Nationaler Waldgipfel: Landwirtschaftsministerin Klöckner will Deutschland aufforsten
„Jeder Baum, der fehlt, fehlt uns als Mitkämpfer gegen den Klimawandel“, sagt die Ministerin. Bundwesweit sind bereits 150.000 Hektar Wald wegen Dürre zerstört.
Mehr Bäume für Deutschland: Bundesforstministerin Julia Klöckner (CDU) hat sich vor dem nationalen Waldgipfel für eine deutliche Aufforstung ausgesprochen. „Jeder Baum, der fehlt, fehlt uns als Mitkämpfer gegen den Klimawandel“, sagte Klöckner am Mittwoch im Südwestrundfunk. Mindestens die Schäden durch Stürme, Dürre und Borkenkäfer der vergangenen zwei Jahre müssten nachgepflanzt werden. Vor der Wiederaufforstung müsse aber das durch den Borkenkäfer geschädigte Holz aus den Wäldern gebracht werden. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) habe hier die Hilfe der Bundeswehr angeboten.
Am Mittwoch werden zum von Klöckner organisierten Waldgipfel in Berlin Vertreter von mehr als 170 Verbänden und Institutionen erwartet. Auf der Konferenz soll angesichts großflächiger Baumschäden über kurzfristige Hilfen sowie langfristige Maßnahmen zur Klimaanpassung in Wäldern gesprochen werden. Grundlage der Diskussionen ist laut Bundesagrarministerium ein von Klöckner erarbeitetes Eckpunktepapier.
Bundesweit kommt es seit dem vergangenen Jahr zu großflächigen Waldschäden in einem bislang noch nicht gekannten Ausmaß. Klöckners Ministerium zufolge sind bereits 150.000 Hektar zerstört. Starke Stürme in den Jahren 2017 und 2018, extreme Dürre und Hitzewellen in den Jahren 2018 und 2019 sowie die massenhafte Ausbreitung von Borkenkäfern hätten den Wäldern „schwere, unübersehbare Schäden“ zugefügt, heißt es in dem Papier zum Gipfel. „Millionen Bäume zeigen sehr hohe Schadenssymptome.“
Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) betonte, dass die Aufforstung der Wälder andere Bereiche beim Klimaschutz nicht entlasten könnte. „Wir werden beides brauchen: Klimawälder, die CO2 binden und ein klimafreundliches Verkehrssystem“, sagte die SPD-Politikerin der Funke Mediengruppe. Es gehe nicht um ein „Entweder-Oder“, sondern um ein „Sowohl-als-auch“. Alle Bereiche seien gefragt, damit Deutschland bis 2050 klimaneutral werde. Zudem sei es europarechtlich nicht möglich, „CO2-Zertifikate aus Aufforstung in großem Stil auf andere Bereiche zu übertragen“.
Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) forderte deutlich mehr Fachkräfte. „Der klimagerechte Umbau des Forstes ist eine Mammutaufgabe, die sich nur mit zusätzlichem Personal stemmen lässt“, sagte der Vize-Vorsitzende Harald Schaum. Dabei gehe es darum, Monokulturen durch Mischwälder zu ersetzen. Gebraucht werde hierfür ein zusätzlicher Forstbeschäftigter pro 1000 Hektar, was bei elf Millionen Hektar Wald in Deutschland einen Mehrbedarf von 11.000 Beschäftigten bedeute – jeweils zur Hälfte für den privaten und den öffentlichen Forst.
Ministerin Schulze zeigt sich offen für nachträgliche Veränderungen am Klimapaket im Bundesrat. „Und wenn dort mögliche Verbesserungen vorgeschlagen werden, höre ich mir das unvoreingenommen an“, sagte sie. Zwar habe sie sich bei dem von der Bundesregierung beschlossenen Klimapaket mehr vorstellen können, jedoch beinhalte der Kompromiss mehr Vor- als Nachteile.
Die Bundesregierung hatte am Freitag ein 54-Milliarden-Euro-Paket für den Klimaschutz auf den Weg gebracht. Es sieht unter anderem die Einführung einer CO2-Bepreisung sowie finanzielle Anreize für umweltfreundliches Verhalten vor. Wissenschaftler, Oppositionsparteien und Umweltverbände kritisierten die Beschlüsse als unzureichend. (AFP/dpa)