Flüchtlinge in Frankreich: Hollande verspricht endgültige Schließung des "Dschungels" in Calais
Am Montag hat der französische Präsident die Hafenstadt Calais besucht - nicht aber das nahegelegene Flüchtlingscamp. Obwohl es nur darum ging.
Der französische Staatspräsident François Hollande hat den Willen seiner Regierung zur Schließung des Flüchtlingslagers von Calais bekräftigt. Das Camp werde "vollständig und endgültig aufgelöst", sagte Hollande am Montag bei einem Besuch in der nordfranzösischen Hafenstadt. In dem Lager in der Nähe des Hafens halten sich nach offiziellen Angaben rund 7000 Menschen auf. Nach Zählungen von Hilfsorganisationen sind es sogar mehr als 10.000.
Der sozialistische Präsident begründete die Pläne in einer Rede vor Polizisten auch mit humanitären Gesichtspunkten. „Wenn wir Würde, Solidarität und Schutz sicherstellen wollen, müssen wir das Heideland von Calais räumen“, betonte er. Es war sein erster Besuch als Staatschef in Calais, zum „Dschungel“-Gelände begab er sich nicht.
Die Situation rund um das Lager sorgt seit Monaten für Zündstoff in Frankreich und ist auch mit Blick auf die Präsidentschaftswahl im kommenden Frühjahr brisant. Vor wenigen Wochen hatten die Behörden die Räumung angekündigt, die Menschen sollen auf Aufnahmezentren im ganzen Land verteilt werden. Ein Datum ist noch nicht bekannt.
Er warnte davor, die Situation zu instrumentalisieren - eine Anspielung auf konservative Oppositionspolitiker, die angesichts der Regierungspläne vor vielen „Mini-Calais“ in ganz Frankreich gewarnt hatten. Zugleich äußerte Hollande Verständnis für Unmut in der Region Calais. Geschäftsleute klagen über Umsatzeinbrüche, Lastwagenfahrer fürchten Straßenblockaden durch Migranten, Tag für Tag sind Hunderte Polizisten im Einsatz.
Kritik an Großbritannien
Zugleich rief Hollande die britische Regierung auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. "Die britischen Behörden müssen die humanitären Anstrengungen Frankreichs unterstützen", forderte Hollande. Das Votum der Bürger für einen EU-Austritt entbinde die Regierung in London nicht von ihren Pflichten. Im Abkommen von Touquet von 2003 hatte sich Frankreich verpflichtet, die Flüchtlinge vom Überqueren des Ärmelkanals abzuhalten.
Im Gegenzug finanziert Großbritannien unter anderem Sperranlagen in Nordfrankreich. Dazu zählt auch eine 2,7 Millionen Euro teure Mauer, die die Flüchtlinge vom Hafen fernhalten soll. Der Bau hatte am vergangenen Dienstag begonnen. Die meisten Flüchtlinge hoffen, auf Fähren oder durch den Eurotunnel heimlich nach Großbritannien zu gelangen. (AFP, dpa)