Tod des früheren US-Präsidenten: Merkel würdigt Bush als "Glücksfall der deutschen Geschichte"
Der verstorbene Ex-Präsident George H. W. Bush stellte sich einst offen hinter die deutsche Wiedervereinigung. Auch Macron und Gorbatschow würdigen ihn.
Deutschland ist nach den Worten von Außenminister Heiko Maas (SPD) dem verstorbenen Ex-US-Präsidenten George H. W. Bush für immer zu Dank verpflichtet. „Auch er ist Architekt der deutschen Einheit. Ohne Vorbehalte unterstützte er sie von Beginn. Das werden wir nie vergessen“, erklärte Maas am Samstag in Berlin. „Wir trauern um einen großen Staatsmann und einen Freund Deutschlands“, fügte Maas hinzu. „1989 in der Stunde des Umbruchs, der Probe, als die Blöcke wankten und die jahrzehntelange Konfrontation zu bröckeln begann, ergriff er mutig die Chance zur Beendigung des Kalten Krieges.“
Bundeskanzlerin Angela Merkel nannte Bush senior einen „Glücksfall der deutschen Geschichte“ und würdigte dessen Rolle für das transatlantische Verhältnis. „Wir Deutschen haben in seiner Präsidentschaft die Kraft und Verlässlichkeit der deutsch-amerikanischen Freundschaft erlebt“, betonte Merkel in einem Kondolenzschreiben an US-Präsident Donald Trump.
Auch Regierungssprecher Steffen Seibert nannte Bush einen "Freund der Deutschen". „Seinen Beitrag zu unserer Wiedervereinigung werden wir nie vergessen“, schrieb er am Samstag bei Twitter.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte den verstorbenen ehemaligen US-Präsidenten ebenfalls als einen „wahren Freund“ Deutschlands. In einem Kondolenzschreiben an Trump betonte Steinmeier, Bush habe einen der großen Umbrüche der Weltpolitik entscheidend geprägt. „Ohne das Vertrauen und die Freundschaft der Vereinigten Staaten und ihres Präsidenten wäre die deutsche Einheit nicht möglich gewesen.“ Deutschland werde Bush ein ehrendes Andenken bewahren.
Der frühere sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow hat den USA sein Beileid zum Tod von Ex-Präsident George H. W. Bush ausgesprochen. Er habe mit Bush in einer „dramatischen Zeit“ zusammengearbeitet, sagte der 87-Jährige am Samstag in Moskau. „Das Ergebnis war die Beendigung des Kaltes Krieges und des Rüstungswettlaufs“. Der am Freitag gestorbene Bush sei ein „echter Partner“ gewesen, sagte Gorbatschow der Agentur Interfax.
Bush und Gorbatschow setzten in den 1980er Jahren die schon unter Präsident Ronald Reagan begonnene Abrüstung fort. Sie ermöglichten nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 die deutsche Wiedervereinigung. Gorbatschow sagte, er und seine Frau Raissa (gestorben 1999) hätten immer die wohlwollende Freundlichkeit der Familie von George und Barbara Bush genossen.
Putin: Bush hat "Mut und Weitsicht" bewiesen
Der russische Staatschef Wladimir Putin hat ebenso den Beitrag Bushs zur Entspannungspolitik gewürdigt. „George Bush der Ältere hat viel getan, um die russisch-amerikanische Zusammenarbeit in Fragen der internationalen Sicherheit zu stärken.“ Das schrieb Putin in einem Beileidstelegramm an die Bush-Familie, wie der Kreml am Samstag in Moskau mitteilte. Der am Freitag gestorbene Bush habe politisch „Mut und Weitsicht“ bewiesen.
Putin schrieb, er erinnere sich gern an die warmherzige Gastfreundschaft des Ex-Präsidenten, als er 2007 den Familiensitz der Bushs in Kennebunkport am Atlantik besucht habe. Zu der Zeit war Sohn George W. Bush Präsident der USA. Auch Russlands Ministerpräsident Dmitri Medwedew sprach der Familie Bush sein Beileid aus.
Der französische Präsident Emmanuel Macron hat den verstorbenen ehemaligen US-Präsidenten George H. W. Bush als „großen Anführer“ gewürdigt. Er habe die Allianz mit Europa immer unterstützt, schrieb Macron am Samstag auf Twitter. „Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und den Menschen, die ihm nahe standen.“ Im Namen der Franzosen sprach er den Amerikanern sein Beileid aus. George H. W. Bush war zuvor im Alter von 94 Jahren gestorben.
Die britische Premierministerin Theresa May und Ex-Premierminister Tony Blair Bush als Freund ihres Landes und als Friedensstifter gewürdigt. „Präsident Bush war ein echter Freund Großbritanniens und das zuverlässige Gegenüber und der Vertraute zweier Premierminister. Sein staatsmännisches Können, seine Weisheit und seine Freundschaft werden sehr vermisst werden“, schrieb May am Samstag per Kurznachrichtendienst Twitter.
