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Nicolas Sarkozy und Carla Bruni.
© dpa

Nicolas Sakozy an der Spitze der UMP: Comeback eines Spalters

Seine politischen Gegner freuen sich über Nicolas Sarkozys Rückkehr. In seiner eigenen Partei hält sich die Freude in Grenzen. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Hans-Hagen Bremer

Nicolas Sarkozy ist ein hartnäckiger Langstreckenläufer. Das bezeugen Pariser, die Frankreichs Ex-Präsidenten durch den Bois de Boulogne hecheln sehen. Auch politisch weist der 59-Jährige Ausdauer auf, wie jetzt seine Wahl an die Spitze der konservativen Oppositionspartei Union pour un Mouvement Populaire (UMP) zeigt.

Nach seiner Niederlage bei der Präsidentenwahl 2012 gegen den Sozialisten François Hollande wollte er sich eigentlich als „elder statesman“ aus den Niederungen der Tagespolitik heraushalten. Nun tritt er doch wieder an. Aber seine Rückkehr auf die politische Bühne ist längst nicht so brillant ausgefallen, wie er es sich erhofft haben mag.

Nur 64 Prozent der UMP-Mitglieder, die sich an der parteiinternen Urwahl am Wochenende beteiligten, gaben ihm ihre Stimmen. Gemessen an den quasi-sowjetischen

85 Prozent, mit denen Sarkozy vor zehn Jahren UMP-Chef wurde, ist das wenig. Über ein Drittel der Stimmen gingen an den Nachwuchspolitiker Bruno Le Maire sowie einen weitgehend unbekannten Hinterbänkler.

Selbst seine Parteigänger halten ihn für weniger seriös

Er wolle die in sich zerstrittene politische Rechte wieder mit sich versöhnen, hatte Sarkozy vor der Wahl verheißen. Der harte Kern der UMP hat sich für ihn ausgesprochen,

doch die Hälfte der Mitglieder folgte seinem Ruf nicht. Die Krönung eines charismatischen Anführers, der seine „Familie“, wie er die UMP nennt, wieder zusammenführt, ist das nicht.

Seine Erfolgsaussichten, als einziger Kandidat der Rechten den nächsten Präsidentschaftswahlkampf zu bestreiten, sind damit nicht größer geworden. Zunächst muss er klären, wie er die Partei erneuern will, vor allem mit welchen Leuten. Auf François Fillon, seinen früheren Premierminister, der selbst kandidieren will, kann er nicht zählen. Auch auf Alain Juppé nicht, seinen ehemaligen Außenminister und gefährlichsten Konkurrenten. In seiner Erklärung zum Wahlausgang erwähnte Juppé Sarkozy nicht namentlich, stattdessen erinnerte er den neuen Parteichef an die Forderung, die Primärwahl zur Kandidatenkür über die Partei hinaus für alle Sympathisanten der Rechten öffnen. Er traut Sarkozy zu, dies zu hintertreiben. Denn bei einer auf die UMP begrenzten Primärwahl hätte er die besseren Chancen, während Juppé auf Stimmen bis hin zur Linken rechnen könne. In einer neuen Umfrage bescheinigen die Franzosen Juppé höhere Sympathiewerte als Sarkozy. Selbst dessen Parteigänger halten ihn für weniger seriös.

Die sozialistische Regierungspartei bejubelt Sarkozys Rückkehr

Dieses Handikap dürfte den neuen UMP-Chef so lange behindern, wie die Justiz seine Affären, insbesondere die Machenschaften zur Finanzierung des Wahlkampfs 2012, verfolgt. Darüber hinaus muss er als neuer Oppositionsführer seinen Zickzackkurs aufgeben und klarstellen, welche Politik er eigentlich will. Kein Wunder, dass die sozialistische Regierungspartei Sarkozys Rückkehr als „eine gute Sache“ bejubelt. Sie setzt darauf, dass der Gegner von einst die Franzosen wieder so gegeneinander aufbringt wie früher. Die Gefahr ist jedoch, dass das diesmal mehr dem Nationalen Front als dem angeschlagenen Präsidenten Hollande nützen würde.

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