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Tamim bin Hamad al Thani (2.v.r.) ist bestens vernetzt: Zuletzt besuchte er neben Prinz Albert und Frankreichs Ex-Präsidenten Valery Giscard d'Estaing die Beerdigung von Jacques Chirac.
© REUTERS/Francois Mori

Der Leichtathletik-WM-Ausrichter Katar: Kleines Land, großer Einfluss

Der Leichtathletik-WM-Ausrichter Katar verfügt über sehr gute Kontakte, nicht nur in der Golfregion. Wie sichert sich das kleine Emirat großen Einfluss?

Kaum einer versteht es so geschickt, Geld in politischen Einfluss umzumünzen, wie Katars umtriebiger Scheich. Tamim bin Hamad al Thani hat sein kleines Emirat zu einem weltweit gefragten Partner gemacht. Mit sehr hohen Summen sichert sich der 39-jährige Herrscher Macht und Einfluss – weit über den Nahen und Mittleren Osten hinaus. Irankrise, Afghanistankrieg oder Nahostkonflikt: Der Ministaat am Golf mischt überall mit. Mal dezent im Hintergrund, mal demonstrativ in erster Reihe. Ganz wie es die Gegebenheiten erfordern. Katar mag ein winziges Land sein – dessen Reichtum und weitreichende Beziehungen werden aber selbst von den Großmächten geschätzt und genutzt.

Zum Beispiel von Donald Trump. Im Sommer wurde Katars Emir mit viel Pomp in Washington empfangen. Der US-Präsident schmeichelte dem Gast mit Sätzen wie: „Tamim, du bist seit langer Zeit mein Freund. Wir fühlen uns wohl miteinander.“ Zwei Jahre zuvor klang das noch ganz anders. Damals hatte Saudi-Arabien mit anderen arabischen Staaten eine wirtschaftliche und politische Blockade gegen die Kataris verhängt, die bis heute aufrechterhalten wird.

Der sunnitische Konkurrent, der nach wie vor dem Embargo trotzt, soll auf Linie gebracht werden, also sein aus Riads Sicht allzu eigenständiges Agieren einstellen. Vor allem Katars gutes Verhältnis zum Iran ist dem saudischen Königshaus ein Dorn im Auge. Trump nahm einen anderen Hauptvorwurf der Saudis auf und nannte Katar einen „Finanzier von Terrorismus“.

Auch in Deutschland sind die Kataris gut im Geschäft

Dass Amerikas Präsident Mitte 2019 dann plötzlich eine seiner berüchtigten Kehrtwenden vollzog, hatte viele Gründe. So stand Saudi-Arabien damals wegen des Mordes am Regimekritiker Jamal Khashoggi am Pranger. Der enge Verbündete war in Verruf geraten.

Katar beherbergt zudem die wichtigste US-Militärbasis im Mittleren Osten. Der Stützpunkt hat durch die Spannungen zwischen Washington und Teheran noch an Bedeutung gewonnen. Eine große Rolle beim Sinneswandel dürfte nicht zuletzt Katars finanzielles Engagement in den USA gespielt haben. Milliarden wurden und werden investiert. Eine Menge Jobs hängen dort von der Gunst des Emirats ab.

Gut im Geschäft sind die Kataris auch in Deutschland. Volkswagen, Deutsche Bank, Siemens, Solarworld – in vielen Konzernen hat das Emirat ein gewichtiges Wort mitzureden. Und dann ist da noch das Gas. Katar beutet gemeinsam mit dem Iran unter dem Persischen Golf das größte bisher entdeckte Gasfeld der Welt aus.

Geld für Islamisten

Dieses Rohstoffreservoir macht das Emirat zu einer unabhängigen ökonomischen Supermacht. Mit dem Geld werden, da sind sich Experten sicher, allerdings Extremistenorganisationen wie die Muslimbrüder unterstützt. Auch Dschihadistengruppen in Syrien oder Libyen sollen Geld aus Doha erhalten.

Die Hauptstadt Katars ist ein beliebtes Exil für führende Vertreter der im Gazastreifen herrschenden Hamas und der afghanischen Taliban.

Doch die Petrodollars und der Einfluss auf radikale Kräfte machen das Emirat zugleich zu einem ernstzunehmenden Akteur in der Region. Wenn die Kataris nicht kofferweise Geld nach Gaza bringen, kann der Konflikt zwischen der Hamas und Israel rasch eskalieren. Politik per Scheckbuch – das funktioniert aus Sicht des Emirats vortrefflich.

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