Nach Mord an Rebellenchef: Moskau legt Friedensplan für Ostukraine auf Eis
Am Rande Europas in der Ostukraine wird täglich geschossen. Deutschland wollte eigentlich einen neuen Anlauf für Frieden nehmen, doch der gewaltsame Tod eines Separatistenführers durchkreuzt die Pläne.
Russland legt wegen der Ermordung des Donezker Separatistenführers die Friedensbemühungen für die Ostukraine auf Eis. Außenminister Sergej Lawrow wertete das Attentat auf Alexander Sachartschenko als „offene Provokation, um die Minsker Vereinbarungen zu torpedieren“.
Es könne nun keine Rede mehr von einem baldigen Treffen im Normandie-Format sein, „wie unsere europäischen Partner das wollen“, sagte er am Samstag in Sotschi. „Erst muss die Situation analysiert werden.“
Anführer der "Volksrepublik Donezk" wurde bei Anschlag auf Café getötet
Sachartschenko, Anführer der nicht anerkannten Volksrepublik Donezk, war am Freitag bei einem Bombenanschlag in einem Café getötet worden. Russland als Schutzmacht der Separatisten gab sofort der Ukraine die Schuld an dem Attentat. Am Sonntag nahmen in der Rebellenhochburg mehrere Zehntausend an einer Trauerfeier für Sachartschenko teil. Vorläufig regiert sein bisheriger Stellvertreter Dmitri Trapesnikow.
Im sogenannten Normandie-Format hatten Kanzlerin Angela Merkel und die Präsidenten aus Frankreich, Russland und der Ukraine 2015 in Minsk einen Plan vereinbart, um den Krieg im Donbass zu beenden. Allerdings werden die Vereinbarungen nicht umgesetzt. Bei Kämpfen zwischen den von Moskau unterstützten Separatisten und der ukrainischen Armee sind nach Zählung der UN seit 2014 mehr als 10 000 Menschen getötet worden. Die deutsche Diplomatie hat sich zuletzt bemüht, wieder Bewegung in den Friedensprozess zu bringen.
Ukrainischer Geheimdienst weist Verantwortung für Attentat zurück
Der ukrainische Geheimdienst SBU wies jede Verantwortung für das Attentat zurück. Kiew äußert die Vermutung, dass Sachartschenko wie andere Feldkommandeure vor ihm wegen krimineller Machenschaften oder auf Geheiß Moskaus ermordet wurde. SBU-Chef Wassili Grizak sagte: „Das ist eine systematische Säuberung unter denen, die 2014 am Einmarsch russischer Truppen in den Donbass, an der Schaffung der Pseudorepubliken beteiligt waren.“ Beweise gibt es für keine Version.
Bei der Bombenexplosion im Café „Separ“ (kurz für: Separatist) kam neben dem 42-jährigen Sachartschenko noch eine weitere Person ums Leben, wie die Behörden in Donezk am Samstag mitteilten. Elf Menschen seien verletzt worden. Schon am Freitag hatte die Polizei gemeldet, mehrere „ukrainische Saboteure“ seien festgenommen worden.
Sachartschenko stammte aus Donezk. Er hatte 2014 mit den Separatisten gekämpft und war dann an die Spitze der sogenannten Volksrepublik gesetzt worden, die von Moskau kontrolliert wird. (dpa)