Weltklimakonferenz in Bonn: Merkel räumt Rückstand zum Klimaziel ein
Die Bundeskanzlerin erklärt den Kampf gegen den Klimawandel zur "Schicksalsfrage". Doch konkrete Zusagen zur Kohle macht Merkel nicht. Umweltschützer sind enttäuscht.
Die Einhaltung von Deutschlands Klimaschutzzielen bedarf nach den Worten von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) noch großer Anstrengungen auch beim Zurückfahren der Kohleenergie - konkrete Zusagen machte sie vor den Delegierten der UN-Klimakonferenz am Mittwoch in Bonn aber nicht. Mit der Verringerung der CO2-Emissionen um 40 Prozent bis zum Jahr 2020 habe Deutschland sich ein "ehrgeiziges Ziel" gesetzt, sagte Merkel. Ihr sei klar, "dass uns bis dahin noch ein ganzes Stück fehlt".
Um die selbst gesteckten Ziele zu erreichen, müsse "Kohle, insbesondere Braunkohle, einen wesentlichen Beitrag leisten", sagte Merkel. Darüber werde es in den kommenden Tagen "harte Diskussionen" geben. Das Thema spiele derzeit auch in den Jamaika-Sondierungen eine "zentrale Rolle". "Wir in Deutschland werden uns mühen, auch wenn das viele Kontroversen hervorrufen wird", sagte die Kanzlerin zu.
Einerseits gehe es um die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens, sagte Merkel. Andererseits aber "auch um soziale Fragen und Arbeitsplätze" sowie um bezahlbare Energie. Zugleich bezeichnete die Kanzlerin den Kampf gegen den Klimawandel als "Schicksalsfrage". Die internationale Gemeinschaft stehe hier "vor der zentralen Herausforderung der Menschheit".
Kritik von Umweltschützern
Umweltschutzverbände zeigten sich schwer enttäuscht von der Rede Merkels. "Angela Merkel hat sich heute vor der einzigen Antwort gedrückt, die sie in Bonn geben musste: Bis wann steigt Deutschland aus der Kohle aus?", kritisierte Greenpeace-Geschäftsführerin Sweelin Heuss. "Mit ihrem Schweigen zur Schicksalsfrage der deutschen Klimapolitik verspielt die Kanzlerin auch den letzten Rest ihres alten Klimaruhms." Ohne Kohleausstieg könne Deutschland seine in Paris getroffenen Zusagen zum Schutz des Klimas nicht einhalten, sagte Heuss: "Das ist ein fatales Signal an diese Klimakonferenz."
WWF-Experte Michael Schäfer bemängelte, Merkel habe nur auf die schwierigen Jamaika-Verhandlungen verwiesen. "Wir aber wollen und müssen Taten sehen. Wir erwarten von der Bundeskanzlerin, dass sie so viel dreckige Kohle aus dem Stromsystem nimmt, wie nötig ist, um das deutsche Klimaziel 2020 zu erreichen."
Jan Kowalzig von der Umweltschutz- und Hilfsorganisation Oxfam sagte, es reiche nicht, darauf zu verweisen, wie schwierig das alles in der Umsetzung sei. Merkel hätte von Bonn aus unbedingt ein "unmissverständliches Signal nach Berlin" senden müssen, und zwar für einen "schrittweisen Ausstieg aus der schmutzigen Kohle". (AFP, dpa)