Dürre, Hunger, Arbeit und Prostitution: Malawische Kinder ausgebeutet und missbraucht
Schleuser bringen Kinder zum Arbeiten nach Südafrika. Im Süden gilt Missbrauch als „Reinigung“.
Kinder haben in Malawi keine Rechte. Sie leiden nicht nur unter der aktuellen Dürre, sondern sind auch vielfältiger Gewalt ausgesetzt. Das liegt zum einen daran, dass das Land im Süden Afrikas zu den ärmsten der Welt gehört. Gerade erst hat das Klimaphänomen El Niño eine lang anhaltende Dürre mit sich gebracht. 2,4 Millionen Bauern haben nichts geerntet. Eine knappe Million Kinder braucht Nahrungsmittelhilfe, um auch nur zu überleben.
Die Krise hat womöglich mit dazu beigetragen, dass Eltern versuchen, ihre Kinder nach Südafrika zum Arbeiten zu schicken. Am Mittwoch hat die Polizei in Südafrika 57 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen elf und 21 Jahren aus Malawi befreit, die von Menschenschmugglern ins Nachbarland gebracht wurden. Die 18 Mädchen und 39 Jungen waren mit dem Versprechen auf eine Arbeitsstelle illegal nach Südafrika gelockt worden, sagte Polizeisprecher Khomotso Phahlane. Erst kürzlich hatte die Polizei in Johannesburg 16 malawische Mädchen aus einem Haus befreit, wo sie offenbar zur Prostitution gezwungen worden waren.
Malawische Mädchen sind leichte Opfer von sexueller Ausbeutung. Der katarische Fernsehsender Al Dschasira berichtete vor ein paar Monaten, dass Vergewaltigung inzwischen das am häufigsten angezeigte Delikt in Malawi sei. Als ein Bündnis von Nichtregierungsorganisationen, an der Spitze „The Elders“, die ehemaligen Staats- und Regierungschefs und der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan, vor zwei Jahren eine Kampagne gegen die Verheiratung von Kindern startete, war Malawi schnell im Blickpunkt. Denn nirgends war die Zahl der Mädchen, die vor ihrem 18. Geburtstag in eine Ehe gezwungen wurden, größer. Wenig später trat ein Gesetz in Kraft, mit dem das Heiratsalter von 15 auf 18 heraufgesetzt wurde. Die Praxis ist damit aber noch nicht beendet.
Entjungferung soll angeblich Krankheiten vorbeugen
Die künftigen Ehemänner waren in der malawischen Kultur dafür zuständig, den Weg eines Mädchens ins Erwachsenenleben mit einem sexuellen Akt zu „vollenden“. Diese Praxis der „sexuellen Reinigung“ hat sich in den vergangenen Jahren allerdings gewandelt: Nahe der Großstädte Lilongwe oder Blantyre wurde die Praxis ganz aufgegeben. Im unterentwickelten Süden aber hat sich die Tradition gehalten. Dort bezahlen Eltern sogenannte Hyänen – ältere männliche Sexarbeiter – dafür, ihre Mädchen nach dem Eintritt der ersten Regelblutung zu entjungfern. Das soll Krankheiten von den Eltern und dem ganzen Dorf fernhalten.
Der Sender BBC hat vor zwei Wochen einen Mann interviewt, der als „Hyäne“ arbeitet. Am Dienstag ist er auf persönliches Geheiß des Präsidenten Peter Mutharika festgenommen worden. Die BBC zitiert Mutharika mit den Worten: „Diese schrecklichen Praktiken besudeln das Image der gesamten Nation international und beschämen uns alle.“
(mit dpa)
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