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Beamte der Spurensicherung am Tatort im Kleinen Tiergarten in Berlin. Dort war am 23. August 2019 ein Georgier erschossen worden.
© Christoph Soeder/dpa

Mord im Kleinen Tiergarten: Mutmaßlicher Auftragsmörder soll doch kein Asyl beantragt haben

Der Tatverdächtige ist an einem geheimen Ort untergebracht worden. Berichte, dass er kurz nach dem Mord Asyl beantragt haben soll, sind offenbar falsch.

Der mutmaßliche Auftragsmörder Vadim Krasikov soll nach dem Mord an einem Georgier in Berlin doch kein Asyl in Deutschland beantragt haben. Das berichtet „Spiegel Online“. Ein Sprecher des Bundesamt für Migration und Flüchtlinge habe dem Nachrichtenmagazin mitgeteilt, dass unter sämtlichen zu dem Tatverdächtigen bekannten Personalien kein Asylantrag vorliege.

Am Freitag hatte die französische Zeitung „Le Monde“ berichtet, die deutschen Behörden hätten den Antrag drei Tage nach der Tat an das französische Konsulat in Moskau weitergereicht. Im Rahmen der Dublin-Verordnung wäre Frankreich für den Fall zuständig gewesen, da der Tatverdächtige über Frankreich in die EU eingereist sei. Auch deutsche Medien hatten die Meldung verbreitet. Offenbar handelt es sich aber um eine Falschmeldung.

Gefährdung des Georgiers war bekannt

Am 23. August dieses Jahres war der Georgier Zelimkhan Khangoshvili alias Tornike K. im Kleinen Tiergarten von einem Radfahrer erschossen worden. Khangoshvili soll zwischen 2000 und 2004 eine tschetschenische Miliz kommandiert haben und an kriegerischen Auseinandersetzungen mit der Russischen Föderation beteiligt gewesen sein, heißt es in einer Mitteilung der Generalbundesanwaltschaft. Von russischen Behörden sei er als Terrorist eingestuft und verfolgt worden.

Nach Informationen des Tagesspiegel habe Khangoshvili zudem in der Vergangenheit für georgische und amerikanische Geheimdienste gearbeitet. Der Verfassungsschutz wusste offenbar seit 2017 von einer möglichen Gefährdung des Georgiers durch prorussische Akteure.

Einsatzkräfte der Polizei stehen am 23.08.2019 neben einem Polizeifahrzeug am Tatort in Berlin-Moabit.
Einsatzkräfte der Polizei stehen am 23.08.2019 neben einem Polizeifahrzeug am Tatort in Berlin-Moabit.
© Paul Zinken/dpa

Viele Anhaltspunkte für russische Beteiligung

Der mutmaßliche Täter war unter dem Namen Vadim Sokolov nach Berlin gereist und kurz nach dem tödlichen Attentat im Kleinen Tiergarten festgenommen worden. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Die Bundesanwaltschaft sieht Anhaltspunkte für die Beteiligung staatlicher Stellen in Russland.

Der Mord an Khangoshvili hat Folgen für die deutsch-russischen Beziehungen. Am Mittwochmorgen war der russische Botschafter ins Auswärtige Amt einbestellt worden, zwei Diplomaten wurden ausgewiesen.

Nach der Ausweisung sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Schritt sei nötig gewesen „weil wir nicht gesehen haben, dass Russland uns bei der Aufklärung diese Mordes unterstützt“. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer regt weitere Maßnahmen gegen Russland an. „Wir werden in der Bundesregierung über weitere Reaktionen beraten und entscheiden müssen“, sagte die Verteidigungsministerin der „Bild am Sonntag“. „Die russische Seite muss jetzt endlich ihren Beitrag zur Aufklärung dieses Verbrechens leisten.“ Nach wie vor dementiert Russland eine Beteiligung an der Tat. (Tsp)

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