Streit mit Heribert Schwan: Kohl nennt seinen früheren Biografen „verrückt“
Streit ohne Ende: Altkanzler Helmut Kohl hat seinen ehemaligen Biografen Heribert Schwan nun als "verrückt" bezeichnet. Zudem wirft er ihm Diebstahl geistigen Eigentums vor. Ungarns Premier Viktor Orban dagegen ist für ihn "ein großer Europäer".
Altkanzler Helmut Kohl hat seinen ehemaligen Biografen Heribert Schwan im Streit um die publizistische Verwertung von Gesprächen über sein politisches Leben persönlich angegriffen. Kohl sagte dem
„Stern“ in einem gemeinsamen Gespräch mit seiner Frau Maike Kohl-Richter nach einer Mitteilung des Magazins vom Mittwoch, es sei sein Fehler gewesen, dass er Schwan vertraut habe. Der sei „verrückt“. Kohl-Richter nannte Schwan demnach einen „Wichtigtuer“ und warf ihm Diebstahl geistigen Eigentums vor.
Heribert Schwan hatte Kohl 2001 und 2002 mehr als 600 Stunden in dessen Haus interviewt und die Gespräche auf Band aufgenommen. Sie dienten der Vorbereitung von Kohls Memoiren, von denen drei Bände erschienen - danach wurde die Zusammenarbeit beendet. Nun hat Schwan das Buch „Vermächtnis: Die Kohl-Protokolle“ veröffentlicht und darin zum Teil unverblümt Kohls Kritik an politischen Weggefährten wiedergegeben.
Landgericht Köln will am 13.November urteilen
Kohl bestreitet, dass Schwan seine Aussagen hätte verwenden dürfen und verlangt, dass mehr als 100 Zitate in dem Buch gestrichen werden. In dem Rechtsstreit zwischen den beiden will das Landgericht Köln am 13. November eine Entscheidung verkünden. Kohl-Richter sagte, sie rechne in der ersten Instanz mit einem für sie positiven Ausgang.
Altkanzler Helmut Kohl lobt Ungarns Premier Orban als großen Europäer
Lobende Worte fand Kohl in dem „Stern“-Gespräch über den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban: „Er ist ein großer Europäer, er denkt und handelt europäisch.“ Orban und seine rechtskonservative Regierung nutzten ihre Macht bisher auch dafür, repressive Mediengesetze durchzusetzen, verfassungsmäßige Kontrollinstanzen auszuschalten und die Wahlordnungen an eigene Bedürfnisse anzupassen. dpa