Heribert Schwans Kohl-Buch: "Kohl-Biograph hat außerhalb seiner Dienstzeit gearbeitet"
Das Projekt Heribert Schwans, eine mehrteilige Biographie über Helmut Kohl zu schreiben, nannte sein ehemaliger Arbeitgeber, der WDR, eine "Mammutarbeit". Diese habe Schwan allerdings "außerhalb seiner Dienstzeit" verrichtet. Der Gebührenzahler habe das Projekt nicht unterstützt.
Der 69-jährige Journalist und Helmut-Kohl-Biograph Heribert Schwan, der von 1989 bis Ende 2009 ohne Unterbrechung als Redakteur beim WDR fest angestellt war, hat sämtliche Arbeiten für die mehrbändige Ausgabe seiner Kohl-Memoiren in seiner Freizeit getätigt. Die Gebührenzahler des öffentlich-rechtlichen Rundfunks haben das Projekt auch indirekt nicht unterstützt. Das sagte eine Pressesprecherin des WDR am Dienstag dem Tagesspiegel auf Anfrage. In der Antwort des WDR heißt es wörtlich: „Heribert Schwan ist seit dem 1. Januar 2010 Pensionär und somit nicht mehr Angestellter des Westdeutschen Rundfunks. In seiner Zeit als Redakteur beim WDR hat Herr Schwan seine Buchprojekte zu Helmut Kohl als Nebentätigkeit beantragt und vom WDR genehmigt bekommen. Grundlage dafür war, dass er an ihnen außerhalb seiner Dienstzeit gearbeitet hat.“
Zu den Arbeiten Schwans zählen 630 Stunden Interview, die Schwan an mehr als hundert Tagen mit dem ehemaligen Bundeskanzler in den Jahren 2001und 2002 geführt hatte, Sichtung und Auswertung von 135 Tonbändern, der Stasi-Akte über Kohl, diversen Redemanuskripten, des Briefverkehrs, aller Kabinettsprotokolle aus 16 Jahren. Hinzu kommen ausgedehnte Archivaufenthalte sowie das Verfassen der Biographie selbst (drei Bände mit insgesamt rund 2500 Seiten). Der WDR bezeichnete das Memoirenprojekt als „Mammutarbeit“.
Im Jahr 2008 kam es zum Bruch zwischen Kohl und Schwan. Seitdem wird über den Nachlass vor Gericht gestritten. Kohl hatte die Zusammenarbeit 2009 unter anderem wegen eines Streits über die WDR-Fernsehserie „Die Bonner Republik“ aufgekündigt, die Schwan gedreht hatte und in der Kohl als Interviewpartner ebenfalls zu Wort kommt. Trotz der Vertragsauflösung veröffentliche Schwan, gemeinsam mit Tilman Jens, vor wenigen Tagen den vierten Band der Memoiren mit dem Titel „Vermächtnis. Die Kohl-Protokolle“. Das Buch steht inzwischen mit angeblich 100.000 verkauften Exemplaren auf Platz zwei der deutschen Hardcover-Sachbuchcharts. Für die ersten drei Bände (Verlag Droemer Knaur) hatte Schwan auch von Kohl ein Honorar erhalten. Die Höhe des Verlagshonorars für den vierten Band (Heyne-Verlag) ist offiziell nicht bekannt. Friedrich Küppersbusch schrieb dazu in der „tageszeitung“, viele fleißige WDR-Mitarbeiter seien beeindruckt davon, „dass ein Vorgesetzter 600 Stunden in Oggersheim auf dem Sofa verbrachte und dafür nun privat noch mal die Hand aufhalten darf“.