Macron zu Gast in Meseberg: Merkel darf Macron nicht abblitzen lassen
Kanzlerin Merkel muss Macron im Streit um das Euro-Zonen-Budget entgegenkommen. Sie braucht Frankreichs Präsidenten für eine EU-Lösung im Asylstreit. Ein Kommentar.
Gelegentlich wird die vermeintliche Machtstellung Deutschlands in der EU mit der Lage eines „gefesselten Riesen“ verglichen: Wer auch immer in Deutschland an der Spitze einer Regierung stand, war stets bedrängt von Koalitionszwängen und Länderinteressen, musste gleichzeitig mit Frankreich wegweisende Kompromisse ausarbeiten, ohne die Belange kleiner EU-Länder aus dem Blick zu verlieren.
Durchregieren wie französische Präsidenten – das konnten Regierungschefs in Deutschland noch nie. Der Asylstreit mit CSU-Chef Seehofer zeigt aber nun, dass der Spielraum von Kanzlerin Merkel auf EU-Ebene so begrenzt ist wie selten zuvor.
Macron erwartet endlich eine Einigung
Beim deutsch-französischen Ministertreffen in Meseberg erwartet Macron von Merkel eine Einigung im monatelangen Streit um das vom französischen Staatschef geforderte Budget für die Euro-Zone.
Die Kanzlerin will hingegen Macron in diesem Punkt nicht allzu weit entgegenkommen, nicht nur aus Rücksicht auf die Bedenkenträger in der CSU, sondern auch in ihrer eigenen Partei.
Und dennoch wird sie Macron in Meseberg nicht die kalte Schulter zeigen können. Denn sie braucht den französischen Präsidenten, wenn sie einer europäischen Lösung im Asylstreit näherkommen will.
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