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Der Linken-Politiker Oskar Lafontaine erhebt schwere Vorwürfe.
© Imago Images/Becker Bredel

Wegen Warnungen vor Delta-Variante: Lafontaine nennt Lauterbach „Covid-Heulboje“

Linken-Politiker Lafontaine attackiert die Corona-Politik – und Lauterbach. Der sei ein Handlanger der Pharmaindustrie. Vom SPD-Mann kommt nur ein Satz.

Der Linken-Politiker Oskar Lafontaine hat den Kurs der Bundesregierung in der Coronavirus-Pandemie scharf kritisiert – und den SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach in einem Beitrag auf seiner Facebook-Seite persönlich angegriffen. Dieser zähle „an vorderster Stelle“ zu den „Covid-Heulbojen“, die Delta-Variante benutzten, um „erneut zu warnen und Schreckensszenarien in die Welt zu setzen“.

Lafontaine wirft Lauterbach und anderen Experten vor, „Arm in Arm mit der Pharmaindustrie den Teufel an die Wand malen, um möglichst viele Leute mit den Impfstoffen mit ,bedingter Marktzulassung‘ zu impfen und den nächsten Lockdown vorzubereiten“. Dabei verlören die „Experten“ allmählich ihre Glaubwürdigkeit, schreibt Lafontaine.

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Weiter schreibt Lafontaine, „das Herumreiten auf Inzidenzen, ohne die Anzahl der durchgeführten Tests anzugeben, war, vom wissenschaftlichen Standpunkt aus betrachtet, schon immer eine Scharlatanerie“. Die Warnungen vor überfüllten Intensivstationen „entpuppen sich bei näherem Hinsehen als interessengeleitete Lügen“. Dies habe nicht zuletzt der Bundesrechnungshof festgestellt. „Und selbst die Statistik der Corona-Toten und die daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen geraten ins Zwielicht“, so Lafontaine weiter. Dies habe der promovierte Mathematiker Günter Eder gezeigt.

Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach.
Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach.
© Imago Images/Photothek/Florian Gärtner

Lobende Worte findet der 77-Jährige für Kinderärzte und die Mitglieder der Ständigen Impfkommission, weil diese sich „bisher standhaft weigern“, Impfungen von Kindern zu empfehlen, „obwohl die Pharma-Lobby mit ihren Handlangern mächtig Druck macht“. Lafontaine behauptet weiter: „Der Lockdown hat bei den Kindern mehr Schaden angerichtet und ihnen mehr Leid zugefügt, als es eine Infektion mit Covid je könnte.“

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Seinen Beitrag beendet er mit den Sätzen: „Das Schimpfwort Covidioten fällt mehr und mehr auf diejenigen zurück, die jede Gelegenheit ergreifen, um wichtigtuerisch Warnungen in die Welt zu setzen und mit wissenschaftlich nicht abgesicherten Behauptungen die Leute verrückt zu machen.“

Karl Lauterbach reagierte mit nur einem Satz auf die Angriffe: Der „Saarbrücker Zeitung“ sagte der Arzt und Epidemiologe: „Schade, eine solche Polemik ist eigentlich unter seiner Würde.“

In den sozialen Netzwerken wird der Beitrag Lafontaines heftig diskutiert. Einige sind der Ansicht, es sei Lafontaine, der seine Glaubwürdigkeit verloren habe – und auch Politiker sogar aus der eigenen Partei kritisieren den Linken.

Es gibt aber auch Zuspruch für die Vorwürfe Lafontaines, unter anderem von der AfD.

Lafontaine hatte zuletzt parteiinterne Streitigkeiten bei den Linken ausgelöst, weil ihm vorgeworfen wurde, er habe dazu aufgerufen, bei der Bundestagswahl nicht für die Partei zu stimmen. Der saarländische Landesvorsitzende Thomas Lutze, gegen den die Staatsanwaltschaft Saarbrücken wegen Betrugsverdachts ermittelt, war erneut zum Spitzenkandidaten bei der Bundestagswahl gewählt worden. Daraufhin hatte Lafontaine erklärt: „Kandidat Lutze kann nicht unterstützt werden.“

Nach einem Gespräch mit Linken-Chefin Susanne Hennig-Wellsow zeigte sich Lafontaine dann versöhnlich. Die Streitigkeiten im saarländischen Landesverband seien „ein Sonderfall, der mit der Linken insgesamt nichts zu tun hat“ sagte Lafontaine, der dort Fraktionsvorsitzender ist, weiter. Deshalb sei es auch falsch, zu behaupten, er habe dazu aufgerufen, die Linke nicht zu wählen. (Tsp)

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