Wie wirkt sich die Astrazeneca-Impfpause aus?: Menschen waren länger ohne Schutz – und könnten deshalb sterben
Seit Montag wurden weniger Impfdosen verabreicht als zur Verfügung standen. Das wird nicht nur mehr Infizierte zur Folge haben. Ein Kommentar.
Wie die Entscheidung ausfallen würde, stand praktisch schon fest. Und doch wurde sie mit Spannung erwartet: Die Europäische Arzneimittel-Agentur bleibt bei der Einschätzung, dass der Nutzen des Covid-19-Impfstoffes von Astrazeneca größer ist als die Gefährdung durch mögliche Nebenwirkungen.
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In Deutschland bewertet das Paul-Ehrlich-Institut die Sicherheit von Impfstoffen. Nach dem gehäuften Auftreten eines sehr seltenen Krankheitsbildes nur Tage nach der Immunisierung empfahl die Behörde, die Impfungen mit der Vakzine vorerst auszusetzen.
Das Alarmsignal wurde im Rauschen der üblichen und durchaus spürbaren Nebenwirkungen aufgefangen, die die Impfung bei 1,6 Millionen vornehmlich älteren Impflingen hervorgerufen hat. Das Warnsystem funktioniert, die Gefährdung durch eine seltene, aber schwerwiegende mögliche Nebenwirkung wurde erkannt.
Kritik kann an den folgenden Schritten geübt werden. Das Paul-Ehrlich-Institut empfahl, die Impfungen auszusetzen, wohlwissend, dass das Impfprogramm in Deutschland viel langsamer voranschreitet, als man sich in Anbetracht der rasant zunehmenden Infektionen mit der britischen Variante wünschen würde. Seit Montag wurden weniger Impfdosen verabreicht als zur Verfügung standen. Der Mangel wurde verschärft.
Der Mangel an Impfstoff wurde durch den Astrazeneca-Stopp unnötig verschärft
Wird sich das auf das Infektionsgeschehen auswirken? Ja, mehr Menschen werden erkranken. Wird das jemand registrieren? Wahrscheinlich nicht.
Dabei ist klar: Menschen waren durch die Impfpause länger ohne Impfschutz. Einige von ihnen werden sich deswegen angesteckt haben oder noch anstecken. Bei einigen von ihnen wird die Infektion einen schweren Verlauf nehmen und einige werden daran sterben.
Diese Betrachtung lässt noch die Menschen außer Acht, für die eine Impfung mit der Astrazeneca-Vakzine vorgesehen ist. Die Impfbereitschaft von Menschen, die an der Sicherheit zweifelten, lässt sich auf Pressekonferenzen und durch Untersuchungen von Expertengruppen kaum wiederherstellen.
Jetzt müssen erst recht schnell die Hausärzte eingebunden werden
Doch es gibt Ansätze, der Impfskepsis vorzubeugen. In den USA hat sich das Ex-Präsidenten-Quartett Carter, Clinton, Bush und Obama medienwirksam impfen lassen. Solche Show-Impfungen könnten auch in Deutschland etwas bewirken. Am wirkungsvollsten für das Vertrauen und die Gesundheit der Menschen wäre es, die Hausärztinnen und -ärzte ins Impfprogramm einzubinden. Sie können vermitteln, wie sich das Risiko der Impfung zum Risiko verhält, ungeimpft zu erkranken. Sie können dem Massenimpfprogramm der Bundesregierung das Gesicht einer vertrauten Ansprechperson geben. Und sie wissen, was für ihre Patientinnen und Patienten gut ist.
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