„Präsident Bush war ein außergewöhnlicher Staatsdiener, ein Mann der sich seinem Land verschrieben hatte, den höchsten Werten, für die es steht und dafür, die Welt besser zu machen, stabiler und friedlicher“, teilte Blair mit. Bush sei ein „großartiger Freund und Verbündeter gewesen“ und habe „riesigen Einfluss auf die Entwicklung Europas nach dem Fall der Berliner Mauer“ gehabt.
Auch die britische Königin Elizabeth II. verlieh ihrer Trauer über Bushs Tod Ausdruck. „Präsident Bush war ein großer Freund und Verbündeter des Vereinigten Königreichs“, hieß es in einer Mitteilung der 92-jährigen Monarchin. Bush sei ein Patriot gewesen, der seinem Land mit „Würde und Format“ in seinem Amt und im Zweiten Weltkrieg gedient habe. An einen Besuch in Texas im Jahr 1991 erinnerten sie und ihr Ehemann Prinz Philip sich sehr gerne zurück, so die Queen. „Meine Gedanken und Gebete sind bei Präsident Bushs Familie und dem amerikanischen Volk.“
Netanjahu und Xi Jinping äußern sich
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hat den früheren US-Präsidenten als „großen amerikanischen Patrioten“ gewürdigt. „Präsident Bush hat die Vereinigten Staaten und die Welt nach dem Ende des Kalten Krieges mit großem Erfolg und großer Weisheit angeführt und den Übergang zu einer friedlichen Ära ermöglicht, in der sich die Demokratie auf der Welt ausbreitete“, sagte Netanjahu nach Angaben seines Büros am Sonntag bei einer Kabinettssitzung. Das israelische Volk werde immer erinnern, wie Bush senior bei der Befreiung der Juden aus der Sowjetunion sowie der Rettung der äthiopischen Juden geholfen habe, sagte Netanjahu. Er würdigte auch Bushs „entscheidenden Sieg gegen Saddam Hussein“ (im Irak) sowie seine „Bemühungen um Frieden im Nahen Osten auf der Friedenskonferenz in Madrid
Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hat den Beitrag Bushs für die chinesisch-amerikanischen Beziehungen hervorgehoben. Zum Auftakt des Abendessens mit US-Präsident Donald Trump am Samstag in Buenos Aires, bei dem beide eine Lösung im Handelskrieg zwischen den USA und China suchten, sprach Xi Jinping der amerikanischen Seite sein Beileid aus. „Präsident Bush war jemand, der zu seinen Lebzeiten wichtige Beiträge für die chinesisch-amerikanische Freundschaft und Beziehungen geleistet hat“, sagte Xi Jinping. Vor Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Peking und Washington war Bush von 1974 bis 1975 über 14 Monate Chef der amerikanischen Mission in Peking und hat auch später immer wieder eine wichtige Vermittlungsrolle in den Beziehungen gespielt.
Bill Clinton, der Bush 1993 im Amt des US-Präsidenten nachfolgte, hat die Freundschaft zu George H. W. Bush als eines der größten Geschenke seines Lebens bezeichnet. Dafür werde er immer dankbar sein, erklärte Clinton am Samstag. Von dem Moment an, als er Bush als junger Gouverneur getroffen habe, sei er von der Freundlichkeit beeindruckt gewesen, mit der Bush seiner Tochter Chelsea begegnete, von dem ihm eigenen und aufrichtigen Anstand und dessen Zuneigung zu seiner Ehefrau Barbara. Clinton erklärte weiter, er sei für jede Minute dankbar, die er mit Bush verbrachte.
Barack Obama zeigte sich ebenfalls bestürzt über den Tod von George H. W. Bush. Amerika habe einen „Patrioten und bescheidenen Diener“ verloren, hieß es in einer Erklärung von Barack und Michelle Obama.
Donald Trump, den der Republikaner Bush im Wahlkampf nicht unterstütze, obwohl er zur selben Partei gehörte, würdigte den Verstorbenen auch. Durch seine Authentizität, seinen Witz und sein unerschütterliches Bekenntnis an Glaube, Familie und das Land habe er Generationen von Amerikanern zum öffentlichen Dienst inspiriert, hieß es in der Nacht zum Samstag in einer Mitteilung des Weißen Hauses.
Der ehemalige Gouverneur von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger sagte: "Präsident Bush hat uns für einen letzten Flug verlassen, aber nicht mit unbekanntem Ziel: Er fliegt in die Arme der Liebe seines Lebens, Barbara."
„Wir Europäer werden uns immer daran erinnern, was er getan hat, um Europa zu einem sicheren und geeinteren Ort zu machen", twitterte der EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker.
Und auch der Herrscher Kuwaits, Emir Sabah al-Ahmed, äußerte sich: „Wir erinnern uns an seine historische, ehrenvolle und mutige Haltung für Kuwait, an seine Ablehnung der irakischen Besatzung von den ersten Stunden an sowie an die entscheidenden Handlungen der amerikanischen Regierung unter seiner Führung.“ (dpa)