Wahlen in Frankreich: Macron überholt Le Pen
Emmanuel Macron gilt in Frankreich als der "französische Obama" - und überholt erstmals seit Wochen in Umfragen die Front National-Kandidatin Marine Le Pen.
Wie immer saß Brigitte Macron am Internationalen Frauentag während einer Veranstaltung ihres Mannes in Paris in der ersten Reihe. Doch diesmal holte sie Emmanuel Macron auf die Bühne, küsste sie und sprach ihr seine Bewunderung aus: „Ich habe ihr viel zu verdanken, denn sie hat dazu beigetragen, aus mir den zu machen, der ich bin.“ Dann bezeichnete sich der 39-Jährige selbst als Feministen und erklärte, sollte er Präsident Frankreichs werden, hätte er gern eine Frau als Premierministerin.
Gezielt hat er diese Ankündigung gesetzt, denn seine Konkurrentin im Wahlkampf, die rechtsextreme Front National-Kandidatin Marine Le Pen, bezeichnet sich gern als Feministin.
Doch Macron mit seiner 24 Jahre älteren, sehr selbstbewussten Frau wirkt glaubwürdiger. Er wird immer beliebter, weil er für eine tiefgreifende Erneuerung steht und als charismatischer Redner die Massen begeistert. In Frankreich heißt er bereits „der französische Obama“.
26 Prozent für ihn, 25 für Le Pen
Seit Wochen lag Macron in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen kurz hinter Le Pen, doch nun hat er sie in einer Umfrage erstmals überholt. 26 Prozent für ihn, 25 Prozent für Le Pen, sagt eine Erhebung der Agentur Harris Interactive. Der konservative Präsidentschaftskandidat François Fillon liegt mit 20 Prozent dahinter. In der Stichwahl dürfte Macron seine rechtsextreme Rivalin deutlich besiegen, meinen Experten.
Wie hat Macron, der vor drei Jahren noch ein völlig Unbekannter war, das geschafft? Mehrere Faktoren spielen dabei eine Rolle. Die konservativen Republikaner hätten Fillon gern ausgetauscht, weil er in eine Affäre um die mutmaßliche Scheinbeschäftigung seiner Frau verstrickt ist und dadurch an Glaubwürdigkeit verloren hat. Doch Fillon bleibt im Rennen.
Damit ist die Rechte geschwächt und Macron, der Sozialliberale, kann Wähler bei den Konservativen abwerben. Das tut er auch. So lobte er beispielsweise während einer Veranstaltung in der Nähe von Bordeaux demonstrativ Alain Juppé, den ehemaligen Premierminister, als „großen französischen Politiker“. Juppé ist ein Konservativer, steht aber links von Fillon.
Einer ärgert sich: Hollande
Macron wiederum erklärt, er stehe weder rechts noch links, was auch beim rechten Rand der Sozialisten gut ankommt. Das Signal setzte Bertrand Delanoë, ein ehemaliger Bürgermeister von Paris. Er unterstützt Macron und appellierte an seine Parteifreunde, „dem Kandidaten im ersten Wahlgang das meiste Gewicht zu verschaffen, der die größten Chancen hat, Madame Le Pen zu schlagen“.
Glaubt man den französischen Medien, schaut einer zu und ärgert sich, dass er selbst nicht mehr als Kandidat antreten wollte: Präsident François Hollande. Seine Rückkehr gilt allerdings als unwahrscheinlich.