zum Hauptinhalt
Außenminister Heiko Maas (SPD) will zwischen Griechenland und der Türkei vermitteln.
© dpa

Streit über Gasvorkommen in der Ägäis : Maas will zwischen Athen und Ankara vermitteln 

Im Gas-Streit in der Ägäis gibt es in Berlin und Paris eine unterschiedliche Agenda: Während Frankreich auf Härte setzt, will Deutschland moderieren. 

Außenminister Heiko Maas (SPD) will im Streit zwischen dem EU-Mitglied Griechenland und der Türkei um Gasvorkommen in der Ägäis vermitteln. Nach griechischen Medienberichten will Maas am kommenden Dienstag nach Athen und anschließend nach Ankara reisen, um vor einem informellen EU-Außenministertreffen am 27. und 28. August in Berlin den Disput zwischen beiden Ländern im östlichen Mittelmeer zu entschärfen. 

Deutschland hat gegenwärtig den Vorsitz in der EU inne und spielt damit eine Schlüsselrolle für eine mögliche Vermittlung in dem Streit, der vor zwei Wochen mit der Entsendung eines türkischen Gas-Forschungsschiffes in die Gewässer südlich der griechischen Insel Kastellorizo eskaliert war.  

Frankreich hat Militärpräsenz erhöht

Nach einer Entspannung im Verhältnis zwischen der Türkei und der EU sieht es dabei gegenwärtig nicht aus. Der ehemalige türkische Konteradmiral Cem Gürdeniz sagte der Nachrichtenagentur AFP, Frankreich schütte in der Region des östlichen Mittelmeers „Öl ins Feuer“. Frankreich hatte ein Kriegsschiff und zwei Kampfflugzeuge in die Region entsandt, nachdem die Türkei das Forschungsschiff „Oruc Reis“ in eine von Griechenland beanspruchte Zone geschickt hatte. 

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron betont den Einfluss seines Landes in der Mittelmeerregion.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron betont den Einfluss seines Landes in der Mittelmeerregion.
© REUTERS

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sieht die Verstärkung der militärischen Präsenz im östlichen Mittelmeer in erster Linie als Zeichen der Solidarität gegenüber dem EU-Partner Griechenland. Während Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in dem Streit mit der Türkei eher auf moderate Töne setzt, hatte Macron in der vergangenen Woche die Entsendung des Kriegsschiffs in einem Interview mit der Zeitschrift „Paris Match“ damit begründet, dass Frankreich eine „Macht in der Mittelmeerregion“ darstelle. 

[Wenn Sie alle aktuelle politischen Entwicklungen live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.] 

Die Äußerungen des inzwischen pensionierten türkischen Konteradmirals Gürdeniz stellen vor diesem Hintergrund gewissermaßen eine Retourkutsche dar. Gürdeniz erklärte, dass die „provozierenden Aktionen“ Frankreichs dem Frieden und der Stabilität in der Region schadeten. „Ich habe genug von Macrons täglichen verbalen Drohungen. Viele Türken sehen Frankreich inzwischen als ein ‚enfant terrible‘“, sagte Gürdeniz weiter. 

Gürdeniz gilt als Vater der Doktrin des „Mavi Vatan“, des „Blauen Vaterlands". Dem Konzept zufolge müsse Ankara seine territorialen Ansprüche nicht nur auf dem Festland, sondern auch zur See verteidigen. Staatschef Recep Tayyip Erdogan hat sich das Konzept seit einigen Monaten zu Eigen gemacht. 

Türkischer Ex-Konteradmiral nennt griechische Ansprüche „lachhaft"

Als Brennpunkt gilt dabei vor allem die griechische Insel Kastellorizo , die nur drei Kilometer vom türkischen Festland entfernt liegt. Wegen der Gasvorkommen in der Region bekommt der langjährige Streit zwischen Griechenland und der Türkei  um die Seegrenzen in der Region eine neue Dimension. Gürdeniz sagte in dem AFP-Interview, es sei „lachhaft“, dass Griechenland die Gewässer um Kastellorizo als Teil seiner Wirtschaftszone betrachte. In dieselbe Kerbe schlug am vergangenen Freitag auch Erdogan: Er erklärte, dass die Türkei die Suche nach Gas im östlichen Mittelmeer noch beschleunigen werde.  

EVP-Fraktionschef Weber: Erdogan sucht einen Feind im Äußeren

Der Fraktionschef der konservativen EVP-Fraktion im Europaparlament, Manfred Weber, sagte dem Tagesspiegel, die Türkei befinde sich „angesichts der schon länger andauernden Provokationen auf einem gefährlichen Weg“. Ankara entferne sich von den partnerschaftlichen Beziehungen zur EU. „Offenbar sucht Erdogan jetzt einen Feind im Äußeren, weil er sich seiner Machtposition im Inneren nicht mehr so sicher sein kann“, sagte der CSU-Politiker weiter.

Die EU müsse Erdogan klar signalisieren, dass er von seinen Provokationen ablassen müsse, forderte Weber. „Es geht bei dem Gasstreit nicht um eine Auseinandersetzung zwischen Griechenland und der Türkei, sondern um eine europäisch-türkische Angelegenheit. Die Türkei ist gut beraten, zu deeskalieren“, sagte der EVP-Fraktionschef.  

Zur Startseite