Frankreich: Justiz untersucht antisemitische Ausfälle bei Gelbwesten-Protest
Der Philosoph Alain Finkielkraut wird bei einer Kundgebung von Gelbwesten in Paris übel beschimpft. Jetzt ermittelt die Polizei.
Die antisemitischen Ausfälle gegen den Philosophen Alain Finkielkraut am Rande einer "Gelbwesten"-Kundgebung in Paris beschäftigen die französische Justiz. Die Pariser Staatsanwaltschaft leitete nach eigenen Angaben vom Sonntag Vorermittlungen wegen des Vorfalls ein. Sie stützen sich auf einen Paragrafen, der öffentliche Beleidigungen auf Grundlage von Herkunft, Ethnie oder Religion verbietet. Finkielkraut zeigte sich bestürzt über die Schmähungen, will selbst aber auf juristische Schritte verzichten.
Der Vorfall am Rande der "Gelbwesten"-Kundgebung ist auf Videoaufnahmen dokumentiert, die im Internet verbreitet wurden und eine Welle der Verurteilungen bis hin zu Präsident Emmanuel Macron nach sich zogen. Zu sehen ist, wie Kundgebungsteilnehmer dem anwesenden Philosophen aggressive Beleidigungen ins Gesicht schleudern.
Die Aufnahmen dokumentieren Äußerungen wie "Hau ab!", "Dreckiger Scheiß-Zionist", "Wir sind das Volk" und "Frankreich gehört uns". Verbreitet wurde das Video von der Internet-Plattform "Yahoo! Actualités".
Der Zeitung "Journal du dimanche" sagte Finkielkraut: "Ich habe absoluten Hass gespürt." Er dankte den Polizisten für ihr Eingreifen: "Ich hätte Angst gehabt, wenn es keine Ordnungskräfte gegeben hätte, zum Glück waren sie da." Dem Sender LCI sagte er, er habe den Eindruck gehabt, dass einige der Anwesenden auch bereit gewesen wären, ihn zu schlagen.
Präsident Macron verurteilte den Vorfall auf Twitter. "Die antisemitischen Beleidigungen, die er hat erdulden müssen, stellen alles in Frage, was wir sind und was uns zur großen Nation macht", schrieb Macron. Als Sohn polnischer Einwanderer, der zum französischen Intellektuellen geworden sei, sei Finkielkraut "ein Symbol dafür, was die Republik jedem ermöglicht".
Finkielkraut ist einer der bekanntesten Intellektuellen Frankreichs. Er entstammt dem linken Milieu, seine Gegner kritisieren ihn allerdings als "Neo-Reaktionär". Der "Gelbwesten"-Bewegung stand er zunächst positiv gegenüber, inzwischen hat er sich abgewandt. "Ich unterstütze die Kundgebungen nicht mehr", sagte er am Sonntag. Die "Gelbwesten"-Bewegung sei "grotesk" geworden. (AFP)