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Winfried Kretschann ( Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg
© dpa/Christoph Schmidt

Winfried Kretschmann: "Müssen Wähler der AfD differenziert sehen"

Der baden-württembergische Ministerpräsident will die AfD nicht per se dämonisieren. "Ein Teil ist rechtsradikal, aber alle anderen nicht", sagt Winfried Kretschmann.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat dafür plädiert, die rechtspopulistische AfD in der politischen Auseinandersetzung nicht nur zu dämonisieren. "Wir müssen damit aufhören, uns dauernd über die AfD zu empören", sagte Kretschmann der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

"Wir müssen die Wählerschaft dieser Partei differenziert sehen", sagte Kretschmann weiter. "Ein Teil der AfD ist rechtsradikal, den muss man in der Tat dämonisieren, aber alle anderen nicht."

Kretschmann sprach sich für einen Erweiterung des Begriffs Intergration aus. Alle, die das Gefühl hätten, nicht mehr richtig dabei zu sein, müssten integriert werden, sagte Kretschmann. Der "verkürzte Integrationsbegriff" meine nur Einwanderer. "Aber jemand, der ,Ausländer raus‘ ruft, ist auch nicht integriert", sagte er.

Kretschmann kritisierte zudem die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). "Man muss in längeren Linien denken", sagte der Grüne. Das sei seinem Eindruck nach "nicht so sehr der Beritt der Kanzlerin". Es fehle der Bundesregierung "manchmal schon das Proaktive", sagte Kretschmann weiter. "Nur Stückwerktechnologie reicht nicht. So groß mein Respekt vor der Bundeskanzlerin ist."

Der baden-württembergische Landtag will Kretschmann heute zum Ministerpräsidenten der bundesweit ersten grün-schwarzen Landesregierung wählen. Zuletzt hatte ein CDU-interner Streit Kretschmanns Wahl überschattet. In zwei Probeabstimmungen am Dienstag hatten einige CDU-Abgeordnete mit Nein gestimmt oder sich enthalten.

Sollte Kretschmann im ersten Wahlgang keine Mehrheit bekommen, können weitere Wahlgänge folgen. Unter der Führung Kretschmanns hatten die Grünen in Baden-Württemberg erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik eine Landtagswahl gewonnen. (Tsp)

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