Kandidat für CDU-Vorsitz: Merz glaubt nicht an Kanzlerkandidatur Söders
Friedrich Merz will CDU-Chef werden und damit wohl auch Kanzlerkandidat der Union. Er sei sich „ziemlich sicher“, dass nicht CSU-Mann Söder aufgestellt werde.
Der Bewerber um den CDU-Vorsitz, Friedrich Merz, ist Spekulationen über eine mögliche Kanzlerkandidatur von CSU-Chef Markus Söder entgegengetreten. „Er hat mehrfach gesagt, dass sein Platz in Bayern ist, wo er ja gerade in der Coronakrise auch einen klasse Job macht“, sagte Merz der „Augsburger Allgemeinen“ über den bayerischen Ministerpräsidenten.
„Historisch betrachtet war es bisher so, dass die CSU den gemeinsamen Kanzlerkandidaten dann gestellt hat, wenn die CDU mit ihrer eigenen Führung unzufrieden war. Das war 1980 so, das war 2002 so, und ich bin mir ziemlich sicher, dass das 2021 nicht so sein wird“, sagte Merz.
Zum Zeitplan der Kandidatenkür sagte Merz: „Ich gehe davon aus, dass wir zuerst den neuen Parteivorsitzenden der CDU wählen und dass die Vorsitzenden von CDU und CSU sich dann zusammensetzen und einen gemeinsamen Vorschlag machen.“
Auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, als neuer CDU-Chef Söder den Vortritt bei der Kanzlerkandidatur zu lassen, antwortete Merz in dem Zeitungsinterview: „Mit solchen 'Was-wäre-wenn'-Fragen beschäftige ich mich grundsätzlich nicht.“
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Merz hofft auf „35 Prozent plus x“ für die Union
Merz räumte ein, dass seine Kampagne für seine Wahl zum CDU-Chef unter den Folgen der Pandemie leide: „Ich mache zurzeit relativ viel mit Videokonferenzen, eine davon sogar schon mit mehr als 2000 Teilnehmern, aber das kann persönliche Begegnungen natürlich nicht vollständig ersetzen“, sagte der CDU-Politiker. „Ich bin also nicht völlig von der Partei und den Menschen im Land abgeschnitten, aber ich freue mich doch schon sehr auf ein Stück mehr Normalität.“
Für die Union werde es schwer, ihre in der Coronakrise gestiegenen Umfragewerte über längere Zeit zu halten. „Ich schätze unser Potenzial in normalen Zeiten auf 35 Prozent plus x“, sagte Merz. Noch im Juni hatte er von 40 Prozent gesprochen.
Er kündigte an, besonders die Interessen der jüngeren Generation in den Fokus zu nehmen. „In erster Linie müssen wir unser Geld für Innovation ausgeben, für Bildung, Ausbildung und zukunftsfähige Arbeitsplätze“, forderte er. „Wir laden der jungen Generation eine so hohe Staatsverschuldung auf, das lässt sich nur rechtfertigen, wenn diese Generation auch der größte Nutznießer sein wird.“
Merz forderte „einen neuen Generationenvertrag“ und sagte: „Deshalb werde ich in den nächsten Wochen auch die Generationengerechtigkeit zu meinem Thema machen.“ (dpa, AFP)