Islam in Deutschland: Kooperation beim Kampf gegen Kindesmissbrauch
Der Zentralrat der Muslime und der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung wollen zusammenarbeiten. Einen konkreten Anlass gebe es nicht.
Für Johannes-Wilhelm Rörig ist es „ein Meilenstein im Kampf um einen besseren Kinderschutz in Deutschland“. Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung ist eine Kooperation mit dem Zentralrat der Muslime (ZMD) eingegangen. Erstmals besteht damit eine Zusammenarbeit beim Thema sexueller Missbrauch mit einem muslimischen Verband. Am Donnerstag stellten Rörig und Aiman Mazyek, der Vorsitzende des ZMD, die Zusammenarbeit vor.
In erster Linie wird es um Aufklärung gehen. Mit Hilfe eines extra auch auf arabisch verfassten Flyers sowie mit Schulungen und Informationsveranstaltungen sollen Muslime über alle Aspekte des Themas unterrichtet werden, Opferschutz, Täterverhalten, Hilfseinrichtungen. „Wir werden die Gemeindemitglieder und die Imame sensibilisieren“, sagte Mazyek. Einen konkreten Anlass für diese Kooperation, die seit Frühsommer 2015 vorbereitet wurde, gebe es nicht. „Der Anlass war der Schutz von Kindern.“
Warum der ZMD aber erst jetzt mit Rörig kooperiert, konnte Mazyk nicht konkret beantworten. Rörig hofft nun, dass bald auch mit weiteren muslimische Organisationen und Verbänden eine Kooperation möglich sein wird. Harte Kritik übte der Missbrauchsbeauftragte am Asylpaket II, das bald im Bundestag verabschiedet werden soll. In dem Gesetzentwurf fehlten wichtige Maßnahmen zum Schutz vor sexuellem Missbrauch in Unterkünften.
So seien keine seperaten Duschen und Toiletteneinrichtungen vorgeschrieben. In Flüchtlingsheimen lebten rund 100 000 Flüchtlingskinder, Erwachsene hätten es leicht, Nähe zu diesen Kindern aufzubauen. Es sei „absolut fahrlässig“ zu glauben, ein Erweitertes Führungszeugnis von Heim-Mitarbeitern genüge als Schutz vor Missbrauch.
Wenn das Asylpaket II nicht geändert werde, verstoße es gegen EU-Richtlinien, sagte Rörig. Am Mittwoch sei deshalb die Bundesregierung von der EU-Kommission aufgefordert worden, die Richtlinien einzuhalten. Rörig beklagte auch, dass er nicht in die Feinabstimmung über das Asylpaket II eingebunden worden sei.