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Bayern-Star und Fußballnationalspieler Joshua Kimmich
© dpa/Sven Hoppe
Update

„Ständig Aufklärungsleistung zeigen“: FC Bayern will Joshua Kimmich nicht zur Impfung drängen

Fußballnationalspieler Joshua Kimmich hat eingeräumt, nicht gegen Corona geimpft zu sein. Seine Impfskepsis löst Diskussionen aus.

Die Bundesregierung fordert den Fußballspieler Joshua Kimmich indirekt auf, sich impfen zu lassen. Kimmich habe als Spieler des FC Bayern München und der deutschen Nationalmannschaft eine Vorbildfunktion, sagt Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Insofern hoffe er, dass Kimmich alle verfügbaren Informationen über die in der EU zugelassenen Impfstoffe „noch einmal auf sich wirken lässt“. Die Impfquote sei entscheidend dafür, wie das Zusammenleben in Deutschland organisiert werden könne.

Kimmichs Verein, der FC Bayern München, will keinen Druck auf ungeimpfte Fußball-Profis wie Nationalspieler Joshua Kimmich ausüben.

Vorstandschef Oliver Kahn und Präsident Herbert Hainer betonten am Montagabend aber zugleich die klare Corona-Position des deutschen Rekordmeisters. „

Zunächt einmal ist es wichtig, dass wir eine klare Haltung haben, dass wir es allen nur empfehlen können, sich zu impfen. Das haben wir unterstrichen durch mehrere Aktionen“, sagte Kahn vor der Premiere der Doku-Serie „FC Bayern - Behind The Legend“ in einem Münchner Kino.

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„Letztendlich muss man das respektieren, wenn der eine oder andere eben eine andere Meinung hat“, ergänzte Kahn zum Fall Kimmich. „Es ist ganz wichtig – und es ist unsere Pflicht als Verein – ständig Aufklärungsleistung zu zeigen.“

Vereinspräsident Hainer betonte ebenfalls einmal mehr die Bedeutung einer hohen Impfquote zur Bewältigung der Corona-Pandemie. „Der FC Bayern unterstützt die Impfaktion nachhaltig. Am Ende des Tages gibt es keinen Impfzwang bei uns. Es ist die Entscheidung eines jeden einzelnen, und das muss man akzeptieren“, sagte Hainer. „Joshua Kimmich hat ja gesagt, vielleicht lässt er sich ja auch noch impfen. Mich würde das freuen.“

Wegen seiner Skepsis gegenüber Corona-Impfungen erhält der Fußball-Star unterdessen Unterstützung von AfD-Fraktionschefin Alice Weidel. Die Entscheidung des Bayern-Profis sei dessen Privatsache und müsse respektiert werden, erklärte Weidel am Montag.

„Dass Herr Kimmich nun laufend genötigt wird, sich für seine persönliche Entscheidung zu rechtfertigen, ist übergriffig und offenbart eine bedenkliche Ausbreitung von konformistischem Bevormundungs-Denken.“

Buyx: Kimmich sei „einer Falschinformation aufgesessen“

Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates hofft hingegen, dass sich Joshua Kimmich doch noch für eine Corona-Impfung entscheidet. Der deutsche Fußball-Nationalspieler sei „einer Falschinformation aufgesessen. Er ist ganz schlecht beraten. Das ist etwas, was sich jetzt noch mal stark verbreitet hat und es wäre toll, wenn er seine Plattform genutzt hätte, um sich besser beraten zu lassen, um dann auch in der Hinsicht ein Vorbild zu sein“, sagte Alena Buyx am Montag bei Sky Sport News HD. Kimmich habe eine besondere Verantwortung.

Es sei zwar Kimmichs persönliche Entscheidung. Aber der 26-Jährige sei ein Vorbild, dem Millionen Menschen zuhören würden. „Es kommt jetzt darauf an, gut aufzuklären, dass es diese Form von Langzeitwirkungen nicht gibt. Dass die Leute jetzt nicht denken, weil er Sorge hat, muss ich auch Sorge haben“, sagte Buyx.

Es wäre wünschenswert, wenn sich Kimmich noch mal beraten lasse und „sich dann auch zur Impfung entscheidet. Das ist nicht nur für ihn selbst eine gute Sache, sondern auch für seine Mannschaft, seinen Verein und letztlich für uns alle, jede Impfung zählt, sagte Buyx. Kimmich habe nach wie vor ein wahnsinnig hohes Risiko, sich mit der Deltavariante anzustecken, und „es gibt Profisportler, die monatelang gebraucht haben, um wieder fit zu werden.“

Stiko-Vorsitzender Mertens weist Kimmichs Bedenken zurück

Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, hatte zuletzt die Bedenken von Fußball-Nationalspieler Joshua Kimmich wegen fehlender Langzeitstudien bei Impfstoffen zurückgewiesen. „Joshua Kimmich ist sicher ein ausgewiesener Fachmann in Fragen des Fußballs, aber kein Fachmann in Fragen der Impfung und der Impfstoffe. Dennoch hat er mit seinen Bedenken einem Problem Ausdruck verliehen, das sicher bei manchen Menschen in unserer Gesellschaft so gesehen wird“, sagte Mertens im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

[Lesen Sie hier bei T+: Dritte Impfung gegen Covid - Ja oder Nein? Der Schutz der Anderen]

Bayern-Profi Kimmich hatte am Samstag eingeräumt, dass er sich bislang nicht gegen Corona impfen ließ. Er habe „persönlich noch ein paar Bedenken, gerade, was fehlende Langzeitstudien angeht“.

Wenn ein Impfstoff zur Verwendung an Menschen freigegeben wird, gebe es begleitende Studien, die genau untersuchten, ob es bei der Anwendung zu schwerwiegenden Nebenwirkungen kommen könne, erwiderte Mertens. „Man muss bedenken, dass mittlerweile sieben Milliarden Dosen an Menschen mit Covid-19-Impfstoff verimpft worden sind“, sagte er.

„Dass es bei der Anwendung eines Impfstoffes über knapp ein Jahr keine Zehnjahres-Beobachtungsstudien geben kann, ist klar.“ Das gelte aber nicht nur für jeden anderen Impfstoff auch, der neu angewendet werde, sondern auch für jedes neue Medikament.

„Neben den Zulassungsstudien wissen wir aus den begleitenden Studien, dass es nur zu einigen Nebenwirkungen gekommen ist, die alle recht kurze Zeit nach der Impfung aufgetreten sind“, sagte der Stiko-Chef. In der Wissenschaft sei man sich einig, dass spät auftretende Nebenwirkungen nach einer Impfung „nicht vorkommen, beziehungsweise eine extrem seltene Rarität bei einzelnen Impfstoffen“ gewesen seien. (dpa, Reuters)

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