Vorsitzkandidat zur Zukunft der CDU: Merz empfiehlt sich als Wegbereiter für Schwarz-Grün
Friedrich Merz kämpft gegen Laschet und Röttgen um den CDU-Vorsitz. Jetzt plädiert ausgerechnet der Parteikonservative für ein neues Bündnis.
Friedrich Merz, Kandidat für den Vorsitz der CDU, wirbt für eine schwarz-grüne Koalition im Bund und sieht sich selbst als den richtigen Mann, solch ein Bündnis den Anhängern seiner Partei zu vermitteln.
„Schwarz-Grün sitzt doch in vielen bürgerlichen Familien längst am Frühstückstisch“, sagte Merz in einem „Spiegel“-Interview.
„Wir müssen in erster Linie dafür sorgen, dass wir unsere eigenen Wählerinnen und Wähler nicht verlieren. Die sympathisieren eben nicht alle mit diesen Themen und sind abgeschreckt von den Ideologen bei den Grünen“, sagte Merz.
„Aber die Frage, wer unsere eigenen Wähler davon überzeugen kann, dass wir einen mutigen Schritt nach vorn machen müssen, etwa beim Thema der Versöhnung von Ökologie und Ökonomie, die kann ich vielleicht ganz gut beantworten“, fuhr Merz fort.
Volker Bouffier, nach den Worten von Merz „der schwarze Sheriff“, arbeite in Hessen seit sechs Jahren als Ministerpräsident mit den Grünen erfolgreich in einer Koalition zusammen.
„Das zeigt doch, dass es geht. Vielleicht sogar besser, als wenn man sich von vornherein politisch zu nahesteht“, sagte Merz.
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Vor der Bundestagswahl müssten die Unterschiede zwischen den Parteien stärker sichtbar werden. „Vielleicht werden nach der Wahl Schwarz-Grün oder Jamaika die einzigen stabilen Optionen sein. Die große Koalition sollten wir möglichst nicht fortsetzen“, sagte Merz.
Er bleibe seiner Überzeugung treu, dass Umweltpolitik nur mit einer intelligenten Verbindung von Ordnungsrecht und Marktwirtschaft erfolgreich sein könne, sagte Merz. Dabei gehe es auch um die Versöhnung der Generationen, der älteren, die nicht wolle, dass der Wohlstand gefährdet werde, mit der jüngeren, die sich Sorgen um die Umwelt mache.
„Ich traue mir zu, unser Profil in einer Konstellation mit den Grünen klar erkennbar zu machen“, sagte Merz, der sich neben dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet sowie dem CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen um den Parteivorsitz bewirbt.
Die Frage nach seinen Chancen dabei seien fünf Monate vor der Entscheidung im Dezember nicht leicht zu beantworten, sagte Merz. Er messe sich nicht an den Mitbewerbern, sondern stelle sich selbst die Frage: „Habe ich genug Unterstützung und ein Profil, das klar genug ist? Entspreche ich den Erwartungen und den Notwendigkeiten, die es nicht nur für die Partei, sondern auch und vor allem für unser Land zusammen mit einem guten Team zu erfüllen gilt?“
„Ich bin – mit viel Respekt vor der Aufgabe – zuversichtlich“, sagte Merz weiter.
Anders als 2018, als er gegen Annegret Kramp-Karrenbauer verlor, habe er in diesem Jahr mehr Zeit, sich auf den Parteitag vorzubereiten. „Und ich kenne die Partei noch viel besser als 2018“, sagte Merz.
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Merz lobt Merkel
Merz, der sich immer wieder auch kritisch über Bundeskanzlerin Angela Merkel geäußert hatte, betonte, dass er sich nicht gegen Merkel abgrenze. „Das habe ich 2018 nicht getan, und das mache ich auch 2020 nicht“, sagte er. Er stehe für eine Richtungsentscheidung mit Blick auf die Zukunft der Union, aber das heiße nicht, „dass alles Vergangene schlecht war oder gar rückabgewickelt werden muss.“
Merkel habe in der Coronakrise ein hohes Ansehen in der Bevölkerung und führe gut durch die Krise: „Sie handelt ruhig und besonnen, sie hat starke Nerven, und sie hat eine klare Vorstellung von dem, was wir tun sollten.“
AKK: Kandidatenfrage interessiert derzeit „wirklich niemanden“
Die Diskussion über ihre Nachfolge hat für die CDU-Bundesvorsitzende Kramp-Karrenbauer derzeit aufgrund der Corona-Pandemie keinerlei Priorität. Das gelte für die gesamte Partei, sagte Kramp-Karrenbauer am Freitag im ARD-„Morgenmagazin“. Innerhalb der CDU „interessiert die Kandidatenfrage im Moment wirklich niemanden“. Alle seien „derzeit damit beschäftigt, dieses Land gut durch die Coronakrise zu bringen“.
Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer hatte im Februar ihren Rückzug als Parteichefin erklärt.
Zuletzt war über die Kandidaten Merz, Laschet und Röttgen hinaus erneut über weitere Konstellationen für den CDU-Parteivorsitz sowie den Kanzlerkandidaten der Union bei der Bundestagswahl im nächsten Jahr spekuliert worden.
Neben den bereits feststehenden offiziellen Anwärtern für den CDU-Vorsitz spielen dabei auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der im Team mit Laschet antritt, und der Vorsitzende der Schwesterpartei CSU, Markus Söder, eine Rolle.
Kramp-Karrenbauer betonte, sie organisiere den Prozess zur Suche nach einem Nachfolger lediglich im Auftrag der Partei. Sie habe zugesagt, dies in einer Weise zu tun, „dass die Partei daran nicht zerbricht“. Daran halte sie sich und werde sich mit Blick auf die Kandidaten nicht äußern. „Ich bin in dieser Frage strikt neutral.“ (Tsp mit AFP)