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Markt in der nigerianischen Hauptstadt Abuja.
© picture alliance / dpa

Afrika-Reise der Kanzlerin: Merkel will Fluchtursachen in Westafrika bekämpfen

Am Freitag fliegt die Kanzlerin nach Nigeria. Von dort kommen viele Flüchtlinge nach Deutschland. Kann Merkel etwas gegen die Fluchtursachen tun?

Deutschland ist für viele Nigerianer ein Sehnsuchtsort. Im ersten Halbjahr 2018 stammten fast sieben Prozent aller Asyl-Erstanträge in der Bundesrepublik von Menschen aus Nigeria. Das westafrikanische Land belegte damit in der Asyl-Statistik der „Top-Staatsangehörigkeiten“ den dritten Platz. Vor allem nach Hamburg zieht es viele der Migranten. In der nigerianischen Landessprache Hausa gibt es dafür sogar einen eigenen Begriff: Menschen, die nach Europa auswandern, werden auf Hausa „boga“ genannt – abgeleitet vom deutschen Wort „Hamburger“.

Merkel trifft afrikanische Start-Up-Gründer 

Dass so viele Menschen aus Nigeria nach Deutschland kommen, will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ändern. An diesem Mittwoch bricht sie zu einer dreitägigen Reise nach Westafrika auf, bei der sie neben Senegal und Ghana auch Nigeria besucht. Begleitet wird sie von einer Wirtschaftsdelegation. Geplant sind Gespräche mit westafrikanischen Regierungsvertretern sowie Unternehmern und Start-Up-Gründern. In der nigerianischen Hauptstadt Abuja wird Merkel mit Präsident Muhammad Buhari beraten, wie sich die Migration nach Europa stoppen lässt. Durchschlagende Ergebnisse dürfte es dabei jedoch nicht geben. Denn an den Gründen, warum so viele Nigerianer ihrer Heimat den Rücken kehren, wird die Kanzlerin wohl so schnell nichts ändern können.

Das liegt nicht daran, dass Buhari keine Zusammenarbeit wünscht. Ganz im Gegenteil: Das Verhältnis der beiden Regierungen ist gut. Im Gegensatz zu vielen anderen Herkunftsländern von Flüchtlingen in Deutschland ist Nigeria sogar grundsätzlich bereit, seine Bürger aufzunehmen, wenn diese aus der Bundesrepublik abgeschoben werden. Doch oft scheiterten die Rückführungen an der ineffektiven nigerianischen Bürokratie, heißt es aus dem Bundeskanzleramt. Darüber wird Merkel mit Buhari sicher sprechen.

Viele Fluchtursachen in Nigeria

Die Abschiebungen aus Deutschland setzen jedoch nur an den Symptomen der Migration an – nicht an den Ursachen. Auf der „zentralen Mittelmeerroute“ von Libyen nach Italien stellen Nigerianer inzwischen die größte Gruppe afrikanischer Migranten. Die Probleme, die sie aus ihrer Heimat vertreiben, sind zahlreich. Das ölreiche Nigeria ist zwar nach Südafrika die zweitgrößte Volkswirtschaft auf dem Kontinent. Bei den meisten der fast 200 Millionen Einwohner kommt vom Wohlstand aber nichts an. Den UN zufolge brauchen im Norden des Landes mehr als fünf Millionen Menschen Nahrungshilfe. Doch nicht nur die Armut ist ein Fluchtursache.

Im Norden wütet seit Jahren die Islamisten-Miliz „Boko Haram“. Immer wieder erlangen die Dschihadisten Kontrolle über ganze Landstriche, entführen und ermorden Zivilisten. Die Regierung schlägt regelmäßig mit aller Härte zurück – und nimmt ebenfalls wenig Rücksicht auf die Zivilbevölkerung. So bombardierte die nigerianische Luftwaffe im Januar 2017 ein Lager für Binnenflüchtlinge im Bundesstaat Borno und tötete dabei Dutzende, darunter viele Kinder. Auf das Konto von Polizei und Militär gehen außerdem unzählige Fälle von willkürlichen Verhaftungen, Folter und Morden, heißt es bei Amnesty International.

Deutschland bleibt Sehnsuchtsort 

Zwar ist Buhari der erste Staatschefs Nigerias, der 2015 durch einen demokratischen Machtwechsel ins Amt gekommen ist. Das bedeutet aber nicht, dass seine Regierung die staatliche Kontrolle über das riesige Land ausfüllt. Für Merkel dürfte es deshalb schwierig werden, sich ihren Wunsch nach weniger Migration zügig zu erfüllen. Bei den zahlreichen Problemen in ihrer Heimat, dürfte Deutschland für viele Nigerianer noch lange ein Sehnsuchtsort bleiben

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