Infektionskrankheiten: Merkel warnt vor Pandemie-Gefahr für die Welt
Die Bundeskanzlerin sieht die Weltgemeinschaft nicht ausreichend auf sich schnell verbreitende Krankheiten vorbereitet. Deutschland werde das Thema bei der G20 voranbringen, sagte Angela Merkel
Die Weltgemeinschaft ist nach Ansicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht ausreichend auf eine Pandemie vorbereitet. Deutschland wolle das Thema von Infektionskrankheiten, die sich sehr schnell über Länder oder Kontinente ausbreiten könnten, deshalb zu einem Schwerpunkt der deutschen G20-Präsidentschaft machen, sagte Merkel am Mittwoch in Berlin. Erstmals würden in diesem Jahr deshalb auch die G20-Gesundheitsminister der wichtigsten Industriestaaten zusammenkommen. Zuvor hatte bereits Microsoft-Gründer Bill Gates in dramatischen Worten vor einer neuen Pandemie gewarnt.
Der Ebola-Ausbruch in Westafrika habe gezeigt, dass die internationalen Gesundheitsorganisationen damals nicht ausreichend vorbereitet gewesen seien und schwerfällig reagiert hätten, sagte Merkel. Deutschland habe dies deshalb ebenso wie Antibiotika-Resistenzen und vernachlässigte Tropenkrankheiten zum Schwerpunktthema in seiner G7-Präsidentschaft vor zwei Jahren gemacht. Dies reiche aber nicht. "Unter heutigen Verhältnissen wären wir als Weltgemeinschaft nicht besonders gerüstet", warnte Merkel mit Hinweis auf die Spanische Grippe, die Anfang des 20. Jahrhunderts Millionen Opfer gefordert hatte.
Auf der Münchner Sicherheitskonferenz hatte auch Gates vor einer Pandemie gewarnt. "Jetzt besteht das unerhörte Risiko für uns, dass eine gewaltige Pandemie ausbrechen könnte", hatte der Chef der Bill und Melissa Gates-Stiftung auch im Deutschlandfunk gesagt. "Ich halte dieses Thema für absolut wichtig", betonte die Kanzlerin am Mittwoch. Merkel mahnte eine Art globalen Katastrophenschutz an, der regeln müsse, wie man im Falle einer sich schnell ausbreitenden Infektion agiert. Sie plädierte zudem für ein Versicherungsmodell, um Regionen abzusichern, in denen eine Pandemie ausbricht. Die Ebola-Krise in Liberia habe zudem gezeigt, dass es auch eine enge Abstimmung zwischen zivilen und militärischen Kräften geben müsse.
Merkel verwies darauf, dass sich die internationale Gemeinschaft insgesamt stärker über Gesundheitsfragen verständigen müsse. Deutschland habe sich deshalb auch den Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen und vernachlässigte Tropenkrankheiten auf die Fahnen geschrieben, an denen 1,4 Milliarden Menschen litten. Das Antibiotika-Thema werde "massiv" unterschätzt, kritisierte die Kanzlerin. Sie forderte auch globale Regeln für die Landwirtschaft, damit etwa in der Hühnerhaltung der Einsatz von Antibiotika für die Tiere eingedämmt werden könne.
Merkel räumte mit Blick auf Forderungen von Experten nach einem stärkeren Fokus auch auf mentale Erkrankungen ein, dass es auch in Deutschland noch keinen nationalen Aktionsplan gegen Depressionen und andere mentale Erkrankungen gebe. Darüber müsse nun nachgedacht werden, betonte sie. Mentale Erkrankungen verursachen nach Expertenschätzungen volkswirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe. (Reuters)