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Italiens Innenminister Matteo Salvini.
© Andrew Medichini/AP/dpa

"Viel Feind, viel Ehr": Mussolini lässt grüßen

Italiens Innenminister Matteo Salvini hat am Geburtstag des Duce ein Zitat benutzt, um dessen Anhänger zu begeistern. Eine Glosse.

In Rom ist es genauso heiß wie hier. aber gelten deshalb mildernde Umstände für Spitzenpolitiker? Italiens Innenminister Salvini, Spitzenmann der „Lega Nord“, zeigte gerade, dass er genauso dämlich twittern kann wie Donald Trump, und hielt seinen Gegnern den Satz „Tanti nemici, tanto onore“ entgegen. Lateinlehrer wird das möglicherweise erfreuen, denn er klingt in der deutschen Übersetzung ganz harmlos: „Viel Feind, viel Ehr“.

Wer aber in der Geschichte des italienischen Faschismus ein wenig bewandert ist, der kennt diese Worte auch aus der Mussolini-Propaganda – der „Duce“ hätte sie gewiss getwittert, wenn er gekonnt hätte. Und dass Salvini sie ausgerechnet an dessen Geburtstag, dem 29. Juli, benutzt, deutet dann doch weniger auf einen hitzebedingten Ausfall als auf die Absicht, den zahlreichen Mussolini-Anhängern des Landes was Hübsches zum Jubiläum zu schenken.

Proteste zählen nichts

Die Reaktion, na klar, waren massive Proteste der Opposition. Aber die zählen nichts, weil speziell Rechtspopulisten in solchen Ausfällen schon lange keinen Grund zur Entschuldigung oder gar zum Rücktritt sehen. Es geht allein darum, den ganz und gar dumpfen Teil der Wählerschaft zu erfreuen, jene Leute, die in den Globalisierungsstürmen nach der einfachen Lösung suchen und sie in Militärparaden und Brachialrhetorik zu finden glauben.

Es ist wie in Deutschland. Auf der rechten Seite wittern sie das Wählerpotenzial, das nicht auf differenzierte Argumente und sachliche Darlegungen anspricht, sondern auf krachlederne Sprüche und sorgfältig dosierte Andeutungen. Der Faschismus ist längst kein General-Tabu mehr, sondern dient als Steinbruch für Zitate und Gedanken, mit denen die Grenzen des Sagbaren allmählich verschoben werden in der Hoffnung, dass dann auch die Grenzen des erlaubten Tuns fallen.

Salvini ist darin versiert, der chaotische Koalitionspartner setzt ihm keine Grenzen; wir in Deutschland können froh darüber sein, dass solche Typen bei uns zumindest nicht an der Regierung sind. Andererseits lohnt sich vielleicht, mal darauf zu achten, was die rechtsradikale Kameradschaft aus dieser Vorgabe macht. Viel Feind, viel Ehr – das wird man doch noch sagen dürfen, oder? Nein, jetzt nicht mehr.

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