmich

Joshua Kimmich, eines der profiliertesten Gesichter im deutschen Fußballs, gibt zu, nicht gegen Corona geimpft zu sein. Das löst eine heftige Debatte aus.

Als der Impfstoff gegen das Coronavirus in Deutschland noch ein rares Gut war, hat Karl-Heinz Rummenigge einen Vorschlag gemacht, der ihm viel Häme und auch einigen Hass eingebracht hat. Rummenigge, damals noch Vorstandschef des FC Bayern München, hatte die Idee geäußert, dass die Fußballprofis doch, abweichend von der staatlich festgelegten Impfreihenfolge, bevorzugt geimpft werden könnten. Selbstredend nicht, weil Fußballprofis ein besonders schützenswertes Gut sind, sondern weil sie wichtige Vorbilder für eine erfolgreiche Impfkampagne hätten sein können.

Natürlich ist Rummenigge mit seinem Vorschlag nicht durchgedrungen. Und vielleicht hat er dieser Tage mal daran gedacht, dass das auch ganz gut so gewesen ist. Denn die Idee mit der Vorbildfunktion des Profifußballs wäre womöglich krachend gescheitert.

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Inzwischen ist der Impfstoff in Deutschland immer und überall verfügbar, aber Joshua Kimmich, eines der profiliertesten Gesichter des FC Bayern München, hat bisher bewusst davon Abstand genommen, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Eine entsprechende Nachricht, die zunächst von der „Bild“-Zeitung verbreitet worden war, hat Kimmich nach dem Spiel der Bayern gegen die TSG Hoffenheim bestätigt.

Es stimme, dass er sich bisher nicht habe impfen lassen, sagte der Nationalspieler im Interview mit dem Fernsehsender Sky, „weil ich einfach für mich persönlich noch ein paar Bedenken habe, gerade, was fehlende Langzeitstudien angeht“. Nachdem die ersten Gerüchte noch mit Skepsis ob ihres Wahrheitsgehalts aufgenommen worden waren, nahm im weiteren Verlauf des Wochenendes das Unverständnis für Kimmichs Haltung zu.

Das hat auch etwas mit der Position zu tun, die der Mittelfeldspieler der Bayern im deutschen Fußball inzwischen einnimmt. Kimmich gilt längst als designierter Kapitän der Nationalmannschaft, weil er neben der dazu nötigen fußballerischen Qualität und einer ausgeprägten Siegermentalität auch schon in vergleichsweise jungen Jahren die erforderliche persönliche Reife für dieses Amt mitzubringen schien. Gemeinsam mit seinem etwa gleich alten Münchner Teamkollegen Leon Goretzka zählt der 26-Jährige zu den Wortführern einer neuen, aufgeklärten Generation deutscher Fußballer.

Er sei kein Coronaleugner, sagt Kimmich

Goretzka und Kimmich waren es, die gleich zu Beginn der Pandemie die Initiative „We kick Corona“ ins Leben gerufen haben, um Notleidende zu unterstützen. Zu den Projekten der Initiative zählt auch, Menschen in ärmeren Ländern den Zugang zu Corona-Impfstoffen zu ermöglichen. „Ich sage nicht kategorisch, dass ich mich überhaupt nicht impfen lasse“, hat Kimmich erklärt. Er sei auch weder ein Impfgegner noch ein Coronaleugner, aber: „Jeder sollte die Entscheidung für sich treffen.“

Dass Kimmichs Entscheidung vor allem angesichts wieder rapide steigender Infektionszahlen auf wenig Verständnis stößt, liegt auf der Hand. Auch im Sport häufen sich die Fälle. Im Kader des VfB Stuttgart haben sich zuletzt gleich sechs Spieler infiziert, auch Wout Weghorst, Stürmer des VfL Wolfsburg, hat es erwischt. Anders als Kimmich hat sich der Holländer in der Vergangenheit klar gegen eine Impfung positioniert und die Bedrohung durch das Coronavirus sogar verharmlost. Selbst Kimmichs Verein, der FC Bayern, ist aktuell betroffen: Trainer Julian Nagelsmann saß am Samstag zum zweiten Mal nicht auf der Trainerbank, weil er sich infiziert hat.

„Es ist nicht gut, dass er nicht geimpft ist“, sagte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach am Sonntag bei Sport1 über Kimmichs Entscheidung. „Wenn er sagt, er wartet ab, dann ist das schwierig.“ Der von Kimmich angeführte Grund, dass es noch keine Langzeitstudien gebe, gilt als wissenschaftlich unhaltbar. „Langzeit-Nebenwirkungen, die erst nach Jahren auftreten, sind bei Impfstoffen generell nicht bekannt“, hat Klaus Cichutek, der Leiter des Paul-Ehrlich-Instituts, vor kurzem im ZDF gesagt.

Es ist nicht nur eine persönliche Entscheidung

Auch Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, spricht von einem „Missverständnis, das sich bei vielen Menschen hartnäckig hält“. Nebenwirkungen einer Impfung träten immer innerhalb von wenigen Wochen nach der Impfung auf, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Danach ist die Immunreaktion abgeschlossen und der Impfstoff ist aus dem Körper verschwunden. Was offensichtlich viele Menschen unter Langzeitfolgen verstehen, nämlich dass ich heute geimpft werde und nächstes Jahr eine Nebenwirkung auftritt, das gibt es nicht, hat es noch nie gegeben und wird auch bei der Covid-19 Impfung nicht auftreten.“

Weltweit sind inzwischen fast vier Milliarden Menschen einfach und fast drei Milliarden komplett geimpft. Und auch wenn die Impfung nicht hundertprozentig vor einer Infektion schützt, so bewahrt sie die Infizierten bei einer Covid-19-Erkrankung zumindest vor schweren Verläufen – und damit in letzter Instanz auch das Gesundheitssystem vor einer Überlastung. Impfen oder lieber doch nicht? Das mag eine persönliche Entscheidung sein. Es ist aber auch eine, die letztlich die ganze Gesellschaft betrifft.

„Es ist ein schmaler Grat“, hat Thomas Müller, Kimmichs Teamkollege beim FC Bayern, am Samstag gesagt. „Es ist auch eine ethische, eine moralische Diskussion.“ Er selbst sei ein Impffreund und sehe in Impfungen auch „die beste Möglichkeit“, aus den Beschränkungen der Pandemie herauszukommen. Wenn sich jemand anders entscheide, müsse man versuchen, das zu akzeptieren, sagte Müller. Aber: „Ich hoffe, dass die Spieler, die noch nicht geimpft sind, sich das anders überlegen.“

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