Emissionen von Kohlendioxid: Warum die weltweiten CO2-Emissionen wieder stark steigen
Mitten in die Weltklimakonferenz platzt eine deprimierende Studie: Demnach ist der CO2-Ausstoß erstmals seit drei Jahren wieder gestiegen. Hauptquelle ist China.
Nach einer dreijährigen Stagnation werden die Emissionen von Kohlendioxid aus menschlicher Aktivität weltweit um zwei Prozent steigen. Grund ist vor allem die wachsende Wirtschaft. Das haben Wissenschaftler für das Global Carbon Projekt (GCP) berechnet. Damit ist ein positiver Trend gebrochen, der Hoffnung für den Klimaschutz gemacht hatte. „Das ist sehr enttäuschend“, sagte Wendy Broadgate von der Forschungsplattform Future Earth, die das GCP zusammen mit dem World Climate Research Programm trägt.
Allerdings handelt es sich dabei um Zahlen, die mit einem hohen Unsicherheitsfaktor belegt sind, teilt das GCP mit. Grund ist unter anderem, dass sich Kohlendioxid in der Atmosphäre schwer messen lässt, weil es immer auch natürlich Quellen und Senken gibt. Die Berechnungen erfolgen deshalb unter anderem auf der Grundlage von Energiebilanzen, etwa der Menge von gehandelten Brennstoffen.
Die Studie zum globalen Kohlenstoffbudget haben Wissenschaftlern aus 57 Forschungseinrichtungen für das GCB geschrieben. Die Organisation soll der wissenschaftlichen Gemeinschaft eine verlässliche Datengrundlage bieten und die Politik beim der Reduzierung von Klimagasen unterstützen. Ihre jüngste Studie erschien am Montag im Magazin „Nature“.
China mit einer Steigerung von 3,5 Prozent
Nach den Berechnungen der Forscher ist die Hauptquelle der Emissionen China mit einer Steigerung von 3,5 Prozent. Ursache sind unter anderem ein Anstieg der Kohlenutzung um drei Prozent und weniger Nutzung von Wasserkraft aufgrund von geringeren Regenfällen. Die Emissionen in Indien wuchsen um zwei Prozent. In beiden Ländern wuchs die Wirtschaft allerdings viel stärker, nämlich um jeweils knapp sieben Prozent. Damit haben sich auch dort die Emissionen vom Wirtschaftswachstum entkoppelt – ein Trend, der drei Jahre lang auch für die gesamte Weltwirtschaft galt. 22 Staaten der Erde werden ihre Emissionen2017 voraussichtlich gesenkt haben, darunter Deutschland, teilt das GCB mit.
Grund für die Entkopplung ist vor allem das Aufwachsen der erneuerbaren Energien. Der Ausbau betrug 14 Prozent jährlich in den vergangenen fünf Jahren – allerdings von einem niedrigen Niveau, heißt es weiter. Und während die Emissionen aus der Verbrennung von Kohle sinken, steigen sie nun im Bereich von Öl und Gas deutlich an.
Um eine Trendwende zu erreichen, müssten die Emissionen insgesamt viel stärker sinken. Das geschehe in den USA und Europa mit 0,4 Prozent beziehungsweise 0,2 Prozent viel zu langsam. Allerdings sinken die Emissionen in den USA trotz der Politik von Präsident Trump.
Die Veröffentlichung der Studie ist zu Beginn der zweiten Woche der Klimakonferenz in Bonn strategisch platziert. Bei den Verhandlungen geht es um die Regeln für die Umsetzung des Abkommens von Paris. „Das Global Carbon Budget 2017 macht deutlich, dass die aktuell in Bonn versammelten Staaten keinen Grund zur Selbstzufriedenheit haben“, kommentiert das Global Strategic Communications Council, ein Netzwerk für Klimakommunikation.
Spätestens 2020 müssen die Emissionen sinken
„Noch ist es zu früh um zu sagen, ob es sich um einen einmaligen Anstieg oder um eine Trendwende handelt“, teilt das Team um Corinne Le Quéré, Direktorin des Tyndall Centre for Climate Change Research an der University von East Anglia mit. Auf lange Sicht sei es aber unwahrscheinlich, dass die Emissionen zu den Wachstumsraten zurückkehren, die es in den 2000er Jahren gab. Wahrscheinlicher sei ein leichtes Wachstum oder ein Plateau in Übereinstimmung mit den Minderungszielen, die die Staaten der Welt im Abkommen von Paris versprochen haben.
Stand der Wissenschaft ist, dass die Emissionen spätestens ab 2020 sinken müssen, um zwei Grad Erderwärmung nicht zu überschreiten. Ansonsten wären die nötigen Minderungsraten unrealistisch. Druck auf die Verhandlungen würde die Studie aber nicht aufbauen, sagte Umweltministerin Barbara Hendricks am Montag bei der Klimakonferenz. „Denn alle, die hier verhandeln, kennen ihre Verantwortung“, sagte sie.
Hoffnung, dass weitere Emissionssenkungen möglich sind, machte der der schwedische Wissenschaftler Johan Rockström bei der Klimakonferenz. Zwischen 2000 und 2015 hätte sich der Einsatz der erneuerbaren Energien alle viereinhalb Jahre verdoppelt. „Damit wären wir im Jahr 2055 so weit, das Klimaabkommen von Paris zu erfüllen“, sagte Rockström bei der Vorstellung von „Zehn Punkten, die man über das Klima wissen muss“.