Letztes TV-Duell vor Präsidentenwahl in Österreich: Mit Mühe und Not auf Niveau gebracht
Drei Tage vor der Wahl treffen sich Österreichs Präsidentschaftskandidaten Van der Bellen und Hofer noch einmal zum TV-Schlagabtausch. Es geht streckenweise hart zur Sache.
Seit Juli hat Österreich keinen Präsidenten mehr – knapp ein Jahr dauert der Wahlkampf bereits und beide Kandidaten haben eigentlich schon alles gesagt. Am Donnerstag fand dann das vorerst wirklich letzte TV-Duell der Kandidaten Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer statt. Moderiert von ORF-Journalistin Ingrid Thurnher lieferten sich die beiden Kandidaten in der Prime Time des öffentlich rechtlichen Fernsehens in Österreich einen letzten Schlagabtausch.
Der begann gleich emotional – Alexander Van der Bellen zog ein Foto seines Vaters hervor und bekrittelte Angriffe gegen ihn aus dem Hofer-Camp. Norbert Hofer hingegen führte Attacken auf seine Frau und sich persönlich an – Ingrid Thurnher brachte die Debatte mit Müh und Not wieder auf ein ansprechendes Niveau – eine Aufgabe, die sie an diesem Abend nicht nur ein Mal erfüllen musste.
Das Format der Debatte sah vor, dass die Kandidaten mit einem Thema konfrontiert werden, dann jeweils eine Stellungnahme abgeben und anschließend diskutieren. Hauptthemen waren die Europäische Union und der Brexit, die Wirtschaft und vor allem Sanktionen gegen Russland, sowie die Beziehungen zur Türkei.
Eine teils unangenehme Auseinandersetzung - von beiden Seiten
Die Statements verliefen meist zivilisiert. Hofer will die Russland-Sanktionen abschaffen, Van der Bellen stimmt teilweise überein. Auch bei Zuwanderung, der Rolle des Bundespräsidenten oder dem Verhältnis zur Türkei lassen sich keine allzu großen Differenzen erkennen. Am kontroverstesten wird es beim Thema Europäische Union – an einer Stelle zweifelt Alexander Van der Bellen das Einstimmigkeitsprinzip an – und Norbert Hofer spricht gleich vom „Bundesland Österreich“. Bei der direkten Konfrontation der Kandidaten ging es dann jedoch um einiges härter zur Sache. "Das ist eine glatte Lüge", "jetzt reicht es mir aber langsam", nur Ausschnitte einer teils unangenehmen Auseinandersetzung - von beiden Seiten.
Man merkt auch: Der Wahlkampf dauert schon zu lange, alles ist gesagt, es ist teilweise eine Schlacht der Zitate, in der Diskussion oft „politische Archäologie“ genannt. Hofer wirkte am Ende angriffiger und emotionaler in seiner Argumentation. In der Analyse des österreichischen Rundfunks sprach der Politikwissenschaftler Peter Filzmaier von einer rhetorischen „Panzerfaust“. Alexander Van der Bellen eher abstrakt und sachlich. Auf den Tiefpunkten der Debatte standen die beiden aber Schulter an Schulter.
Im Wahlkampffinale konzentrieren sich die Kandidaten vor allem auf die ÖVP-Wähler. Von ihnen sind noch viele unentschlossen. Die Wahl findet dann am 4. Dezember statt. Erste Hochrechnungen wird es ab kurz nach 17 Uhr geben. Ob ein endgültiges Ergebnis bereits am Sonntag verkündet werden kann, ist unklar. Sollte es ähnlich knapp werden, wie bei der letzten Wahl, kommt das Ergebnis wohl frühestens am Montag.
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