CDU bestätigt Wahlkampf-Auftritt der Kanzlerin: Merkel soll Laschet aus dem Tief helfen
Lange war es unklar, nun steht fest: Angela Merkel macht Wahlkampf für Armin Laschet - aber ein Demoskop rät der Union zur Einwechselung Markus Söders.
Angesichts wachsenden Unmuts in der Union setzt Kanzlerkandidat Armin Laschet auf Unterstützung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). „Die Kanzlerin wird im Wahlkampf auftreten“, sagte ein CDU-Sprecher auf Tagesspiegel-Anfrage.
Sie werde am 21.August im Tempodrom in Berlin dabei sein. Mit der Veranstaltung will die Union die heiße Wahlkampfphase einläuten. Bisher gab es keine offizielle Bestätigung, dass die aus dem Amt scheidende Kanzlerin im Wahlkampf mit Laschet auftreten wird. In der Corona-Krise hatte es zwischen beiden immer wieder größere Unstimmigkeiten gegeben und Merkel hatte sich bei der Kür Laschets zum Kanzlerkandidaten im CDU-Bundesvorstand enthalten.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sagte dem „Handelsblatt" zum bisherigen Wahlkampf von Laschet: „Das überzeugt niemanden.“
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Es brauche nun eine stärkere inhaltliche Auseinandersetzung. „Wir müssen die Themen in den Mittelpunkt rücken, die für die Menschen wichtig sind.“ Kanzlerkandidat und CDU-Chef Laschet lehnt eine Änderung seiner Wahlkampfstrategie aber ab.
Er war zuletzt vor allem wegen unglücklicher Aktionen nach der Flutkatastrophe in dem von ihm regierten Nordrhein-Westfalen in die Kritik geraten. „Wir werben für uns und unsere Ideen“, sagte er bei einem Besuch im sächsischen Torgau. „Bei dieser Strategie bleibe ich.“ Einen schärferen Ton wolle er im Wahlkampf nicht pflegen - es gehe ihm um das „Werben für den eigenen Kurs“, dies müsse aber in menschlicher Form erfolgen.
Eine aktuelle Forsa-Umfrage sieht CDU/CSU bei 23 Prozent - und damit nur noch knapp vor den Grünen (20 Prozent) und der SPD (19 Prozent). Laschet kommt in der Umfrage nur auf zwölf Prozent Zustimmung, in Führung liegt bei der Frage nach der Kanzlerpräferenz der SPD-Kanzlerkandidat, Bundesfinanzminister Olaf Scholz, mit 26 Prozent, Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock kommt auf 16 Prozent.
Forsa-Chef empfiehlt Union Tausch mit Söder
„Wenn die Union gewinnen will, müsste sie eigentlich den Kanzlerkandidaten wechseln, denn das würde einen Mobilisierungsruck geben“, sagte Forsa-Chef Manfred Güllner dem Tagesspiegel. Laschet treibe bisherige Unions-Wähler von der Union zu den Grünen, zur FDP und sogar zur SPD sowie ins Lager der Nichtwähler. „Die Union würde mit einem Kanzlerkandidaten Markus Söder sicher über 30 Prozent kommen“, sagte Güllner. „So offen war eine Bundestagswahl noch nie seit 1949.“
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Von einer schwarz-grünen Koalition über eine von SPD oder Grünen angeführte Ampel-Koalition mit der FDP, oder eine Koalition von Union, FDP und Grünen beziehungsweise von Union, SPD und Grünen bis hin zu einer Rot-Rot-Grünen Koalition sind derzeit viele Optionen theoretisch möglich - und die Kanzlerfrage ist völlig offen.
Gelingt es nicht, bis Mitte Dezember eine neue Regierung zu bilden, würde Angela Merkel Helmut Kohlals bisher am längsten amtierenden Bundeskanzler überholen.
Günther: Anspruch der Union müssen 30 Prozent sein
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Günther sagte, der Anspruch von CDU/CSU müsse es sein, bei mindestens 30 Prozent zu liegen. „Wir werden unseren eigenen Ansprüchen derzeit nicht gerecht.“
Auch der Ost-Beauftragte der Bundesregierung und CDU-Bundestagsabgeordnete Marco Wanderwitz zeigte sich unzufrieden. „Als Union haben wir es bisher nicht geschafft, den Bürgern deutlich zu machen, dass wir mit Armin Laschet das beste Personalangebot und das beste inhaltliche Angebot haben“, sagte er der „Rheinischen Post“. „Mein Gefühl ist, viele Wähler wissen noch gar nicht so wirklich, wem sie das Land nach Angela Merkel anvertrauen wollen. Da muss die CDU herausarbeiten, dass Rot-Rot-Grün oder eine Ampel unser Land in eine linke Sackgasse führen würden.“
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Günther warnte seine Partei aber vor einer Debatte über den Kandidaten. „Die Frage, wer für uns als Spitzenkandidat in den Wahlkampf zieht, haben wir als Union beantwortet", Laschet hatte sich gegen viele Stimmen an der Basis vom CDU-Präsidium zum Kanzlerkandidaten küren lassen, Söder akzeptierte dies, machte aber deutlich, dass er Laschet für die falsche Wahl in diesen herausfordernden Zeiten halte. Immer wieder mahnt er mehr klare Kante und Profil an und warnte vor einem Schlafwagen-Wahlkampf und drohenden „Zufallsmehrheiten“ ohne CDU und CSU, wenn man deutlich unter 30 Prozent landen würde.
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