Vorwahlen bei den Konservativen in Frankreich: Links wählt rechts
Bei den Vorwahlen bei Frankreichs Konservativen wollen auch Linkswähler mitmischen. Der Grund: Sie wollen Nicolas Sarkozy verhindern - und Alain Juppé zum Präsidentschaftskandidaten machen.
Bei den französischen Anhängern der Parteien links von der Mitte gibt es einen neuen Volkssport: die Unterwanderung der Partei der konservativen Republikaner. Der Sport ist deshalb besonders beliebt, weil der finanzielle Einsatz – zwei Euro pro Person – überschaubar ist. Im Gegenzug winkt den Linkswählern die Aussicht, die zweite Amtszeit jenes Mannes verhindern zu können, der derzeit sein politisches Comeback vorbereitet: Ex-Präsident Nicolas Sarkozy.
Alle Augen richten sich auf den Kandidaten der Konservativen
Eigentlich entscheidet sich erst bei der Präsidentschaftswahl im Mai 2017, wer Frankreichs nächster Staatschef wird. Weil sich aber im kommenden Frühjahr wohl weder ein Kandidat der regierenden Sozialisten noch die rechtsextreme Front-National-Chefin Marine Le Pen durchsetzen dürften, findet die derzeitige parteiinterne Kandidatenauslese bei den oppositionellen Republikanern ein weit über die Partei hinausreichendes Interesse. Glaubt man den Umfragen, dann sind es die Republikaner, die voraussichtlich den Nachfolger des glücklosen Amtsinhabers François Hollande stellen werden.
Wer ins Wählerverzeichnis eingetragen ist, kann mitmachen
Bei ihrer Maulwurf-Aktion profitieren die Sympathisanten der Linken davon, dass bei der Urwahl der Konservativen jeder Franzose mitmachen darf. Lediglich ein paar Formalien sind zu beachten: Man muss am 31. Dezember 2015 ins Wählerregister eingetragen gewesen sein, den geringen Obolus von zwei Euro pro Wahlgang leisten und, was die Sache für eingefleischte Linke schon etwas schwieriger macht, sich per Unterschrift zu den Werten der französischen Mitte-rechts-Parteien bekennen. Das hält aber viele enttäuschte ehemalige Anhänger von Hollande nicht davon ab, sich für die Vorwahl im konservativen Lager registrieren zu lassen. Getreu dem Motto „Tout sauf Sarkozy“ (alles außer Sarkozy) wollen sie verhindern, dass der Kandidat, dessen Rhetorik gelegentlich an den Front National erinnert, in den Elysée-Palast einzieht.
Ex-Premier Juppé liegt in den Umfragen vorn
Laut Umfragen wollen sich an den beiden parteiinternen Wahlgängen, bei denen neben Sarkozy noch sechs weitere Bewerber antreten, bis zu drei Millionen Franzosen beteiligen – also weit mehr als die rund 200 000 Parteimitglieder der Republikaner. Bei den Linkswählern, die sich einschleichen wollen, gibt es einen klaren Favoriten: Ex-Premier Alain Juppé, der als gemäßigter gilt als „Sarko“. Der ehemalige Präsident muss deshalb befürchten, dass ihm die Felle davonschwimmen. Nach einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage käme er in der entscheidenden parteiinternen Stichwahl am 27. November auf 47 Prozent der Stimmen, Juppé aber auf 53 Prozent.