USA: Ex-Präsident George H. W. Bush ist tot
Er war US-Präsident, als die Berliner Mauer fiel und stellte sich offen hinter die Wiedervereinigung. Trump, Obama und Clinton würdigten George H. W. Bush.
Er steuerte die USA durch das Ende des Kalten Krieges und gründete eine politische Dynastie: Der frühere US-Präsident George H. W. Bush ist tot. Er starb im Alter von 94 Jahren, das teilte die Familie in der Nacht auf Samstag mit. Er starb demnach am Freitagabend um 22.10 Uhr Ortszeit.
Er sei der beste Vater gewesen, den man sich als Sohn oder Tochter habe wünschen können, hieß es in einer Erklärung seines Sohnes, des früheren US-Präsidenten George W. Bush. Die gesamte Familie sei zutiefst dankbar für dessen Leben. Der zweitälteste Sohn Jeb Bush schrieb auf Twitter, nichts habe seinem Vater mehr Freude bereitet, als anderen zu helfen.
Der Republikaner war von 1981 bis 1989 Vizepräsident unter Ronald Reagan und anschließend vier Jahre lang Regierungschef in Washington. Sein Sohn George W. Bush war von 2001 bis 2009 Präsident.
George H. W. Bush musste in den vergangenen Jahren immer wieder im Krankenhaus behandelt werden. Vor rund zweieinhalb Jahren brach er sich bei einem Sturz in seinem Ferienhaus einen Halswirbel. Zuletzt saß er im Rollstuhl. Erst im April dieses Jahres war seine Frau Barbara gestorben. Die beiden waren 73 Jahre verheiratet. Das Ehepaar hatte sechs Kinder, von denen eines im Alter von drei Jahren gestorben war.
Obama und Trump würdigen Bush
Der demokratische Ex-Präsident Barack Obama zeigte sich bestürzt über den Tod von George H. W. Bush. Amerika habe einen „Patrioten und bescheidenen Diener“ verloren, hieß es in einer Erklärung von Barack und Michelle Obama. „Während unsere Herzen heute schwer sind, sind sie auch voller Dankbarkeit.“ Bush habe sein Leben einem Land gewidmet, das er geliebt habe. Er hinterlasse ein Vermächtnis, das niemals erreicht werden könne, „auch wenn er gewollt hätte, dass wir alle es versuchen“.
Auch US-Präsident Donald Trump würdigte seinen verstorbenen Vorgänger. Durch seine Authentizität, seinen Witz und sein unerschütterliches Bekenntnis an Glaube, Familie und das Land habe er Generationen von Amerikanern zum öffentlichen Dienst inspiriert, hieß es in der Nacht zum Samstag in einer Mitteilung des Weißen Hauses. Bush habe immer einen Weg gefunden, die Messlatte höher zu setzen.
„Mit einem zuverlässigen Urteilsvermögen, gesundem Menschenverstand und einer unerschütterlichen Führung brachte Präsident Bush unsere Nation und die Welt zu einem friedlichen und siegreichen Abschluss des Kalten Krieges“, hieß es weiter. Bush habe die Grundlagen für einen jahrzehntelangen Wohlstand geschaffen. Bei allem, was er vollbracht habe, sei er stets demütig geblieben.
Wie Präsidentensprecherin Sarah Sanders mitteilte, wird Trump am Staatsbegräbnis für Bush teilnehmen. „Der Präsident wird Mittwoch, den 5. Dezember, zu einem Nationalen Trauertag bestimmen.“ Donald Trump und First Lady Melania Trump würden an der Trauerfeier in der Nationalen Kathedrale in Washington teilnehmen. Die staatlichen Trauerfeierlichkeiten sollen sich über mehrere Tage erstrecken. Bei einem für den Vormittag geplanten Telefonat wolle Trump Bushs Sohn, George W. Bush, persönlich seine Anteilnahme, die der First Lady und die des ganzen Landes ausdrücken. Trump ist derzeit beim G20-Gipfel in Buenos Aires.
Der demokratische Ex-Präsident Bill Clinton hat die Freundschaft zu seinem verstorbenen Amtsvorgänger George H. W. Bush als eines der größten Geschenke seines Lebens bezeichnet. Dafür werde er immer dankbar sein, erklärte Clinton am Samstag. Von dem Moment an, als er Bush als junger Gouverneur getroffen habe, sei er von der Freundlichkeit beeindruckt gewesen, mit der Bush seiner Tochter Chelsea begegnete, von dem ihm eigenen und aufrichtigen Anstand und dessen Zuneigung zu seiner Ehefrau Barbara. Clinton erklärte weiter, er sei für jede Minute dankbar, die er mit Bush verbrachte.
Aus George H. W. Bushs Amtszeit ist vor allem der Krieg zur Befreiung Kuwaits in Erinnerung. Besonderes Profil zeigte er auch nach dem Fall der Berliner Mauer - als einer der ganz wenigen westlichen Staatschefs stellte er sich offen hinter die deutsche Einheit. Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl zollte ihm dafür großes Lob und nannte ihn einen "Glücksfall" für Deutschland.
Der 41. Präsident der USA war nach dem Fall der Berliner Mauer der erste westliche Staatsmann, der das Wort „Wiedervereinigung“ überhaupt in den Mund nahm. Der keine Furcht vor einem geeinten Deutschland hatte. Der, ganz im Gegensatz zu Frankreich und Großbritannien, in den entscheidenden Monaten nicht mauerte und nicht auf Zeit spielte. Rasch und entschlossen setzte Bush senior damals auf „ein Deutschland“.
Dem Historiker Mark Updegrove zufolge hatte George H. W. Bush keine gute Meinung von Donald Trump und wählte ihn im November 2016 auch nicht - obwohl er der Kandidat seiner Partei war. Trump war der Trauerfeier von Barbara Bush ferngeblieben. Der Präsident ließ ausrichten, „aus Respekt vor der Bush-Familie“ nicht an der Zeremonie teilnehmen zu wollen. (dpa)