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Der ehemalige SPD-Vorsitzende Martin Schulz und die aktuelle Parteichefin Andrea Nahles.
© imago images / Christian Ditsch

Putschgerüchte in der SPD: Martin Schulz weicht Frage um Nahles-Nachfolge aus

Der Ex-Kanzlerkandidat kritisiert in einem Interview, dass Fraktionschefin Nahles sich voreilig wiederwählen lassen will. Die SPD bezeichnet er als mutlos.

Der SPD-Abgeordnete Martin Schulz kritisiert den Plan von Fraktionschefin Andrea Nahles, sich bereits in der kommenden Woche wiederwählen zu lassen. "Diese Wahl ist für September angesetzt", sagte der frühere Parteivorsitzende der Wochenzeitung "Die Zeit" laut Vorabmeldung vom Dienstag. Der Fraktion solle die Zeit gegeben werden, die letzten Entwicklungen zu analysieren, sagte er mit Blick auf die schlechten SPD-Resultate bei der Europa- und der Bremen-Wahl.

"Wir sollten Ruhe bewahren und die richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit treffen", sagte Schulz der Zeitung weiter. Darauf angesprochen, ob er selbst gegen Nahles antreten werde, sagte er: "Diese Frage stellt sich zurzeit nicht." Zuvor hatten mehrere Medien berichtet, Schulz habe Interesse, den Fraktionsvorsitz zu übernehmen.

Er selbst habe im Bundestagswahlkampf 2017 erlebt, wie "einige in Berliner Hinterzimmern Gerüchte" streuten. Bei solchen Spielchen mache er nicht mit. "Die, die das machen, haben nicht das Interesse von Andrea Nahles im Auge, ganz sicherlich nicht meins – und schon gar nicht das der SPD". sagte er der "Zeit".

Die Fraktions- und Parteivorsitzende Nahles hatte am Montagabend überraschend vorgezogene Wahlen zum Fraktionsvorsitz für kommende Woche angesetzt. "Dann schaffen wir Klarheit", sagte sie im ZDF. Nahles kündigte an, sich erneut zur Wahl zu stellen, und forderte ihre Kritiker auf, ebenfalls zu kandidieren.

Bei der Europawahl am Sonntag hatte die SPD mit 15,8 Prozent ihr bislang schlechtestes Ergebnis bei einer bundesweiten Abstimmung verzeichnet. Zeitgleich wurde sie in Bremen erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg nicht stärkste Kraft.

Schulz bezeichnete das derzeitige Erscheinungsbild seiner Partei im Gespräch mit der "Zeit" als mutlos. "Uns fehlt die Bereitschaft, uns die Kapitalisten einmal richtig vorzuknöpfen - meinetwegen auch mal populistisch zu sein." Die Sozialdemokratie müssen den Mut haben zu sagen: "Der Klassenkampf, der Kampf um Gerechtigkeit, ist immer noch da, aber er wird nicht mehr national, er muss jetzt international geführt werden", urteilte der ehemalige Kanzlerkandidat. (Tsp, AFP)

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