Münchner Sicherheitskonferenz am Freitag: Man darf gespannt sein, welche Botschaft Biden für die Europäer hat
Es ist ein starkes Zeichen, dass Joe Biden an der Münchner Sicherheitskonferenz teilnimmt. Seine Herausforderung aber sieht er nicht in Europa. Ein Kommentar.
Wolfgang Ischinger, der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz hat allen Grund, stolz zu sein: Kurz nach seinem Amtsantritt nimmt US-Präsident Joe Biden an dem in diesem Jahr virtuell ausgerichteten Forum teil. Die Air Force One wird nicht auf dem Münchner Flughafen landen, aber Biden wird eine Rede halten.
Dass er sich auf dieser Bühne zum ersten Mal an das europäische Publikum wendet, ist ein starkes Zeichen dafür, welche bedeutende Rolle er Deutschland bei der Wiederbelebung des transatlantischen Verhältnisses zuweist. Auf die Botschaften des überzeugten Multilateralisten werden auch die anderen wichtigen Gäste, darunter die Kanzlerin, gespannt sein – auch wenn alle wissen, dass die neue US-Regierung ihre künftige Außen- und Sicherheitspolitik noch nicht wirklich sortiert hat.
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Überschätzen sollten die Europäer ihren Stellenwert für das Weiße Haus trotzdem nicht. Denn die ersten Anrufe Bidens nach Amtsantritt galten nicht ihnen, sondern demokratischen Partnern der USA im Einflussbereich Chinas. Dort sieht der Präsident die eigentliche Herausforderung.
Deshalb wird Europa in der eigenen Nachbarschaft deutlich mehr Aufgaben übernehmen müssen. Dass die große Koalition vor der Wahl im Herbst dazu noch den Willen aufbringt, ist wegen der Fluchttendenzen der SPD leider unwahrscheinlich.