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Kanzlerin Angela Merkel (CDU) im Gespräch mit Karl Lauterbach (SPD): Beide sind wegen der indischen Variante besorgt
© dpa

Was der Impfgipfel bringen soll: Merkel und Lauterbach für schnelle Schüler-Impfungen

Wettlauf mit der Zeit: Die indische Virusvariante ist extrem ansteckend. Um die Corona-Lage nachhaltig zu stabilisieren, rückt eine Impfgruppe in den Fokus.

Bund und Länder wollen mit einem Impfgipfel eine möglichst rasche Impfung von jungen Bürgern einleiten, um die Corona-Pandemie endgültig zu besiegen.

Bei den am 27. Mai geplanten Beratungen soll es nach Angaben von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) unter anderem um die Impfungen von Kindern, Berufsschülern und Studenten gehen.

Da sie besonders viele Kontakte haben, gelten schnelle Impfung in diesen Altersgruppen als Schlüssel für ein dauerhaftes Senken der Corona-Infektionszahlen. Merkel betonte am Dienstag in einer Sitzung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit Blick auf die indische Virusvariante, je aggressiver sich eine neue Virus-Variante sei, desto mehr Menschen müssten geimpft sein, um eine Herdenimmunität zu bekommen.

Das rettende Ufer sei noch nicht erreicht, betonte sie nach Angaben von Teilnehmern der Fraktionssitzung.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte dem Tagesspiegel, die indische Variante sei noch einmal rund 50 Prozent ansteckender als die britische Variante, die hierzulande die dritte Welle ausgelöst hatte. „Wir brauchen eine sehr hohe Impfquote, um mit der indischen Virusvariante klarzukommen“. Lauterbach betonte, ein schnelles Impfen von Schülern sei das beste Mittel, um weitere Schulschließungen zu verhindern.

Aber bisher gibt es erst Impfstoffzulassungen ab 16 Jahren, die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) prüft die Zulassung des Biontech/Pfizer-Stoffes für 12-15-Jährige, wie es in den USA bereits geschehen ist. Diese Zulassung könnte aber in Kürze erfolgen.

Lauterbach fordert, dass der Impfgipfel insgesamt einen klaren Plan für zügige Impfungen nach der für den 7. Juni geplanten Aufhebung der Priorisierung beschließen müsste. Neben den Haus- und Betriebsärzten müsse vor allem in sozialen Brennpunkten geimpft werden. „Wir sollten dazu auch Impfbusse einsetzen.“ Zudem brauche es eine enge Zusammenarbeit mit Religionsgemeinschaft und „Impfvorbilder“ aus den jeweiligen Gruppen, um Vorbehalte gegen die Impfungen abzubauen.

Lauterbach fordert Auffrischungs-Impfwelle im Herbst

Mehr Rechte und Lockerungen schon für Erstgeimpfte lehnt er weiterhin ab, ebenso müssten sich auch vollständig geimpfte vorerst weiter an das Tragen einer Schutzmaske und die Abstandsregeln halten.

Zudem müsse jetzt schon eine weitere Impfkampagne vorbereitet werden, damit die bereits vollständig Geimpften noch mit ausreichend Immunisierung in den nächsten Winter gehen. „Wir müssen uns jetzt schon darauf vorbereiten, dass wir im Herbst oder Winter eine zweite Impfwelle machen müssen."

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Nun sollen Schritt für Schritt auch die Jüngeren Zugang zum Corona-Impfstoff bekommen.
Nun sollen Schritt für Schritt auch die Jüngeren Zugang zum Corona-Impfstoff bekommen.
© imago images/Frank Sorge

Warnung vor Chaos in Arztpraxen

Der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt warnte nach der Ankündigung, die Priorisierung besonders zu schützender Gruppen für die Vergabe von Impftermine aufzugeben, vor falschen Hoffnungen und Chaos.

„Wer bei den Menschen Hoffnungen weckt und mit vollmundigen Stichtags-Ankündigungen die Illusion nährt, ab dem 7. Juni könne jede und jeder im Land plötzlich von einem Tag auf den anderen geimpft werden, der muss vor allem auch liefern – und zwar Impfstoff in nennenswertem Umfang", sagte Weigeldt dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.

Aktuell reichen die Termin- und Wartelisten in vielen Impfzentren und Arztpraxen schon bis in den Juli oder August. Viele Ärzte hätten Probleme, zum normalen Praxisbetrieb die Masse an Anrufen, Mails, Bescheinigungen und Beratungen zur Impfkampagne zu bewältigen.

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Der Vorsitzende des Hausärzteverbands Nordrhein, Oliver Funken, beklagte in der „Rheinischen Post“ eine „extrem aggressive Stimmung bei der Impfstoffnachfrage“ und wies darauf hin, dass auch die Arztpraxen vor der Urlaubssaison stehen: „Wir müssen davon ausgehen, dass 30 Prozent der Arztpraxen in den Sommerferien ein oder zwei Wochen schließen.“

Kinder- und Jugendmediziner fordern, jungen Menschen schnell „wieder ein normales soziales Leben zu ermöglichen, damit sie sich normal entwickeln können.“ Sie dürften keine Nachteile davon haben, dass sie noch nicht geimpft werden können, sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), Jörg Dötsch, der „Rheinischen Post“.

Der Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Jakob Maske, sagte: „Es gibt psychiatrische Erkrankungen in einem Ausmaß, wie wir es noch nie erlebt haben. Die Kinder- und Jugendpsychiatrien sind voll, dort findet eine Triage statt. Wer nicht suizidgefährdet ist und ‚nur‘ eine Depression hat, wird gar nicht mehr aufgenommen.“

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