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Der Anführer der prorussischen Separatisten in Donezk in der Ostukraine ist bei einer Bombenexplosion getötet worden.
© dpa/Sergei Grits

"Republik Donezk": Ostukrainischer Separatistenchef bei Bombenanschlag getötet

Seit Jahren schwelt der Krieg in der Ostukraine nur. Jetzt wird der wichtigste prorussische Separatist getötet. Sofort richten sich die Racheschwüre gegen Kiew.

Einer der wichtigsten Anführer der prorussischen Separatisten in der Ostukraine, Alexander Sachartschenko, ist bei einem Bombenattentat getötet worden. Wie die Führung der international nicht anerkannten Volksrepublik Donezk am Freitag bekannt gab, starb der 42-Jährige bei einer Explosion in einem Café in der Innenstadt von Donezk.

Nach dem Tod des Separatistenführers von Donezk wachsen die Befürchtungen vor einer neuen Eskalation der Gewalt in der Ostukraine. Die prorussischen Separatisten und Politiker in Moskau machten sofort die Ukraine für den Anschlag verantwortlich und drohten mit Vergeltung. „Das ist die nächste Aggression seitens der Ukraine. Donezk wird dieses Verbrechen rächen“, sagte der örtliche Parlamentschef Denis Puschilin.

Auch die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, sagte, es gebe jeden Grund anzunehmen, dass die Kiewer Führung hinter dem Mord stehe. Präsident Wladimir Putin würdigte Sachartschenko als „echten Patrioten des Donbass“, der seine Heimat verteidigt habe.

Der ukrainische Geheimdienst SBU wies jede Verantwortung von sich. „Unserer Überzeugung nach ist es das Ergebnis interner Machtkämpfe. Irgendjemand teilt irgendetwas auf“, sagte SBU-Sprecherin Jelena Gitljanskaja der Agentur UNN.

Auch der US-Sicherheitsexperte Mark Galeotti schloss nicht aus, dass Sachartschenko einem Verteilungskampf unter Kriminellen zum Opfer gefallen sein könnte. Genauso könne es ein Anschlag auf Moskauer Befehl gewesen sein.

Friedenslösung steckt seit Jahren fest

In dem Krieg am östlichen Rand Europas sind nach Zählung der Vereinten Nationen schon mehr als 10 000 Menschen getötet worden. Zwischen den Separatisten und den ukrainischen Regierungstruppen gilt zwar seit Mittwoch ein Waffenstillstand, der aber schon wieder gebrochen worden ist. Eine mit deutscher Beteiligung in Minsk ausgehandelte Friedenslösung steckt seit Jahren fest.

Ein Sprecher der Donezker Behörden sagte, drei weitere Personen seien bei der Explosion verletzt worden. Dazu zähle auch der Finanzminister des Gebiets, Alexander Timofejew. Mehrere mutmaßliche ukrainische Saboteure seien festgenommen worden. „Sie werden des Anschlags auf das Oberhaupt der Republik verdächtigt.“ Als vorläufiger Nachfolger wurde Vizeministerpräsident Dmitri Trapesnikow eingesetzt.

Sachartschenko stammte aus Donezk. Er war 2014 einer der Feldkommandeure in dem vom Russland geförderten Aufstand der Ostukraine gegen die Führung in Kiew. Um die Separatistenführung ukrainischer aussehen zu lassen, übernahm er im August 2014 die Führung der Volksrepublik von dem Russen Alexander Borodai.

Sachartschenko ist nicht der erste ermordete Separatistenkommandeur

An der Frontlinie zwischen den ukrainischen Regierungstruppen und den Separatisten blieb es zunächst ruhig, wie die Donezker Führung mitteilte. Die Front verläuft nördlich und westlich der Millionenstadt. „Das ist eine fürchterliche Nachricht für die Umsetzung der Minsker Vereinbarungen. Für diesen Terrorakt kann es keine Rechtfertigung geben“, sagte der russische Außenpolitiker Konstantin Kossatschow.

Für die Separatisten hatten Sachartschenko für Donezk und Igor Plotnizki aus Luhansk 2015 in Minsk die Vereinbarungen unterzeichnet. Plotnizki wurde 2017 gestürzt und floh nach Russland.

Die Separatistengebiete Donezk und Luhansk sind zwar formal eigenständig, werden aber von Moskau mit Waffen, Kämpfern und Geld versorgt und eng kontrolliert. Kriminalität ist weit verbreitet. Sachartschenko ist nicht der erste Separatist, der eines gewaltsamen Todes starb. Auch die Ermordung der Kommandeure Arsen Pawlow (Motorola), Michail Tolstych (Giwi) und anderer wurde in Donezk und Luhansk Kiew angelastet. (dpa)

Andreas Stein, Friedemann Kohler - dpa

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