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Manfred Stolpe, 78, war von 1990 bis 2002 SPD-Ministerpräsident von Brandenburg und danach drei Jahre lang Bundesverkehrsminister.
© dpa

Landtagswahl in Brandenburg: Manfred Stolpe: „An die Leute am Rande denken“

Die Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl in Brandenburg lag bei unter 50 Prozent. Der ehemalige Ministerpräsident Manfred Stolpe sagt, dass man den Leuten in der Peripherie zeigen muss, dass sie nicht vergessen werden.

Herr Stolpe, erst Sie, dann Matthias Platzeck, nun Dietmar Woidke: Ist es eigentlich egal, wen die SPD in der Mark aufstellt, gewählt wird er immer?

Das wäre zu schön, um wahr zu sein. Tatsächlich hat sich gezeigt, dass die SPD inzwischen ein Grundvertrauen bei den Brandenburgern genießt. Und das trotz des Fluglärms und mancher Bildungsprobleme. Und dieses Vertrauen hat sich auch Dietmar Woidke erworben.

Weil er bei jedem Volksfest in Brandenburg war. Sie haben diese Tradition der Umarmung der Wähler ja begründet. Muss das nun jeder Ministerpräsident tun?

Ich habe die Latte hoch gelegt. Aber tatsächlich war Dietmar Woidke auf hunderten, ach was Tausenden Veranstaltungen. Er hat bewiesen, dass er die Leute erreicht. Auch jene in der Peripherie, am Rande des Landes. Die denken ja immer ein wenig, das politische Leben spiele sich nur in Potsdam ab. Ihnen muss man zeigen, dass sie nicht vergessen werden.

Welchen Koalitionspartner empfehlen Sie Dietmar Woidke jetzt?

Die Sondierungen werden sich an Zahlen und Zielen orientieren. Eine Rolle wird sicherlich die Verlässlichkeit des Koalitionspartners spielen.

War das ein verstecktes Lob für die Linke?

Ich will ja nicht sagen, dass die CDU nicht verlässlich ist.

Auf den Wähler scheint dagegen immer weniger Verlass zu sein. Die Wahlbeteiligung liegt unter 50 Prozent.

Das ist schade. Sicherlich hat eine Rolle gespielt, dass viele dachten, die Sache sei längst entschieden. Und das Wetter war gemischt. Aber es ist insgesamt bei den Menschen ein mangelndes Interesse an Mitarbeit festzustellen – das gilt auch für die Wahlbeteiligung.

Liegt das vielleicht auch am nicht fertigen Flughafen BER? Wagen Sie doch mal eine Prognose: Wann wird er eröffnet?

Es sind viele Fehler gemacht worden, etwa bei der Beteiligung der Bürger oder beim fehlenden Generalunternehmer. Ganz zu schweigen vom Standort Schönefeld. Mein alter Traum von Sperenberg ist ja leider davongeflogen. Aber nun werden wir die Probleme Schritt für Schritt abarbeiten. Und dann bin ich mir sicher, dass der BER im Herbst 2016 eröffnen wird. Das sagt mir meine Erfahrung.

Das Gespräch führte Robert Ide.

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