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Ein Demonstrant sitzt bei den "Gelbwesten"-Protesten am 16. März in Paris auf einer brennenden Bank.
© Zakaria ABDELKAFI / AFP
Update

Demonstranten werfen Pflastersteine: Massive Gewaltausbrüche bei "Gelbwesten"-Protesten in Paris

Bei Protesten der "Gelbwesten" kam es in Paris zu Ausschreitungen. Ein Wohnhaus ging in Flammen auf, mehrere Kioske brannten aus.

Plünderungen, Brandstiftungen und eingeschlagene Scheiben: Der Protest der französischen "Gelbwesten"-Bewegung ist am Samstag in massive Gewalt ausgeartet. Auf dem Prachtboulevard Champs-Elysées wurden Boutiquen geplündert und in Brand gesteckt. Randalierer zündeten zudem eine Bankfiliale an, beim Brand des darüber liegenden Wohnhauses wurden elf Menschen verletzt. Innenminister Christophe Castaner bezeichnete die Randalierer als "Mörder". Die Polizei nahm bis zum Nachmittag 129 Menschen fest.

Landesweit protestierten nach Angaben des Innenministeriums rund 14.500 "Gelbwesten". Diese Zahl lag deutlich unter jener der Vorwochen. Allerdings nahm die Gewaltbereitschaft zu - es war der gewalttätigste "Gelbwesten"-Protest seit Dezember.

5000 Polizisten waren in Paris im Einsatz, sie setzten Tränengas, Blendgranaten und Wasserwerfer ein, um die Demonstranten zurückzudrängen. Mehrere Zeitungskioske brannten aus, vermummte und schwarz gekleidete Teilnehmer der Proteste warfen Steine auf Polizisten und bauten Barrikaden.

Auf den Champs-Elysées wurden unter anderem an einem Geschäft der Modekette Boss und am Promi-Restaurant Fouquet's Scheiben eingeschlagen. Auch Geschäfte von Zara und Lacoste wurden geplündert, Ladenlokale von Lacoste und Nespresso angegriffen.

Randalierer schossen Fußbälle in die Menge

Randalierer drangen zudem in den Fanshop des Fußballvereins Paris Saint-Germain ein. Von dort schossen sie Fußbälle in die Menschenmenge, die sich vor dem Geschäft versammelt hatte. Ähnliche Szenen spielten sich kurz darauf vor der Filiale des Schmuckherstellers Swarovski ab. Begleitet wurden die Ausschreitungen von Sprechchören, die sich gegen den Kapitalismus und gegen die Polizei richteten.

Die Demonstranten setzten außerdem eine Bankfiliale im Erdgeschoss eines Wohngebäudes in Brand. Eine Frau und ihr Baby waren im zweiten Stock von den Flammen eingeschlossen und mussten von der Feuerwehr gerettet werden. Elf Menschen wurden bei dem Brand verletzt, unter ihnen zwei Feuerwehrleute.

"Sehen Sie nur, was hätte passieren können", sagte ein sichtlich unter Schock stehender Bewohner des Gebäudes der Nachrichtenagentur AFP. "Sie hätten töten können."

Frankreichs Innenminister Christophe Castaner warf den Brandstiftern vor, sie seien weder Demonstranten noch Randalierer, sondern Mörder. Castaner sagte weiter, einige Teilnehmer seien offensichtlich "nur angereist, um Sachen zu zerstören". In sozialen Netzwerken hatten die Organisatoren des Protestes zuvor angedeutet, es würden Unterstützer aus Italien, Belgien, den Niederlanden und sogar aus Polen erwartet.

"Wir waren zu nett, darum die Gewalt heute", kommentierte ein Demonstrant die Vorfälle. Jean-François Bernard, von Beruf Landschaftsgärtner, sagte AFP, er befürworte die Gewalt zwar nicht. "Aber wir werden von korrupten Menschen regiert, und die nehmen sich dann heraus, uns zu belehren", sagte Bernard.

Premierminister verurteilt Ausschreitungen

Frankreichs Premierminister Edouard Philippe verurteilte die Ausschreitungen als inakzeptabel: "Wer solche Taten verteidigt oder ermutigt, macht sich zum Komplizen."

Der Innenminister sprach von 1500 "extrem gewaltbereiten" Teilnehmern unter den Demonstranten in Paris. Landesweit gingen nach Angaben des Ministeriums bis zum frühen Nachmittag 14.500 "Gelbwesten" auf die Straße - mehr als doppelt so viele wie zur gleichen Zeit eine Woche zuvor. In Paris waren es demnach 10.000 Demonstranten.

Die Teilnehmerzahlen waren zuletzt deutlich gesunken. Vor einer Woche gingen in ganz Frankreich nur noch 28.000 Menschen auf die Straße - ein deutlicher Kontrast zu den fast 300.000 Menschen beim ersten Protestmarsch im November.

Parallel zu den Demonstrationen endeten die Diskussionsrunden, zu denen Präsident Emmanuel Macron die Bürger unter dem Eindruck der Proteste aufgerufen hatte. In den vergangenen zwei Monaten waren rund 500.000 Menschen zu den landesweiten Gesprächen gekommen. Die "Gelbwesten" hatten die Veranstaltungsreihe als Ablenkungsmanöver abgelehnt.

Zuletzt hatte es am Rande der "Gelbwesten"-Proteste nicht nur Gewalt, sondern auch antisemitische Äußerungen gegeben. Bei einer Demonstration in Paris hatte ein Teilnehmer den Philosophen Alain Finkielkraut als "dreckigen Zionisten" und "große Scheiße" beschimpft. Daraufhin protestierten Tausende von Franzosen gegen Antisemitismus. (AFP)

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